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E-Mobilität: Über das Interesse an Elektroautos und Wallboxen in Weyhe

E-Mobilität: Über das Interesse an Elektroautos und Wallboxen in Weyhe

e-mobilität: über das interesse an elektroautos und wallboxen in weyhe

Ein Elektrocamper in Weyhe ist am Stromnetz angeschlossen.

Wie gestaltet sich die Situation in puncto Elektromobilität und Ladesäuleninfrastruktur in der Gemeinde Weyhe? Die Kreiszeitung hat nachgefragt.

Weyhe – Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) hat sich kürzlich für das Pkw-Klimaziel der Europäischen Union ausgesprochen. Doch wie sieht es in Weyhe aus? Ist die E-Mobilität hier auf dem Vormarsch?

„Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen bleibt gemischt“, sagt Stephanie von Ahsen, Geschäftsführerin im Autohaus Brandt. In Kirchweyhe werden die Marken VW und Nissan angeboten. Während die Nachfrage bei VW-Nutzfahrzeugen verhalten sei, steige sie bei den Pkw aufgrund von Subventionen und Sondermodellen. Bei Nissan zeige sich ein ähnliches Bild. Besonders der Ariya und der Townstar EV seien gefragt. Steigende Nachfrage werde für neue Modelle wie Interstar, Leaf und Micra 2025 erwartet.

Von Ahsen berichtet, dass Kostenersparnis und Image die Hauptgründe für den Umstieg auf Elektrofahrzeuge in der Region seien. Mario Wallenhorst, Assistent der Geschäftsleitung von Volvo Mühlenhorst in Angelse, ergänzt, die meisten Kunden seien gut informiert und wüssten genau, welches Elektrofahrzeug sie wollten. Beliebt seien der Volvo EX 30 und Plug-in-Hybride.

Wallenhorst wie von Ahsen bestätigen: Die Ladeinfrastruktur bleibt für die Kunden ein heikles Thema. „Nach intensiver Beratungen durch die Verkäufer werden viele Bedenken hinsichtlich der Ladeinfrastruktur ausgeräumt“, sagt die Brandt-Geschäftsführerin. Skepsis hinsichtlich Reichweite, Lademöglichkeiten und Ladezeiten werde oft durch Probefahrten und Beratung zerstreut. Aktuelle Reichweiten nähern sich 400 bis 450 Kilometern, so von Ahsen.

Welche Herausforderungen begegnen den Autohäusern beim Verkauf von Elektroautos am häufigsten? „Die größten Herausforderungen sind die Nutzlast und Reichweite der Fahrzeuge. Kunden müssten lernen, ihre Fahrten und Ladepausen vorab zu planen, insbesondere bei längeren Strecken“, sagt Stephanie von Ahsen.

Wie ist es um die Ladeinfrastruktur in Weyhe und Umgebung bestellt? „Viele Kunden bauen eigene PV-Anlagen, bevor sie ein Elektrofahrzeug kaufen. Die Schnellladeinfrastruktur in der Umgebung, wie zum Beispiel im Ochtumpark, wird genutzt“, sagt von Ahsen. Die meisten Kunden, die sich für ein Elektro-Auto entscheiden, würden eine eigene Wallbox installieren, bestätigt Mario Wallenhorst.

Hat der Landkreis einen Überblick über die Ladesäulen? Sprecherin Mareike Rein: „Die Ladesäulen sind nicht beim Landkreis Diepholz registriert.“

Sebastian Kelm, Sprecher der Gemeinde Weyhe, berichtet von acht Ladesäulen-Standorten mit 24 Ladepunkten auf privatem, aber öffentlich zugänglichem Grund. „Keine aktuellen Pläne für weitere Ladesäulen.“ Ebenfalls gibt es keine Übersicht über private, nicht öffentlich zugängliche Ladepunkte oder Ladesäulen wie etwa Wallboxen oder Ladesäulen auf Firmengeländen. Gespräche mit der Gemeinde Stuhr über gemeinsamen Ausbau eines Ladesäulennetzes laufen.

