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BMW Z4

BMW Z4 sDrive30i (2023) im Test: Es liegt nicht am Motor

Klasse Vierzylinder, unausgewogener Charakter

bmw z4 sdrive30i (2023) im test: es liegt nicht am motor

Was ist das?

Kompliziert ist das in erster Linie. BMW und seine Z4-Modelle – da hatte man zuletzt Mühe, den richtigen Ton zu treffen. Der Vorgänger E89, gebaut von 2009 bis 2016, war aufgrund seines Metall-Klappdachs und des eher gemütlichen Fahrwerkssetups schnell als Altherren-Karre verschrien. Beim Nachfolger, den Sie hier sehen, immerhin auch schon wieder seit Ende 2018 auf dem Markt, wollte man sich das offenbar nicht mehr nachsagen lassen.

Er ist größer, hat eine breitere Spur und obendrein wesentlich weniger Radstand. Mehr Grip und mehr Wepsigkeit – das wäre eigentlich so ein Ziel bei derartigen Maßnahmen. In Echt ist der aktuelle Z4 (interner Code: G29) allerdings ein ganz schönes Nervenbündel geworden. Eines, dass – so fair muss man sein – im normalen Alltag ganz hervorragend funktioniert, bei sportlicher Gangart aber immer Anflüge von “leicht angesäuertes Rodeo-Pferd” zum Besten gibt.

Zuletzt hatten wir im Sommer 2019 das Vergnügen. Damals kam es zum Vergleich Z4 M40i gegen Porsche 718 Boxster S. Der feinstens austarierte Porsche war dem unausgegorenen Zetti fahrdynamisch haushoch überlegen. Allerdings hatte der BMW den wesentlich besseren Motor. Sein Reihensechser ist gegenüber dem rumpeligen Vierzylinder-Boxer noch immer eine seidenweiche, lockerleichte Offenbarung.

Jetzt aber, gut vier Jahre später, fährt der Z4 mit 2,0-Liter-Vierzylinder zum Test vor. Gut für ihn: Kein Boxster weit und breit. Und trotzdem bestehen Zweifel, ob der fahrige G29 ohne seine traditionelle Superkraft überhaupt einen Blick wert ist.

Und ist er einen Blick wert?

Das kommt ganz darauf an, wie viel expressives Design Ihre Augen vertragen. Der aktuelle Z4 wurde, um es diplomatisch auszudrücken, für seine Formen nicht unbedingt mit Lob überschüttet. Daran hat auch das jüngste Facelift zum Modelljahrgang 2023 nichts geändert. Viel ist da nämlich nicht passiert.

Es gibt ein geändertes Kühlergrill-Motiv, überarbeitete Seitenschweller, neu geformte Lufteinlässe in der Frontschürze sowie neue Felgendesigns und ein paar frische Farben. Eine davon sehen Sie auf dem Testwagen – Skyscraper Grau Metallic. Außerdem wurden die Ausstattungslinien gestrafft. Das M Sportpaket ist jetzt zum Beispiel immer Serie. Schadet ja nicht. Das leicht Klobige, Unproportionale wird man ihm in diesem Leben trotzdem nicht mehr austreiben. Trotz Stoffverdeck. Es ist wohl ein Aerodynamik-Ding, sei’s drum.

Dass ein Z4-basiertes Fahrzeug auch ganz und gar glorios aussehen kann, hat BMW erst kürzlich mit dem Concept Touring Coupé eindrucksvoll bewiesen. Shooting Brakes können Sie halt in München. Vielleicht überwindet man sich ja zum Bau. Schön wär’s, aber ich schweife ab.

Die Motoren und die restliche Technik kamen bei der Modellpflege komplett unberührt in die nächste Runde. Im Falle des sDrive30i bedeutet das weiterhin 258 PS bei 5.500 bis 6.500 U/Min und 400 Nm Drehmoment, die bereits zur Gänze ab 1.500 Touren anliegen.

Einzige Getriebe-Option ist beim 30er eine 8-Gang-Automatik. Zudem verfügte M-CD 2680 über die M Sportbremse mit roten Sätteln (700 Euro), das adaptive M Fahrwerk (600 Euro) sowie das M Sportdifferenzial für 1.400 Euro.

Kleiner Schock beim Blick auf die Preisliste: Für unseren relativ nahtlos ausgestatteten Z4 sDrive30i will BMW am Ende 72.610 Euro sehen. Der Grundpreis beträgt 59.300 Euro (inzwischen liegt er schon bei 61.100 Euro). Zum Vergleich: Den Z4 M40i mit 340 PS-Sechszylinder gibt es ab 69.300 Euro. Der Basis-Boxster mit 300 PS-Vierzylinder ist ab 65.968 Euro zu haben.

Jetzt aber: Reicht der Vierzylinder oder zerstört er das Konzept?

Ich deute es ja bereits leicht schamlos in der Überschrift an: Das Aggregat trägt keine Schuld daran, dass es auch diesmal nicht so einhundertprozentig klicken will mit dem Zetti. Wie zuletzt schon beim Test des 230i Coupé macht die zweitgrößte Ausbaustufe des B48-Motors auch hier einen herausragenden Job. Für mich in Sachen Ansprechverhalten, Durchzug, Drehfreude und Klang in dieser Leistungsklasse der beste Antrieb, den es derzeit gibt.

