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Aufstelldach einbauen

Aus diesem VW T5 mit langem Radstand soll ein minimalistischer Camper werden. Wir begleiten den Ausbau in unserer Serie.

In diesem Artikel:

Aus diesem T5 soll ein multifunktionaler Campervan werden. Ausgangspunkt des Camper-Ausbaus ist ein oranger Bulli, langer Radstand, den Autor Dani Heyne geplant hat. Alltags- und Freizeitmobil in einem. promobil begleitet den Umbau in drei Teilen. Los geht’s mit dem Einbau des Aufstelldachs.

DIY-Ausbau VW T5 Manni

Teil 1 Basisfahrzeug und Aufstelldach
Teil 2 Innenausbau

Gebrauchter VW T5 vom Amt

aufstelldach einbauen Dani Heyne

Held der Geschichte: Ex-Kommunal-T5 der Stadt Mannheim, genannt Manni.

Der nächste Bus soll eine Art Schweizer Taschenmesser auf Rädern werden. Alltags- und Freizeitmobil in einem. Nicht zu groß, nicht zu voll, nicht zu schick. Die Basis bot ein Händler mit engen Kontakten inkommunale Ämter an. Bei ihm gibt’s regelmäßig orange VW T5 mit kleinen Kilometerständen und vollen Service-Akten.

Bei einem 2009er Modell mit langem Radstand sagte ich ja. Seine kleinen Beulen störten nicht. Verlockend waren die 68.767 Kilometer im Tacho, die Webasto-Standheizung und die vordere Sitzheizung. Dass die dritte Sitzreihe des Kombis verblecht ist – passt zu meinen Ausbau-Plänen. Nach langer Überführungsfahrt und einem tiefgründigen Blick auf die Technik war klar: Der Bulli ist topfit, daher kann der Umbau starten.

Aufstelldach auf den Bulli

aufstelldach einbauen Dani Heyne

Eine hohe, saubere Halle und ein Kran sind bei so einem Eingriff klar von Vorteil.

Ich mag Schlafdächer. Und spätestens seit dem Island-Abenteuer mit einem Marco Polo weiß ich: So ein Aufstelldach hält einiges aus. Es war also klar, dass der T5 um eine Etage erweitert werden soll. Um die Schlafebene zu verlagern, um mehr Spielraum beim Ausbau zu bekommen. Im Grunde gab’s nur zwei Stolpersteine zu überwinden: 1. den Preis und 2. die aktuell langen Wartezeiten bei der Nachrüstung.

Um die Wartezeit zu minimieren, muss man fleißig Werkstätten abtelefonieren, die solche Umbauten anbieten. Während einige mehr als sechs Monate warten verkündeten, konnte man bei anderen in vier Wochen vorbeikommen. Die Preise waren überall ähnlich. Bei rund 5.500 Euro geht’s beim T5 mit kurzem Radstand los, für den langen Radstand sollte man ab rund 7.000 Euro einplanen. Spürbar günstiger wird’s nur, wenn man den Einbau selbst übernimmt. Das war mir jedoch zu heikel. Lieber wollte ich den Umbau einmal begleiten, um ihn dann eventuell bei einem späteren Projekt selbst umzusetzen.

Reimo-Aufstelldach, superflach, hinten hoch

aufstelldach einbauen Dani Heyne

Ersttätern liefert Reimo eine wunderbar detaillierte Einbauanleitung mit vielen Bildern … nach der man so ein Dach durchaus selbst einbauen kann. Theoretisch.

Mein Traumdach für den T5 fand ich bei Reimo – eins, das sich am Heck aufstellen lässt. Warum hinten hoch? Weil ich die vorderen Sitze in den Umbau integriere und da sitzen werde. Also braucht’s vorn keine Stehhöhe. Hinten bekommt der Bulli keine Sitzbank, dort wäre viel Luft über dem Köpfchen passend. Auf den Einbautermin musste ich zwei Monate warten, was erträglich war. Bis dahin räumte ich den Bulli hinter den Vordersitzen komplett aus. Nur die Bodenplatte blieb drin. Das ist für die Reimo-Truppe kein Muss, vereinfacht die Arbeiten jedoch.