Netzbetreiber Avacon sieht Herausforderungen durch den Zubau von Wallboxen und PV-Anlagen, die jedoch lösbar sind. „Anfragen zu Wallboxen steigen ständig, sie werden angeschlossen und funktionieren. Es wird genug Strom geben“, betont der Kommunalreferent Hermann Karnebogen auf Anfrage. Aktuell gibt es im Kreis 452 Wallboxen. Das Stromnetz wächst mit den Boxen und erneuerbaren Energien. „Wir werden weiter in Netze investieren.“

Die Ladeinfrastruktur für Elektroautos in Weyhe beschäftigt die Fraktionen des Gemeinderats. Wie bewerten die Fraktionen den aktuellen Stand und welche Fahrzeuge nutzen sie?

FDP-Fraktionschef Dr. Andreas Hinderks kritisiert: „Zu wenige Ladestationen, besonders in Dreye. Gerade für Bewohner von Mietwohnungen sollten mehr Lademöglichkeiten geschaffen werden.“ Hinderks, der seit über fünf Jahren selbst ein Elektroauto fährt, betont, die Zuverlässigkeit von Verbrennerfahrzeugen habe in den vergangenen 15 Jahren oft zu wünschen übrig gelassen.

SPD-Fraktionschef Rainer Zottmann fordert, die Ladeinfrastruktur müsse mit der steigenden Anzahl an E-Autos Schritt halten. „Aktuell gibt es nur 20 Ladepunkte an sechs Standorten – das ist zu wenig, besonders für Bürger ohne private Lademöglichkeiten.“ Die SPD hatte 2022 solch ein umfassendes Konzept gefordert. Das wurde bereits erarbeitet und konkrete Standorte ermittelt. Zottmann fährt derzeit noch einen Benziner, plant aber den Umstieg bei vernünftigen Preisen. Andere SPD-Mitglieder, die E-Autos fahren, bemängeln die erwähnten Schwierigkeiten bei langen Strecken und die höheren Ladepreise unterwegs.

CDU-Fraktionschef Claus-Peter Wessel sagt: „Der Bedarf an Ladesäulen muss gedeckt werden.“ In ländlichen Regionen sei der Bedarf geringer, da viele zuhause laden. Einige CDU-Mitglieder fahren E-Autos und nutzen PV-Anlagen, andere sind wegen der Herstellungsmethoden und Entsorgung der Batterien kritisch.

Grünen-Fraktionschefin Annika Bruck: „Meine Familie ist auf E-Autos umgestiegen und lädt hauptsächlich zuhause.“ Sie hält die bestehenden Schnellader für ausreichend, wünscht sich aber zusätzliche Lademöglichkeiten durch private Anbieter.

Bruck betont den Beitrag zur Klimaneutralität und fokussiert ihre Fraktion auf Carsharing und Quartierskonzepte statt direkte Förderungen. Sie ist optimistisch bezüglich des Umstiegs und der Entwicklungen in der Autoindustrie.

Anzahl der Fahrzeuge im Landkreis / Zahlen vom 22. August 2024

Landkreis Diepholz gesamt:

Benzin: 103.441 Zulassungen

Diesel: 71.239 Zulassungen

rein Elektro: 5040 Zulassungen

weitere Antriebsarten

Benzin/Flüssiggas: 1.157 Zulassungen

Benzin/kompr .Erdgas: 76 Zulassungen

Hybrid/Benzin: 4.180 Zulassungen

Erdgas NG: 252 Zulassungen

Hybrid/Diesel: 1.573 Zulassungen

Benzin/Ethanol: 21 Zulassungen

Hybrid/Benzin/E ext. aufladbar: 2.341 Zulassungen

Hybrid/Diesel /E ext aufladbar: 213 Zulassungen

davon Gemeinde Weyhe:

Benzin: 15.859 Zulassungen

Diesel: 7.425 Zulassungen

rein Elektro: 789 Zulassungen

weitere Antriebsarten:

Benzin/Flüssiggas: 125 Zulassungen

Benzin/ komp. Erdgas: 9 Zulassungen

Hybrid/Benzin/ E: 771 Zulassungen

Erdgas NG: 31 Zulassungen

Hybrid Diesel/ E: 282 Zulassungen

Benzin/Ethanol: 2 Zulassungen

Hybrid/Benzin /E ext. aufladbar: 381 Zulassungen

Hybrid/Diesel / E ext. aufladbar.: 27 Zulassungen

Autohaus Brandt / Elektromobilität in Weyhe: Perspektive der Autohäuser

Was treibt die Menschen in unserer Region dazu, auf Elektrofahrzeuge umzusteigen?

