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BMW muss beten: Warum die US-Wahl entscheiden wird, wie es weiter geht

bmw muss beten: warum die us-wahl entscheiden wird, wie es weiter geht

Die anstehende US-Präsidentschaftswahl könnte auch Auswirkungen auf den Erfolg von BMWs „Neuer Klasse“ haben.

Am 5. November finden die US-Präsidentschaftswahlen statt. Deren Ausgang könnte auch empfindliche Auswirkungen auf deutsche Autobauer haben. Hintergrund sind die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China: Ende September hatten die USA ihre Einfuhrzölle auf Elektroautos aus chinesischer Produktion vervierfacht, auf aktuell 100 Prozent. Zahlreiche weitere Güter aus chinesischer Produktion unterliegen ebenfalls höheren Einfuhrzöllen – etwa Elektroautobatterien, auf die nun ein Zoll in Höhe von 25 Prozent erhoben wird.

Das könnte weitreichende Auswirkungen für den deutschen Autobauer BMW haben, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). BMW steckt große Hoffnungen in seine „Neue Klasse“, wie der Autobauer die nächste Generation seiner Elektrofahrzeuge nennt. Die acht neuen Modelle sollen in zwei Jahren in den Verkauf gehen, die Fahrzeuge für den amerikanischen Markt wird BMW im mexikanischen Werk in San Luis Potosí produzieren. Damit sollten die Stromer eigentlich keinen Einfuhrzöllen unterliegen – das könnte sich aber ändern, wenn sich der Handelsstreit zwischen den USA und China weiter zuspitzt.

BMWs japanischer Batterielieferant produziert in den USA – gehört aber mehrheitlich einem chinesischen Konzern

BMW wird die Batterien für die Fahrzeuge der „Neuen Klasse“ vom japanischen Unternehmen AESC beziehen, welches die Energiespeicher wiederum in einer Fabrik im US-Bundesstaat South Carolina herstellen will. Die Batterien sind elementar für die Umsetzung der geplanten, leistungsstarken 800-Volt-Architektur, eignen sich dank ihrer Bauart aber auch besonders gut für den Einsatz in den flachen Limousinen und Kombiversionen von BMW, heißt es bei der FAZ.

Allerdings ist der chinesische Envision-Konzern der größte Anteilseigner von AESC. Sich weiter zuspitzende Handelsstreitigkeiten könnten dazu führen, dass auch diese Batterien einst Sanktionen unterliegen könnten. „Die derzeitigen Rahmenbedingungen erlauben einen planmäßigen Ausbau der Produktion, zu möglichen, zukünftigen politischen Szenarien und deren Auswirkungen äußern wir uns nicht“, sagt ein BMW-Sprecher gegenüber der FAZ. Ein ehemaliger BMW-Manager erklärt allerdings: „Das Restrisiko bleibt“. BMW habe in der Vergangenheit mit dem Gedanken gespielt, Panasonic als Batterielieferanten für die nordamerikanischen E-Fahrzeuge auszuwählen. Die Besitzverhältnisse des ebenfalls japanischen Konzerns sind nicht so risikobehaftet, allerdings wären die Panasonic-Akkus auch weniger leistungsstark gewesen – BMW verwarf die Überlegungen und entschied sich für AESC.

Für die industriepolitische Grundlinie der USA im Hinblick auf China sei die Präsidentschaftswahl weitestgehend irrelevant, meint die FAZ. Sowohl die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris als auch der republikanische Kandidat Donald Trump wollen die einheimische Produktion stärken, wenngleich Trump in seinem Bestreben deutlich plakativer auftritt.

Das Wirtschaftsmagazin Economist kommt indes zu einem anderen Schluss: Harris habe sich während der Amtszeit des aktuellen US-Präsidenten Biden weitestgehend an dessen Linie angelehnt, Harris zögere jedoch damit, China als tatsächlichen oder potenziellen Feind zu benennen und sei nicht an einer Eskalation zum Handelskrieg interessiert. Der Eindruck sei von einem hochrangigen Berater bestätigt worden, der gegenüber The Economist erklärte: „Ein Konflikt steht nicht unmittelbar bevor. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass er nicht unmittelbar bevorsteht.“

Harris’ Äußerungen stimmen demnach zwar größtenteils mit der aktuellen handelspolitischen Linie überein, generell sei ihr Ton jedoch weicher als die Töne, die Biden oder Trump anschlagen. Harris spreche zwar von einem Wettbewerb, allerdings nicht von Abschreckung. „Wir müssen in der Lage sein, zu konkurrieren und zu gewinnen. Wir sollten nicht den Konflikt suchen“, so die Präsidentschaftskandidatin.

Handelsstreitigkeiten könnten die Produktion verkomplizieren und E-Fahrzeuge verteuern

Das US-amerikanische Handelsministerium ist indes bestrebt, China noch stärker in die Schranken zu weisen: Ein neuer Gesetzesentwurf zu vernetzten Fahrzeugen sieht vor, Kameras, Mikrofone, GPS-Geräte und andere Fahrzeughardwäre- und -software mit Internetverbindung von amerikanischen Straßen zu verbannen, wenn sie in China oder Russland „entworfen, entwickelt oder hergestellt“ oder von dort geliefert werden. Die Lieferketten in der Automobilindustrie sind aber notorisch komplex – selbst die Automobilzulieferer selbst tun sich bisweilen schwer damit, einzelne Komponenten in ihrer eigenen Lieferkette bis an ihren Ursprungsort zurückzuverfolgen.

Auch Mercedes-Benz beobachtet die „Entwicklung der Situation in den USA“ sehr genau, räumt der Autobauer gegenüber der FAZ ein. Seitens des Wolfsburger Autobauers Volkswagen heißt es, dass die USA aktuell zwar mit bestimmten Initiativen die Produkte und Bauteile aus China in den Fokus nehmen. Allerdings liefen die Vorgänge noch und die Gesetzgebung sei noch nicht abgeschlossen. „Daher können wir aktuell noch keine belastbare Aussage über Umfang und Auswirkungen dieser Regulierungen auf unsere Produkte und Lieferketten treffen.“

Im schlechtesten Fall würden die Handelskonflikte jedoch bedeuten, dass die Endkunden mehr für E-Fahrzeuge zahlen müssten: Die Komplexität der Lieferketten in der Automobilindustrie rührt auch daher, dass in der Regel die günstigsten Zulieferer den Zuschlag erhalten. Wenn Fahrzeuge in Zukunft nicht mehr nach diesen Maßgaben gebaut werden, sondern die Hersteller sich stärker auf die Herkunft einzelner Bauteile konzentrieren und gegebenenfalls mehr unterschiedliche Fahrzeugversionen für verschiedene Märkte bauen müssen, dürfte das die Preise nach oben treiben. Damit rechnet auch Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management, im Gespräch mit der FAZ: „Am Ende wird das Bestreben, chinafreie Autos zu produzieren, die Fahrzeuge verteuern, weil die Hersteller bislang die Länder, in denen sie Komponenten bestellt haben, vor allem danach ausgesucht haben, wo es am kostengünstigsten war.“

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