An einem Montag, 9 Uhr ging’s los. Der Bus wurde außen und innen mit robuster Luftpolsterfolie verkleidet, anschließend zeichneten die Jungs die Schnittkanten aufs Dach. Kurz vor Mittag schnitt sich die Pressluftsäge ihren Weg durch die Dachhaut. Schräges Gefühl – zumindest für mich. Für die Profis ist’s normal. Ein Kran hob das herausgetrennte Blech anschließend auf und davon, Schleifer glätteten die Schnittkanten. Diese wurden anschließend gut versiegelt. Kurz vor Feierabend stand ich dann zum ersten Mal aufrecht im Bulli – ein grandioses Gefühl.

aufstelldach einbauen Dani Heyne

Los geht’s: Mittels Schablone zeichnen die Reimo-Profis alle notwendigen Schnittkanten auf die Dachhaut.

Tag zwei war gut gefüllt: Das offene Dach des Bulli bekam einen Hilfsrahmen, der aus vier Teilen besteht und verschraubt und genietet wurde. Auf den Längsträgern ruht später das Brett der Matratze. Zudem positionierten die Jungs die Scharniere der Dachhaut. Am Nachmittag wurde das GFK-Dachvia Kran probehalber aufgesetzt – passt!

Tag drei begann mit starkem Kaffee. Das Dach flog danach wieder vom Bus, denn ein kleiner Rahmen fehlte noch. Er wurde rund um den Abschnitt verlegt und hält später den Zeltstoff der Seiten straff. Die Jungs arbeiteten hier sehr genau, denn nur wenn dieser Rahmen den Wölbungen des T5-Dachs genau angepasst wird, kann hinterher kein Regenwasser eindringen. Kurz nach dem Mittag schwebte das Dach wieder auf den Bulli. Diesmal, um zu bleiben. Die Scharniere wurden fest verschraubt, die beiden Gasdämpfer in Position gebracht, das Dach aufgestellt. Zum ersten Mal wird das neue Raumgefühl spürbar.

aufstelldach einbauen Dani Heyne

Erstes Beschnuppern: Das neue Dach wird Probe montiert.

Nachdem der Stoff des Schlafdachs in dem umlaufenden Rahmen straff und faltenfrei gehalten wurde, kam von außen noch eine Spur Naht dicht zum Einsatz. Jetzt noch die Liegefläche montieren, die Matratze einlegen – fertig ist das Penthouse.

Die Jungs von Reimo klebten noch den Spoiler über der Frontscheibe ein und empfahlen, alles eine Nacht trocknen zu lassen. Auch sie möchten wissen, wie’s mit dem Umbau weitergeht.

Kritikpunkt: Schrauben

aufstelldach einbauen Dani Heyne

Hier gibt es Luft nach oben: Die Schrauben am Dach.

Eine Sache gefällt nicht am Dach: diese Schrauben. Mit ihnen werden diverse Halter an der GFK-Hülle befestigt. Die Bohrlöcher dichten Gummischeiben. Diese Teile werden altern, und was dann? Eine Schwachstelle, die Reimo leicht umgehen könnte, wenn diese Schrauben einlaminiert würden. Genug Platz ist da.

Kosten für den Ausbau Teil 1

Kosten für den Dach

Basisfahrzeug Preis
VW T5, langer Radstand 12.500 Euro
Aufstelldach
Reimo Dach superflach, hinten hoch 3.439 Euro
Lackierung in Wagenfarbe 1.090 Euro
Einbaurahmen 609 Euro
Schlafdachbett 639 Euro
GESAMT 18.277 Euro

1. Das Basisfahrzeug “Manni” — 12.500 Euro

Ein T5 mit langem Radstand aus kommunaler Hand, Baujahr 2009. Er stammt also aus dem letzten Jahr vor dem Facelift, da waren alle Kinderkrankheiten beseitigt. Die Stadt Mannheim hat ihn mit Sitzheizung bestellt – und eine Webasto-Standheizung samt Zweitbatterie nachrüsten lassen.

In den 13 Jahren Erstbesitz wurde Manni penibel gepflegt – und alle Servicearbeiten in einer Fahrzeugakte notiert. Das freut den Käufer, der in keiner Ecke des VW Korrosion entdeckt hat. Und sich über zwei Dinge besonders freut: die 68.767 Kilometer – und den 1.9er-TDI, dem jeder Meisterkittel ein langes Leben vorhersagt. Hilfreich: der serienmäßige Partikelfilter. Smart: Per Steuergerät-Tausch werden aus 200 stolze 250 Newtonmeter Drehmoment. Mehr über den T5 als Basisfahrzeug gibt es hier. Noch mehr über die Basisfahrzeuge der kompakten Klasse gibt es hier: Überblick Basisfahrzeuge kompakt Campervans.