Ein bedeutender Anreiz für den Umstieg auf Elektrofahrzeuge ist die Kostenersparnis, besonders wenn Unternehmen Solaranlagen auf ihren Firmengebäuden installieren. Zusätzlich spielt die Außendarstellung und das Image eine große Rolle. Die niedrigeren Unterhaltskosten, wie günstigere Versicherungen und Steuern, tragen ebenfalls zur Attraktivität von Elektrofahrzeugen bei.

Wie sieht die Nachfrage nach Elektroautos in diesem Jahr aus? Haben Sie konkrete Zahlen zur Hand?

Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen bleibt gemischt. Während in der Nutzfahrzeugabteilung von Volkswagen die Nachfrage noch verhalten ist, zeigt sich bei den PKW-Modellen ein Aufwärtstrend. Besonders aufgrund von Subventionen durch den Hersteller und attraktiven Sondermodellen ist ein Anstieg zu verzeichnen. Die Nissan Neuwagenabteilung verzeichnet ebenfalls ein Interesse, insbesondere an ihrem Top-Modell, dem Ariya, und im leichten Nutzfahrzeugbereich dem Townstar EV.

Wie hat sich das Interesse an Elektrofahrzeugen in Ihrem Hause im Vergleich zu traditionellen Verbrennungsmotoren in den letzten Jahren entwickelt?

In der Nutzfahrzeugabteilung bleibt die Mehrheit der Kunden an Verbrennungsmotoren interessiert. Hingegen verzeichnet die Neuwagenabteilung von Volkswagen eine steigende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen, unterstützt durch attraktive Angebote und Subventionen. Auch Nissan erwartet eine steigende Nachfrage, besonders mit der Einführung neuer Modelle wie dem Interstar Anfang 2025 und dem neuen Leaf sowie dem neuen Micra im Laufe des Jahres 2025.

Welche Art von E-Automodellen sind bei Ihren Kunden besonders beliebt?

Bei den Nutzfahrzeugen sticht der ID Buzz heraus, der durch sein freundliches Erscheinungsbild und den Nostalgiefaktor überzeugt. Im PKW-Bereich ist der ID.3 das beliebteste Modell. Nissan-Kunden favorisieren derzeit den Ariya als reines Elektrofahrzeug, während im Nutzfahrzeugbereich der Townstar EV gefragt ist.

Haben Ihre Kunden oft genaue Vorstellungen, welche Art von Elektrofahrzeug sie suchen?

Die Kunden haben meist keine konkreten Vorstellungen und benötigen eine umfassende Beratung. Diese Beratung geht oft über das Fahrzeug hinaus und umfasst Themen wie Ladeinfrastruktur und örtliche Gegebenheiten.

Was hören Sie von Ihren Kunden über die Ladeinfrastruktur in Weyhe und Umgebung?

Viele Kunden bauen eigene PV-Anlagen, bevor sie ein Elektrofahrzeug kaufen. Die Schnellladeinfrastruktur in der Umgebung, wie zum Beispiel im Ochtumpark, wird ebenfalls genutzt. Nach ausführlicher Beratung durch die Verkäufer werden viele Vorurteile bezüglich der Ladeinfrastruktur ausgeräumt.

Welche Herausforderungen begegnen Ihnen beim Verkauf von Elektroautos am häufigsten?

Die größten Herausforderungen sind die Nutzlast und Reichweite der Fahrzeuge. Kunden müssen lernen, ihre Fahrten und Ladepausen neu zu planen, insbesondere bei längeren Strecken. Es bestehen auch Vorurteile, die aus verschiedenen Foren stammen, sowie Bedenken zur Umweltfreundlichkeit der Batterieproduktion und -entsorgung.

Gibt es häufig Bedenken bezüglich der Ladeinfrastruktur in Weyhe?

Nein, nach intensiver Beratung durch die Verkäufer werden viele dieser Bedenken ausgeräumt.

Was sagen die Kunden zu den Reichweiten von Elektrofahrzeugen?

Die Reichweite bleibt ein zentrales Thema. Kunden zeigen sich skeptisch, aber durch Probefahrten und intensive Beratung können diese Bedenken oft zerstreut werden. Aktuell nähert man sich den vom Kunden geforderten Reichweiten von 400-450 km.

Wie teuer sind Elektroautos im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen?

