Sein individualisierbarer Schalthebel sieht aus wie ein Lippenstift
Wir beschweren uns ja gerne darüber, dass die heuteigen Autos alle gleich aussehen und keinen eigenen Charakter mehr haben. Und dann kommt der neue Renault 5 um die Ecke gebogen. Ja Herrschaftszeiten, dachte man sich gestern nach der Präsentation auf dem Genfer Autosalon, da wimmelt es ja nur so vor Charisma und Schrulligkeit. Wir führen hier mal ein paar Features auf, die diese These eindrücklich unterstreichen.
Das ist kein Witz. In der Pressemitteilung steht allen Ernstes: “Renault 5 E-Tech Electric wird auch das allererste Auto sein, das speziell ausgestattet ist, um Baguettes vom Bäcker zu transportieren. Kein Mehl und keine Krümel mehr auf ihren wunderbaren Polstern!” Das Teil wurde mit Hilfe der französischen Korb-Macherin Marguerite Herlant kreiert. Erinnert uns ein bisschen an die Blumenvase des VW Käfer.
Aber natürlich kann der neue R5 noch ein bisschen mehr als nur Baguettes durch die Gegend zu fahren. Da wäre etwa noch der Gangwahlhebel an der Lenksäule, der aussieht wie ein Lippenstift. Renault nennt das gut e Stück einen “e-pop shifter” und es hat einen individualisierbaren Deckel, für den es verschiedene Accessoires zum Wechseln gibt. Getauscht wird indem man mit irgendetwas Spitzem hineindrückt, wie beim SIM-Karten-Wechsel am Smartphone.
Ein weiteres Retro-Detail ist das kastige Armaturenbrett mit vertikalem Stick auf der Beifahrerseite. Die Sitzpolster haben ein interessantes H-Muster, dass sich in der Rücksitzbank vortsetzt – Inspiration lieferte hier der legendäre Kompaktsportler R5 Turbo. Dazu gibt es einen Haufen “Denim”-Stoff, der komplett aus recycelten Plastikflaschen hergestellt wird.
Auch die Außenhaut des Autos quillt über vor interessanten Details. Die Haube etwa ziert ein beleuchtetes Panel mit einer “5”, das als Anzeige für den Ladestand der Batterie dient. Es leuchtet automatisch auf, wenn der Fahrer sich dem Fahrzeug nähert. Zusätzlich blinken die Scheinwerfer als Teil der Begrüßungssequenz auf und mit einer französischen Flagge verziert sind sie obendrein. Und wo wir gerade bei der Beleuchtung sind: Die rechteckigen LED-Tagfahrlichter im Stoßfänger sind eine Hommage an die Nebelscheinwerfer des alten R5 Turbo.
Auf die Wiedergeburt des legendären Breitbau-Turbo-Kompaktsportlers werden wir wohl vergeblich warten, schließlich ist der neue 5 eine rein elektrische Angelegenheit. Allerdings ist eine Performance-Variante des Autos bereits in der Mache. Noch in diesem Jahr wird nämlich die Alpine A290 debütieren, dann mit deutlich mehr Leistung als bei der stärksten Brot-und-Butter-Version mit ihren 150 PS und 245 Nm.
Der großartig gemachte 5 ist nicht das einzige Oldschool-Modell, dass Renault in elektrifizierter Form wieder aufleben lässt. Die Franzosen schwimmen auf einer Retro-Welle. Dazu gehört ein neuer Renault 4, den das 4ever Concept bereits vorweggenommen hat. Außerdem ist ein komplett neuer Twingo geplant, der sich optisch stark an der ersten Twingo-Generation von 1993 orientiert. Beide werden ein Design zeigen, das Renault “retrofuturistisch” nennt. Dass man selbiges beherrscht, zeigt der neue R5 ja schon ziemlich gut.