Nachdem die CCS-Organisation CharIN kürzlich die Einrichtung einer Task Force mit dem Ziel ankündigte, den NACS einem Standardisierungsprozess zu unterziehen, wurde nun eine vorläufige Liste von Unternehmen veröffentlicht, die sich an dieser Task Force beteiligen – darunter auch zahlreiche Autobauer.
Tesla fehlt in der Auflistung bislang, ist aber auch ein Mitglied von CharIN – seitdem Tesla den CCS-Standard für seine Elektroautos in Europa verwendet. Wie electrive.net erfahren hat, stehen CharIN und Tesla derzeit noch in einem engen Austausch über eine Beteiligung des US-Herstellers an der Task Force. Dazu passt auch die Formulierung der CharIN-Veröffentlichung auf LinkedIn: „Im Anschluss an CharINs Einladung an alle Interessengruppen und Experten der Branche, sich an einer offenen Arbeitsgruppe zu beteiligen, um die Anforderungen mit dem Ziel abzustimmen, NACS in den Normungsprozess einzubringen, freuen wir uns, Sie über den aktuellen Stand der Anmeldungen für die NACS-Arbeitsgruppe informieren zu können.“ Und laut diesem aktuellen Stand ist Tesla noch nicht dabei, weil eben die Gespräche noch laufen.
Tesla hatte im vergangenen November in Nordamerika das Design seines proprietären Supercharger-Steckers freigegeben – und sprach bei dem System fortan vom „North American Charging Standard“ oder kurz NACS. Obwohl Autohersteller und Ladenetz-Betreiber seinerzeit eingeladen wurden, künftig Supercharger-Stecker und -Buchsen zu verwenden, wurde es schnell wieder ruhig um den Vorstoß. Bis vor einigen Wochen, als innerhalb kurzer Zeit erst Ford, dann GM und Rivian ankündigten, bei ihren künftigen Nordamerika-Modellen auf das Tesla-System zu setzen. Auch Hyundai hat offenbar Interesse gezeigt, den Einsatz des NACS-Systems aber bisher noch nicht beschlossen.
Offen ist aber, welche Auswirkung die Arbeitsgruppe auf die Zukunft des NACS haben wird: Obwohl noch kein „anerkannter“ Standard, haben in Nordamerika bereits einige Lade-Hardware-Hersteller als auch Ladepunktbetreiber angekündigt, ihre Produkte und Ladesäulen mit NACS-Anschlüssen nachzurüsten oder es als Option anzubieten – schließlich hatte Tesla die Design- und Spezifikationsdateien freigegeben. Zusammen mit den E-Autos von Tesla, Ford, GM und Rivian könnte der NACS also zu einer weit verbreiteten Branchenlösung werden, noch bevor der in der Regel mehrjährige Zertifizierungsprozess der CharIN abgeschlossen ist.
In den USA plant auch der Bundesstaat Washington, Ladeinfrastruktur-Anbietern die Implementierung des Tesla-Ladesystems NACS als Bedingung für den Erhalt von Fördermitteln vorzuschreiben. Washington verfolgt damit als zweiter Bundesstaat nach Texas einen solchen Plan. „Wir möchten den Zugang zu so vielen Marken und Modellen wie möglich ermöglichen“, erklärte Tonia Buell, Programmmanagerin für alternative Kraftstoffe beim Verkehrsministerium des US-Bundesstaates Washington, gegenüber Reuters. „Es wurde nicht unbedingt für andere Automobilhersteller getestet und zertifiziert, daher möchten wir sicherstellen, dass es funktioniert, aber wir planen, NACS in Zukunft an unseren staatlich und bundesfinanziert finanzierten Standorten zu fordern.“ Der Bundesstaat will im Herbst mit dem Verfahren zur Einreichung von Vorschlägen beginnen.
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