Preislich sind Elektrofahrzeuge oft vergleichbar mit konventionellen Fahrzeugen. Wenn man die gesamten Betriebskosten betrachtet, insbesondere bei Nutzung von selbst erzeugtem Strom durch PV-Anlagen, können Elektrofahrzeuge langfristig günstiger sein.

Wie entwickelt sich der Gebrauchtmarkt für Elektrofahrzeuge? Gibt es eine wachsende Nachfrage nach gebrauchten E-Autos?

Aktuell ist die Nachfrage nach gebrauchten Elektrofahrzeugen noch sehr gering.

Worauf sollte man bei einem Gebrauchtwagen achten?

Wichtig ist, dass alle Wartungen vom Vorbesitzer eingehalten wurden. Ein Elektrofahrzeug sollte nicht immer auf 100% geladen worden sein, da dies die Lebensdauer der Batterie beeinträchtigen kann und der Hersteller in solchen Fällen die Garantie verweigern könnte, falls die Batterie kaputt geht.

Fazit

Die Elektromobilität in Weyhe gewinnt an Fahrt, wenn auch mit Herausforderungen und Vorurteilen. Durch attraktive Modelle, intensive Beratung und zunehmende Ladeinfrastruktur können immer mehr Kunden von den Vorteilen der Elektromobilität überzeugt werden. Die Autohäuser in Weyhe spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie aufklären und unterstützen. Die kommenden Jahre versprechen interessante Entwicklungen mit neuen Elektrofahrzeugmodellen, die den Markt bereichern und das Interesse weiter steigern könnten.

Das schreibt Rainer Zottmann von der SPD

Die SPD – Fraktion im Gemeinderat Weyhe hält konsequent am postulierten Ziel der Klimaneutralität in Weyhe bis 2035 fest. Das gilt für alle Handlungsfelder der kommunalen Politik, die wir mit entsprechenden Anträgen voranbringen werden. Daher haben wir uns natürlich auch ausführlich mit dem Thema Elektromobilität befasst. Du erinnerst Dich sicherlich auch an unsere Gespräche 2022 (Überschrift in der KRZ v. 23.1.22 „SPD fordert Konzept für Elektrotankstellen“).

Ist eure Fraktion mit der aktuellen Ladeinfrastruktur in Weyhe zufrieden, oder gibt es Verbesserungsbedarf?

Mit der zunehmenden Elektrifizierung des Verkehrsbereichs und somit auch mit der zunehmenden Anzahl an E-Autos, muss die öffentliche Ladeinfrastruktur Schritt halten. Im Gemeindegebiet können die Weyherinnen und Weyher, die ihr Elektroauto öffentlich laden wollen, zur Zeit nur auf 20 Ladepunkte an 6 Standorten zurückgreifen. Das ist aus unserer Sicht zu wenig. Insbesondere für Bürgerinnen und Bürger, die keine Möglichkeit des privaten Ladens mit einer Wallbox haben, sind auf eine verlässliche öffentliche Ladestruktur angewiesen. Da für uns als SPD-Fraktion das Thema als Bestandteil einer gelungenen Verkehrswende eine hohe Priorität hat, stellten wir bereits am 12. Januar 2022 den Antrag: „Weyhe unter Strom – Erstellung des Weyher Ladesäuleninfrastrukturkonzeptes“, in welchem wir entsprechend ein Weyher Ladesäuleninfrastrukturkonzept für das gesamte Gemeindegebiet forderten. Im vergangenen Jahr hat unsere Gemeindeverwaltung zusammen mit der Gemeinde Stuhr als Modellkommune ein entsprechendes Konzept erarbeitet und vorgestellt. Das vorgestellte Konzept ermittelte aufgrund von verschiedenen Parametern konkrete Standorte für Ladesäulen in unserer Gemeinde. Wichtig ist dabei auch, nach Ladeleistung zu differenzieren (normale Ladesäule oder Schnellladesäule). Anhand dieses Ladesäuleninfrastrukturkonzeptes, wie es die SPD-Fraktion schon 2022 einforderte, sollten Ladesäulen mit Augenmaß sinnvoll für die Bürgerinnen und Bürger installiert werden. Wir setzen dabei auf eine Zusammenarbeit mit privaten Anbietern.

