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Deutsche Autoindustrie besonders von Zöllen bedroht

deutsche autoindustrie besonders von zöllen bedroht

Ein Elektroauto des chinesischen Herstellers Geely

„Eine Eskalation von Handelskonflikten würde insbesondere die deutsche Automobilindustrie treffen.“ Mit diesen Worten kommentiert ein Sprecher des Verbandes der deutschen Automobilindustrie (VDA) die halboffiziellen Stimmen aus China über eine Erhöhung der Einfuhrzölle für Pkw und SUV von 15 auf 25 Prozent. Vom China Automotive Strategy and Policy Research Center hieß es dazu, eine solche Maßnahme sei konform mit den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) und diene dem Klimaschutz. Betroffen wären in Europa vor allem deutsche Hersteller, die Massenprodukte in China herstellen, aber teure Pkw und Sportwagen aus Deutschland nach China liefern, teure SUV dagegen aus den USA in Richtung China und Europa exportieren.

Nach dem chinesischen Denkmodell, das offensichtlich als Versuchsballon und Drohung lanciert wurde, wären vom erhöhten Einfuhrzoll Verbrennermodelle mit mehr als 2,5 Liter Hubraum betroffen. Das trifft die deutschen Hersteller, die ihre luxuriösen Premiummodelle mit Motoren von mindestens 3 Liter Hubraum und 6 Zylindern ausstatten. Unter der Hürde hindurchschlüpfen könnten in Europa produzierte Modelle des schwedischen Autoherstellers Volvo, der zum chinesischen Geely-Konzern gehört. Der hat aufgehört, Sechszylindermotoren zu bauen, und liefert auch teure Modelle nur mit PS-starken Vierzylindermotoren von 2 Liter Hubraum.

Vom VDA heißt es: „Wir brauchen schnellstens eine Politik der Abkehr von wechselseitigen Zollsteigerungen.“ Im deutschen und europäischen Interesse sei Handel, der auf Regeln basiert sei. Die aktuellen Meldungen zu Zollerhöhungen aus chinesischen Kreisen dürften aber auch als Signal an die USA zu verstehen sein, die ihren Markt für Elektrofahrzeuge aus China nahezu komplett schließen wollten, indem sie den Einfuhrzoll gegenüber chinesischen E-Autos von 25 auf 100 Prozent erhöhen wollten.

Sehr kritisch sehe der VDA auch das Antisubventionsverfahren der EU. Der Verband habe von Beginn an vor den Folgen gewarnt. „Notwendig ist vielmehr ein Ansatz, der die Stärken unserer Industrienation fördert, den Standort international wettbewerbsfähig entwickelt, neue Märkte eröffnet, auf Innovationen setzt und uns somit Wohlstand und Wachstum und eine selbstbewusste Rolle auf der Weltbühne sichert.“

Deutschland und Europa könnten nur als globale Wirtschaftsmacht auf Augenhöhe mit China kommunizieren, selbstbewusst auftreten, die eigenen Interessen deutlich machen und dann Verhandlungen entsprechend beeinflussen. Natürlich müssten auch Verflechtungen bewertet und Risiken minimiert werden, das bedeute aber nicht, sich von Märkten abzuwenden. Die deutsche Automobilindustrie setze auf Diversifizierung und Resilienz.

Während in Brüssel mit Blick auf China viel von „De-Risking“ gesprochen werde, komme es darauf an, so eine Strategie politisch überhaupt zu ermöglichen. „Die Politik muss sich viel intensiver um Handelsabkommen, Rohstoff- und Energiepartnerschaften kümmern und darf dabei nicht Souveränität mit Autarkie verwechseln.“ Der VDA appelliere an die Europäische Kommission sowie an die EU-Mitgliedstaaten, bei der Entscheidung über die Einführung von zusätzlichen Zöllen alle Argumente gut abzuwägen.

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