Das Auto steht auch mit zwei Liter Hubraum sehr gut im Saft, schiebt wuchtig durch die mittleren Drehzahlbereiche, dabei immer spielerisch mit sehr feiner Nuancierung übers Gaspedal. So lässt sich das Ganze schon sportlich und spaßig bewegen. Die 5,4 Sekunden von 0-100 km/h und 250 km/h Topspeed sprechen eine ähnliche Sprache.

Keine Frage, der Dreiliter-Turbo im Z4 M40i ist nochmal eine ganz andere Hausnummer, aber niemand muss sich grämen, wenn er sich, aus welchem Grund auch immer, für den 30i-Vierzylinder entscheidet.

Wo ist dann das Problem?

Das Problem ist, dass der Z4 eine Hyperaktivität, eine Überdrehtheit im Chassis hat, die ihm einfach nicht gut tut. In Verbindung mit der recht tauben, auskunftsarmen, aber sehr direkten Lenkung ist es schwer, das Auto präzise zu positionieren und eine Einheit mit ihm zu bilden. Es wirkt immer etwas bockig, fast ein wenig gereizt.

Hier übrigens ganz unabhängig vom Motor. Beim technisch nahezu identischen Toyota Supra erschien mir der Unterschied zwischen dem sehr ausgewogenen Sechszylinder und extrem nervösen, überdirekten Vierzylinder immens. Beim Z4 haben die gut 120 Kilo Gewichtsersparnis (größtenteils nahe der Vorderachse) weniger Auswirkung aufs Fahrgefühl. Generell ist die Supra für mich aber das rundere Auto.

Wobei das mit dem runderen Auto klar auf Handling und Fahrdynamik reduziert werden muss. Denn als Alltags-Roadster ist der Z4 relativ unschlagbar. Seine Dämpfer begradigen auch intensivere Situationen mit stoischer Professionalität und Sattheit. Selbst in “Sport” oder “Sport Plus”, wo sich das Wesen des Autos schon merklich verändert, wird es natürlich etwas straffer, aber nie rumpelig oder schroff.

Außerdem ist das Auto bei geschlossenem Verdeck beeindruckend leise. Selbst bei höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn, 160 km/h aufwärts, spielen Windgeräusche im Prinzip keine Rolle.

Wie ist er innen?

Die Platzverhältnisse gehen für einen gut 4,30 Meter langen Roadster wirklich in Ordnung. Verglichen mit eingangs erwähntem Porsche Boxster sitzt man spürbar höher und wähnt sich trotz ähnlicher Außenmaße im größeren, sperrigeren Auto. Das Gestühl selbst gibt aber keinen Anlass zur Kritik.

Der Z4 dürfte inzwischen einer der letzten BMW sein, die noch über die zwei getrennten Displays und das Operating-System iDrive 7.0 verfügen. Das Ganze wirkt mittlerweile tatsächlich ein wenig angestaubt. Vielleicht wünscht man sich bei einem Roadster auch einfach nur etwas weniger Nüchternheit im Cockpit, wobei der BMW-Anhänger die Zurückhaltung hier schon recht gern hat.

Die Bedienung des “alten” Systems (ohne das riesige Curved Display) ist aber natürlich Weltklasse, da gibt es keinerlei Diskussion. Richtige Tasten für die Klimabedienung, der Dreh-Drück-Steller und trotzdem Touch-Kontrollen sowie eine hervorragende Sprachbedienung für den Infotainment-Screen sind einfach nicht zu schlagen. Das Head-up-Display ist BMW-typisch auch großartig.

Was beim alten Setup allerdings einer mittelschweren Katastrophe gleichkommt, ist das digitale Instrumentendisplay. Die Anzeigen sind unsinnig angeordnet und schwer zu abzulesen, was bei einem sportlichen Gefährt besonders ärgerlich ist. Hier brachte das neue System tatsächlich riesige Fortschritte.

Ziemlich gut für ein Fahrzeug dieses Segments: Genug Ablagen für Kleinkram. Dass sich die Cupholder in der Armauflage befinden, ist weniger geschickt.

Fazit: 6,5/10

Der 258-PS-Vierzylinder ist auch im Z4 eine Wucht. Da kommen selbst sportlichere Fahrer auf ihre Kosten. Leider sind die Kosten auch so ein bisschen das Problem, denn der M40i-Sechszylinder kostet inklusive diverser M-Upgrades “nur” 8.000 Euro mehr. Ausstattungsbereinigt sind es vielleicht noch gut 5.000 Euro. Und bei aller Güte des 30i ist der Reihensechser dann doch in einer anderen Liga.

Das unrunde, zu störrische und nervöse Fahrverhalten (bei dynamischer Fahrweise) ist beim Z4 motorunabhängig eine Krux. Er ist ein sehr geschliffener Roadster, der im Alltag keine Kompromisse erfordert, eine fahrdynamische Offenbarung ist er aber nicht.

BMW Z4

  • Motor: Reihenvierzylinder-Turbo-Benziner; 1.998 ccm
  • Getriebeart: 8-Gang-Automatik
  • Antrieb: Hinterradantrieb
  • Leistung: 190 kW (258 PS) bei 5.000 – 6.500 U/min
  • Max. Drehmoment: 400 Nm bei 1-500 – 4.400 U/min
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 5,4 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
  • Leergewicht: 1.505 Kg
  • Zuladung: 310 Kg
  • Kofferraumvolumen: 281 Liter
  • Verbrauch: WLTP-Verbrauch: 7,3 Liter; Testverbrauch:
  • Emission: WLTP: 166 g/km CO2
  • Basispreis: 59.300 Euro
  • Preis des Testwagens: 72.610 Euro

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