Festzustellen bleibt aber auch, dass sich nach unserem Gespräch Anfang 2022 die Zahl von öffentlichen Ladesäulen deutlich erhöht hat (von 4 auf 20). Wir sind also auf dem richtigen Weg.

Um die Zahl von öffentlichen und privaten Ladepunkten weiter voranzubringen, ist es notwendig, die erforderlichen Kapazitäten des Stromnetzes zu gewährleisten.

Wie steht Ihre Fraktion zur Förderung der Elektromobilität in Weyhe?

Die Elektromobilität sollte weiterhin, solange es notwendig ist, für die Bürgerinnen und Bürger gefördert werden, denn zur Zielerreichung „Klimaneutrales Weyhe 2035“ gehört auch ein möglichst umweltfreundlicher Individualverkehr. Auch im Weyher Klimaschutz-Förderprogramm wird die private Anschaffung von Wandladestationen für Elektroautos (Wallboxen) seit Bestehen des Programms mit max. 300 € gefördert.

Welche konkreten Maßnahmen und Anträge plant eure Fraktion, um die Elektromobilität weiter voranzutreiben?

Den wichtigen Antrag und damit den Startschuss zum Aufbau einer leistungsfähigen E-Ladeinfrastruktur und somit das Thema auf die Tagesordnung gebracht, hat die SPD-Fraktion mit ihren Antrag vom 12. Januar 2022. Jetzt gilt es das sorgfältig ausgearbeitete und gute vorliegende Konzept der Gemeindeverwaltung in der Praxis umzusetzen.

Fahren Mitglieder eurer Fraktion E-Autos? Wenn ja, wieso? Wenn nein, warum nicht?

Unser gegenwärtiges Auto ist ein Benziner, den wir 2020 gekauft haben. Seinerzeit war nicht klar, in welche Richtung sich das Thema entwickeln würde. Bei unserem nächsten Auto werden wir – vorbehaltlich vernünftiger Preise -umsteigen, denn die Richtung ist heute klar! Der Kaufpreis spielt tatsächlich auch bei anderen Fraktionsmitgliedern eine große Rolle, aber auch die Frage, wie sich der Gebrauchtwagenmarkt entwickelt.

Andere Mitglieder meiner Fraktion, die über E-Autos verfügen, beklagen, dass es gerade bei weiten Strecken schwierig wird: ggfs. müssen mehrere E-Ladepunkte gesucht, gefunden und angefahren werden. Der zeitliche Verlust und der unterwegs höhere Preis schrecken von der Nutzung von E-Autos bspw. für die Urlaubsfahrt eher ab.

Wie bewerten eure Fraktion den Vorstoß von Ursula von der Leyen, das Verbrenner-Aus zu unterstützen? Welche Auswirkungen erwarten ihr auf lokaler Ebene?

In der Europäischen Union werden ab 2035 keine Diesel- und Benzin-PKW mehr zugelassen, darauf haben sich schon alle EU-Institutionen verständigt. Somit führt langfristig kein Weg an der Elektromobilität vorbei und deshalb haben wir als Kommunalpolitik die Aufgabe, die Auswirkungen des Beschlusses abzuschätzen und uns konkret auf mehr E-Autos auf unseren Straßen vorzubereiten und die entsprechende Infrastruktur vorzuhalten. Wir müssen aber auch die Folgen dieser Konversion im lokalen Bereich mitdenken: Wie geht es mit den Tankstellen weiter, wie mit Kfz-Werkstätten? Wie wird die Versorgungssicherheit für die verbliebenen Verbrenner gesichert? Wie gehen wir als Gemeinde bei der Beschaffung von Fahrzeugen vor, bspw. für die Feuerwehr? Wie gewährleisten wir die Mobilität für Menschen, die sich kein E-Auto leisten können?

Der bindende EU-Beschluss zum Verbrenner-Aus wird uns auf lokaler Ebene noch stark beschäftigen, viele kontroverse Diskussionen auslösen und schlaue Problemlösungen abverlangen.

Der Ausbau einer flächendeckenden und leistungsstarken Weyher Ladeinfrastruktur ist und bleibt für uns als SPD-Fraktion im Gemeinderat Weyher dringendes Kernanliegen, um die von uns für Weyhe beschlossene Klimaneutralität 2035 auch tatsächlich zu erreichen.

