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Autos müssen draußen bleiben: Verkehrsexperiment in Kirchditmold ist gestartet

Startschuss für vierwöchige Sperrung des Ortskerns

Autos müssen draußen bleiben: Verkehrsexperiment in Kirchditmold ist gestartet

autos müssen draußen bleiben: verkehrsexperiment in kirchditmold ist gestartet

Zur Eröffnung waren ungefähr 300 Unterstützer gekommen: Am Samstag wurde die vierwöchige autofreie Phase im Kirchditmolder Ortskern – hier die Zentgrafenstraße/ Ecke Teichstraße – eingeläutet.

Der Kirchditmolder Ortskern ist nun für vier Wochen für den Autoverkehr gesperrt. Hintergrund ist ein Verkehrsexperiment, das kontrovers diskutiert wird.

Kirchditmold – Verkehrsversuche waren in Kassel zuletzt politischer Sprengstoff. Vor genau einem Jahr hatte der scheidende Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) den geplanten Verkehrsversuch auf dem Steinweg untersagt und somit das Aus für die rot-grüne Koalition befördert. Umso mehr Beachtung kommt dem aktuellen Verkehrsversuch im Kirchditmolder Ortskern zu, für den die Teichstraße und Teile der Zentgrafenstraße seit Samstag für vier Wochen für Autos gesperrt sind, um den gewonnenen Straßenraum für Veranstaltungen und Begegnungen zu nutzen. Wo bislang Autos parkten, finden sich nun Sitzmöglichkeiten.

Stadtbaurat Christof Nolda (Grüne) distanzierte sich bei der Eröffnung der vierwöchigen Aktion vom Begriff „Verkehrsversuch“. Vor den gut 300 Zuhörern sagte er, es handele sich um ein „Freiluftexperiment“. Denn es werde in Kirchditmold keine auf Dauer gangbare Verkehrsregelung ausprobiert, sondern „einfach nur mal geschaut, wie die neue Freiheit genutzt wird.“. Erst wenn sich am Ende zeigen sollte, dass diese ein Gewinn für das Leben im Stadtteil war, werde ein Verkehrskonzept entwickelt.

Unter den Zuhörern war auch der designierte Oberbürgermeister Sven Schoeller (Grüne), der selbst in Kirchditmold lebt. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagte er, für ihn spielten Begrifflichkeiten keine Rolle. „Ob das Verkehrsversuch oder Freiluftexperiment heißt, ist mir egal. Wichtig ist, dass wir austesten, wie Flächen in der Stadt anders genutzt werden können. So lassen sich neue Perspektiven gewinnen“, so Schoeller. Er stehe Verkehrsversuchen positiv gegenüber, wenn die Interessen der Anwohner, Geschäftsleute und Kunden sorgfältig abgewogen würden. „Ich komme gerade aus dem Urlaub. In Italien kann man erleben, wie lebendig Innenstädte wirken, wenn keine Autos fahren.“

Für Kirchditmold kann Schoeller sich beispielsweise einen kleinen Wochenmarkt auf der Teichstraße vorstellen. Tatsächlich sei der Kirchditmolder Ortskern gut geeignet, um ihn für den Durchgangsverkehr zu sperren. Es gebe ringsherum genügend alternative Strecken.

Sibylle Walz von der Zentgrafen Buchhandlung verspricht sich ebenfalls viel von einer dauerhaften Sperrung für den Durchgangsverkehr. Allerdings müsse sichergestellt sein, dass die Kunden der ansässigen Einzelhändler auch mit dem Auto in der Nähe weiterhin einen Parkplatz finden. Nur so könnten sich der Ortskern und die dortige Nahversorgung entwickeln.

Anwohnerin Christine Knüppel hat große Hoffnungen, dass der Stadtteil nun in Schwung kommt. „Die Situation war lange nicht einfach. Es gab viel Leerstand. Aber jetzt ändert sich da gerade etwas“, so Knüppel.

Ortsvorsteherin Elisabeth König (Grüne) hat „wenig Kritik“ gegen das Projekt vernommen. Sie ruft die Kirchditmolder dazu auf, die vier Wochen mit Programm zu füllen. Geplant sind bis zum 21. Mai bereits ein regelmäßiges Büchereicafé, ein Feierabendmarkt, ein Dinner auf der Zentgrafenstraße, Sportaktionen und Spielenachmittage.

An einem Infostand des Vereins Raamwerk, der die Aktivitäten im Auftrag der Stadt koordiniert, können die Menschen mittwochs bis samstags (15 bis 19 Uhr) ihre Meinung zum Experiment abgeben. (Bastian Ludwig)

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