2. Das Penthouse von Reimo — 3.439 Euro plus

Hinzu kommen: der Einbaurahmen (609 Euro), das Schlafdachbett (639 Euro) und der Einbau (1.558 Euro). Die Lackierung in Wagenfarbe (oder nach Wunsch) liegt bei 1.090 Euro. Alle Preise beziehen sich auf den T5 mit langem Radstand. Verbaut wurde ein Schlafdach vom Typ superflach, Ausführung “Hinten-Hoch”. Wer sich mit dem Blick auf die Preise fragt, ob sich der Ausbau rechnet: Kommt schwer drauf an, wie regelmäßig man im Bulli übernachtet. Und wie oft man sich am normalen Dach schon den Kopf gestoßen hat. Wer wie unser Autor plant, den Wagen möglichst lange und oft zu nutzen – der wird auf seine Kosten kommen. Und steigert zudem den Wert des Fahrzeugs.

Alle Teile der DIY-Ausbau-Serie

Teil 1 Basisfahrzeug und Aufstelldach
Teil 2 Innenausbau

Die Liebe zum Camper des Autors: Vom Klappcaravan zum T5

Alles auf Anfang – mal wieder! Der Wunsch nach einem eigenen Camper – er läuft bei mir in Dauerschleife. Ziemlich sicher liegt das an der vorbildlichen Prägung in jungen Jahren. Die Sommerferien verbrachten wir nämlich stets in Zelten und im komfortablen Klappfix. Dass sowas mal Faltcaravan heißen würde, ahnte damals noch keiner. Dafür versorgte uns mein Vater stets mit wilden Ideen. Die kühnste bescherte der Familie einen selbstgebauten Wohnwagen, der am Balaton zu unserem Königreich wurde.

Meine erste eigene Campererfahrung setzte sich aus einem gepflegten VW Sharan und einer aufblasbaren Luftmatratze zusammen. Beides geliehen. Es folgte ein ranghoher VW T3, ein Ex-Bundi. Seine steife Rücksitzbank verwandelten zwei Klappscharniere in ein variables Traumbett. Den hellblauen Mitsubishi L300 übernahm ich ziemlich perfekt ausgebaut von einem Tischler in Down Under, der dunkelgrüne Chevy Astro bekam vor einem kanadischen Baumarkt ein maßgeschneidertes Bett – damit reiste es sich komfortabel bis nach Alaska.

Zurück in Deutschland, ging es mit einem Ford Nugget mit festem Hochdach weiter – um die Vorzüge eines fix und fertigen Campers zu genießen. Das war vor der Vanlife-Welle, als es die kompakten Freizeitmobile noch zu erschwinglichen Kursen gab. Ich kündigte damals sogar meine Wohnung, um von April bis Oktober Vollzeit im Nugget zu leben. Das lief gut, bis die innere Stimmung um automobile Veränderung bat. Die fand ich in Form eines Ford Transit der frühen 1990er Jahre. Ein feiner Kerl in Blaumetallic, an dem kaum Rost nagte.

Die noch größere Überraschung: Sein Zweiliter-Benziner hatte erst 28.587 Kilometer weg. Der Vorbesitzer, ein ebenso feiner Kerl, chauffierte mit dem Bus Menschen auf ihren letzten Reisen. Daher der erstaunlich gute Zustand. Der Ford bekam ein Dachzelt, das selbst auf Englandreisen dicht hielt. Aber das Hoch- und Runterkraxeln…

Der Umstieg auf meinen ersten T5 brachte einen erstaunlichen Komfort-Boost. Vor allem beim Fahren. Die schwere, unbequeme Klappbank des Multivan schloss ich dagegen nie wirklich ins Herz. Und ein radikaler Umbau erschien aufgrund des gepflegten Multivan-Kleids unsinnig. Und da stehen wir jetzt. Mit dem Gefühl: Alles auf Anfang!

Fazit

Im gebrauchten T5 Manni ist schon einiges drin, was CamperInnen brauchen. Eine Standheizung zum Beispiel. Eine große Veränderung gibt es aber zum Start der Selbstausbau-Serie: Ein Aufstelldach. Unser Autor lässt dieses von Reimo montieren. Das hat seinen Preis, ist aber als Laie auch kaum stemmbar.

Im zweiten Teil starten wir den Innenausbau. Das Ziel: vier Sitzplätze, zwei Schlafplätze, eine Couch, Stauraum, ein sicherer Platz fürs Rad (innen) – und das alles schön schlicht verpackt. Sie sind gespannt? Hier geht es direkt zu Teil 2 und zum Innenausbau.

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