Das schreibt Andreas Hinderks von der FDP

1. Ist Ihre Fraktion mit der aktuellen Ladeinfrastruktur in Weyhe zufrieden, oder gibt es Verbesserungsbedarf?

Nein, wir sind mit der aktuellen Ladeinfrastruktur in Weyhe nicht zufrieden. Derzeit gibt es zu wenige Ladestationen für die Einwohner:innen. Ein besonders auffälliges Beispiel ist Dreye, wo keine einzige öffentliche Ladestation vorhanden ist. Zwar erfolgen die meisten Ladevorgänge zu Hause, doch gerade für Bewohner:innen von Mietwohnungen sollten mehr Lademöglichkeiten in Wohngebieten geschaffen werden.

2. Wie steht Ihre Fraktion zur Förderung der Elektromobilität in Weyhe?

Die Förderung der Elektromobilität in Weyhe sehen wir nicht als notwendig an. Unserer Meinung nach wäre es ausreichend, über Anbieter eine verbesserte Ladeinfrastruktur bereitzustellen. Ein gut ausgebautes Netz von Ladestationen würde die Nutzung von Elektrofahrzeugen signifikant unterstützen, ohne dass zusätzliche Fördermaßnahmen erforderlich wären.

3. Welche konkreten Maßnahmen und Anträge plant Ihre Fraktion, um die Elektromobilität weiter voranzutreiben?

Derzeit planen wir keine spezifischen Maßnahmen oder Anträge. Im Rathaus wird aktuell eine Strategie zur Verbesserung der Ladeinfrastruktur erarbeitet, die wir aufmerksam verfolgen und unterstützen. Wir warten auf die Ergebnisse dieser Strategie, um gegebenenfalls weitere Schritte zu unternehmen.

4. Fahren Mitglieder Ihrer Fraktion E-Autos? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?

Ich selbst fahre seit über fünf Jahren ein Elektroauto. Meine Gründe dafür sind vielfältig:

Ich habe eine Begeisterung für neue Technologien.

Die Zuverlässigkeit von Verbrennerfahrzeugen hat in den letzten 15 Jahren oft zu wünschen übriggelassen, da es zu vielen Reparaturen kam.

Ein geringerer Einfluss auf die Umwelt war mir wichtig.

Das Fahrgefühl in einem Elektroauto empfinde ich als deutlich angenehmer als in einem Verbrenner.

Die anderen Mitglieder unserer Fraktion fahren derzeit noch Verbrennerfahrzeuge. Dies liegt sowohl an der Altersstruktur der Fahrzeuge als auch an den spezifischen Einsatzgebieten dieser Fahrzeuge.

5. Wie bewertet Ihre Fraktion den Vorstoß von Ursula von der Leyen, das Verbrenner-Aus zu unterstützen? Welche Auswirkungen erwarten Sie auf lokaler Ebene?

Dieses Thema ist komplex und lässt sich nicht einfach beantworten, da es nur einen Teilaspekt einer größeren Problematik darstellt. Lass mich einige Punkte erläutern:

Ein generelles Verbrenner-Aus gibt es nicht. Es wird lediglich festgelegt, dass Neuwagen ab 2035 kein CO2 mehr ausstoßen dürfen. Dies bedeutet, dass mit E-Fuels betriebene Neufahrzeuge weiterhin erlaubt sein werden. Insofern ist die Frage irreführend.

Ab 2042 dürfen keine CO2-Zertifikate mehr für Treibstoffe von Verbrennerfahrzeugen und Heizungen ausgegeben werden. Das bedeutet, ab diesem Zeitpunkt dürfen kein Benzin und Diesel mehr für Verbrennungsmotoren verkauft werden. Ein Rückzug vom Verbrenner-Aus würde erfordern, den gesamten Green-Deal umfassend zu überarbeiten, was wir für nicht zielführend halten.

Die Automobilbranche weltweit bietet bereits CO2-freie Lösungen für die individuelle Mobilität an. Dazu gehören neben Elektroautos auch technologische Alternativen wie E-Fuels und Brennstoffzellen. Wir sind überzeugt, dass sich nicht eine einzige Lösung, wie es bisher bei Benzin und Diesel der Fall war, durchsetzen wird. Vielmehr wird es eine Mischung verschiedener Technologien geben. Deshalb war es der FDP wichtig, dass nicht der Verbrennungsmotor an sich verboten wird, sondern das Ziel bleibt, die CO2-Emissionen auf null zu reduzieren.

