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Continental spart an der falschen Stelle

continental spart an der falschen stelle

Continental schließt 2025 zwei Standorte in Hessen und streicht damit 1200 Stellen.

Für die Beschäftigten von Continental ist es ein bitteres Déjà-vu. Erst vor drei Jahren hatte die IG Metall mit dem Dax-Konzern aus Hannover mühsam eine Einigung über einen Stellenabbau in Karben und Babenhausen erzielt. Nun stehen im Rhein-Main-Gebiet 1200 Arbeitsplätze auf dem Spiel, weitere 1100 Beschäftigte sollen innerhalb der Region umziehen.

Dabei ging es für den Gesamtkonzern zuletzt wieder bergauf: Nach einem schwachen Vorjahr fuhr Continental 2023 einen Milliardengewinn ein. Die Automotive-Sparte, auf die sich der Großteil der angekündigten Stellenstreichungen bezieht, ist allerdings längst nicht so profitabel wie das Geschäft mit Reifen oder der Industriezulieferer ContiTech.

Fachleute für Transformation nötig

Keine Frage: Die Elektrifizierung der Autobranche stellt die Zulieferer vor enorme Herausforderungen. Auch Bosch und ZF Friedrichshafen bauen Tausende Arbeitsplätze ab. Zu denken gibt allerdings, dass bei Continental nicht nur in der Verwaltung, sondern auch in der Entwicklung zahlreiche Stellen gestrichen werden sollen.

Das Unternehmen trennt sich damit von Fachleuten, die gebraucht werden, um die Transformation zu gestalten. Europäische Zulieferer, mahnt die Unternehmensberatung Roland Berger in einer zum Jahreswechsel veröffentlichten Studie, hätten dringenden Nachholbedarf bei der Batterieentwicklung, aber auch bei Software-Lösungen rund ums Auto.

Continental verweist auf die hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Autogeschäft, die zwölf Prozent der Umsätze dieser Sparte ausmachten. Bis 2028 solle dieser Anteil auf neun Prozent gesenkt werden, hieß es bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Aus der Belegschaft ist indes zu hören, wie die Aufgaben künftig auf weniger Köpfe verteilt werden sollten, sei unklar.

Damit bleibt der Verdacht, dass nach Konsultation von Unternehmensberatern einfach Sparziele zwecks Steigerung der Rendite festgelegt wurden – ohne klare Strategie, wie die Transformation mit reduzierter Belegschaft erreicht werden soll. Das ist nicht nur frustrierend für die Beschäftigten, deren Stellen wegfallen, sondern auch für ihre verbleibenden Kollegen. Und es ist unternehmerisch riskant in einer Zeit, da die Rekrutierung neuer Fachkräfte immer schwieriger wird.

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