Auf lokaler Ebene erwarten wir keine kurzfristigen Auswirkungen. Viel spannender ist die Frage, wie sich die Mobilität in den nächsten 10 bis 20 Jahren verändern wird. Dies wird auch lokale Auswirkungen haben.

Mittel oder langfristig könnte es Auswirkungen haben, wenn die deutsche Automobilindustrie es nicht schaffen sollte, auf neue Technologien wie das E-Auto schnell genug umzustellen. Denn dann werden sicherlich andere Hersteller aus dem Ausland (China und Co.) mit ihrer aggressiven Strategie den Markt mit konkurrenzfähigen Produkten teilweise übernehmen. Und dann hätte es auch lokale Auswirkungen. Viele Einwohner:innen arbeiten im Mercedes-Werk in Bremen. Das wäre auch davon betroffen.

Das schreibt Annika Bruck von den Grünen

Unsere Familie fährt seit letzten Winter rein elektrisch. Grundsätzlich laden wir die Autos Zuhause, was natürlich ein Vorteil ist. Wenn es mal schnell gehen muss, gibt es aber auch in Weyhe bei den Supermärkten und Autohäusern oder beim Ochtumpark mit Tesla mittlerweile gute und bisher ausreichende Schnellader.

Natürlich müssen mehr Lademöglichkeiten geschaffen werden, wenn es mehr E-Autos gibt. Auch in Weyhe wären z.B. Lademöglichkeiten an den Bahnhöfen, am Marktplatz, bei den Sportanlagen, beim Freibad, der Bibliothek, den Schulen und insgesamt an Orten mit oft längeren Aufenthalt wünschenswert. Dies kann aber nur durch private Anbieter geschaffen werden, die Gemeinde soll auf keinen Fall „Tankstellenbetreiber“ werden.

Bei der Diskussion um E-Autos kommt uns zu kurz, dass das reine Austauschen des Antriebs zwar in Bezug auf die Klimaneutralität richtig ist, die weiterhin wachsende Anzahl von Autos aber andere Probleme auslöst. So sollen Straßen in Weyhe unseres Erachtens auch Orte der Begegnung sein mit Aufenthaltsqualität zum Spielen und Treffen. Kinder sollen mit dem Fahrrad oder zu Fuß selbstständig und sicher zur Schule kommen können. Kitas sollen mit dem Fahrrad erreichbar sein. Eine echte Verkehrswende ist der reine Austauschs des Antriebs also keineswegs.

Insofern werden wir unsere Anfrage zum Carsharing vielleicht in einen Antrag überführen und Quartierskonzepte näher betrachten, weitere Förderungen, auch indirekte, für E-Autos diskutieren wir aber nicht.

Trotzdem wird es weiter Autos geben und natürlich nutzen auch wir diese. Dort wird sich nach allen bisherigen Kenntnissen das E-Auto durchsetzen. Ein Verbrenneraus gibt es nicht, ab 2035 zugelassene Autos müssen nur vollständig klimaneutral getankt werde. Dies ist in der Konkurrenz zum E-Auto voraussichtlich schwierig. Das E-Auto ist einfach effizient und auch günstig im Verhältnis zu echten E-Fuels.

Wir erwarten insgesamt keine größeren Probleme bei dem Umstieg und sind uns sicher, dass die in Deutschland so wichtige Autoindustrie auch im Bereich der E-Autos tolle Ergebnisse erzielen wird und auch die Ladeinfrastruktur in mehr als 10 Jahren aufgebaut werden kann. Selbst in neuen Mietwohnungen sieht man schließlich immer häufiger Ladeinfrastruktur auf den Parkplätzen.

Wir als Familie sind von unseren Autos auf jeden Fall einfach begeistert. Sie sind schön zu fahren, schnell in der Beschleunigung und leise. Unsere Kinder waren mit den Autos schon in den Niederlanden und Dänemark, wir gerade diesen Sommer in Nizza und den Alpen. Natürlich macht man auf seinen Reisen mehr Pausen, insbesondere da wir mit dem ID3 auch eher kleine Autos fahren. Wir hatten aber keine Probleme mit der Reichweite und der Ladeinfrastruktur.

Das schreibt Claus-Peter Wessel von der CDU

Ist die CDU-Fraktion mit der aktuellen Ladeinfrastruktur in Weyhe zufrieden, oder gibt es Verbesserungsbedarf?

Besser geht es immer, entscheidend ist aber, dass der bestehende und zukünftige Bedarf an Ladesäulen in Weyhe gedeckt wird. Wenn man an öffentlichen Ladestationen vorbeifährt, ist bislang kein besonderer Andrang aufgefallen. – In einer ländlichen Region mit hohem Anteil an Eigenheimen, ist der Bedarf an öffentlichen Ladestationen geringer als in den Städten, weil viele E-Auto-Fahrer zu Hause laden. Entsprechend gibt es weniger Nachfrage.

 

Es ist gut, dass immer mehr gemeindliche Fahrzeuge elektrisch betrieben werden. Das unterstützen wir.

Gezielte Förderung z.B. mit E-Auto-Prämien ist nicht Aufgabe der Kommune. Solche Prämien sind auch aus sozialen Gründen fragwürdig.

Wichtig ist es, dass die Gemeinde die richtigen Rahmenbedingungen schafft und beispielsweise über Absprachen mit dem Energieversorger dafür sorgt, dass in den Industriegebieten und (neuen) Wohngebieten die Infrastruktur vorhanden ist, um private Ladeinfrastruktur zu ermöglichen.

Es ist nicht Aufgabe der Gemeinde, Ladesäulen für die Bürgerinnen und Bürger zu betreiben. Tankstellenbetreiber ist die Gemeinde ja richtigerweise auch nicht.

 

Welche konkreten Maßnahmen und Anträge plant die CDU-Fraktion, um die Elektromobilität weiter voranzutreiben?

Es gibt einen einstimmigen Beschluss vom Bauausschuss vom 12.9.23, in dem es um die gemeinsame Konzessionsausschreibung von Weyhe und Stuhr geht und die Sicherstellung des schrittweisen bedarfsgerechten Ausbaus der Ladeinfrastruktur bis 2030. Da das Thema auf dem Weg ist und es uns wichtig ist, dass die Verwaltung allgemein die Kapazitäten für wichtige laufende Projekte nutzt und nicht durch immer neue Aufträge und Anfragen blockiert wird, sehen wir aktuell keinen weiteren Handlungsbedarf.

 

Fahren Mitglieder der CDU-Fraktion E-Autos? Wenn ja, wieso? Wenn nein, warum nicht?

Ja, es gibt Fraktionsmitglieder, die ein E-Auto aus ökologischen Gründen bestellt haben oder bereits fahren. Hierfür nutzen sie im Sommerhalbjahr die vorhandenen PV-Anlagen zum Tanken, was auch ökonomische Vorteile hat bzw. für die Rentabilität der PV-Anlage sorgt. Es gibt aber auch durchaus der E-Mobilität wegen fragwürdiger Herstellungsmethoden und ungeklärter Entsorgung der Batterien kritisch gegenüber stehende Mitglieder. Die Fraktionsmitglieder stehen enstprechenden Neuerungen in verschiedenen Richtungen durchaus positiv gegenüber.

 

Wie bewertet eure Fraktion den Vorstoß von Ursula von der Leyen, das Verbrenner-Aus zu unterstützen? Welche Auswirkungen erwartet ihr auf lokaler Ebene?

Unstrittig ist, dass im Bereich Verkehr mehr gegen den CO2-Ausstoß getan werden muss. Dabei stellt sich die Frage, ob man technologieoffen vorgeht oder sich einseitig auf E-Mobilität fixiert. E-Mobilität in heutiger Form wird nicht das Ende der Entwicklung sein. Deshalb ist es richtig, mehrere Optionen bezüglich Antriebsmöglichkeiten offen zu lassen. Das ist die Frage, die Frau von der Leyen aufgebracht hat.

Die Umstellung des Individualverkehrs auf E-Mobilität ist eine große Transformation, die sich besonders im Autoland Deutschland auf viele Bereiche auswirken wird, auch auf die Entwicklung unserer Wirtschaft. 75 Jahre soziale Marktwirtschaft in Deutschland zeigen aber, dass die Anpassungsfähigkeit der Unternehmen hoch ist. Entscheidend dafür ist eine vorhersehbare und verlässliche Wirtschaftspolitik. Das bedeutet nicht, dass es nicht auch lokal vorübergehend zu Wachstumseinbußen kommen kann.

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