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Am E-Auto scheiden sich die Geister Tölzer Autohändler über die Entwicklung

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Im vergangenen Jahr hat sich die Anzahl der E-Autos im Landkreis verdoppelt. Die Fachhändler in der Region gehen aber nicht davon aus, dass der starke Anstieg anhält, weil die staatliche Zuschussprämie wegfällt

Am E-Auto scheiden sich die Geister Tölzer Autohändler über die Entwicklung

Im Landkreis gibt es immer mehr E-Autos. Trotzdem bliebt ihre Zahl auf niedrigem Niveau, wenn man sich die gesamten Zulassungszahlen anschaut. Wie beurteilen Autohändler die Entwicklung?

Bad Tölz-Wolfratshausen – Auf Anfrage unserer Zeitung hat das Landratsamt eine Statistik veröffentlicht, wie sich die Zulassungszahlen der verschiedenen Kfz-Antriebsarten im Vergleich zu den Vorjahren entwickelt haben. Gab es 2020 erst 625 Elektrofahrzeuge, waren es 2021 schon 1070 und 2022 sogar 2133 (siehe Tabelle). Rund 3600 Bürger fuhren 2022 Fahrzeuge mit Hybrid-Antrieb, vor allem mit Benzin. Die allermeisten im Landkreis zugelassenen Fahrzeuge sind allerdings mit Benzin- oder Diesel-Motor – diese Zahlen sind seit drei Jahren nahezu konstant hoch.

Fragt man Autohändler in der Region, wie sie diese Entwicklung beurteilen, bekommt man vielfältige Antworten. „Grundsätzlich ist bei den Kunden Interesse da, sich ein Elektrofahrzeug anzuschaffen“, sagt der Mazda-Händler Tobias Graf aus Münsing. Der Anstieg im vergangenen Jahr sei aufgrund der staatlichen Prämie groß gewesen. „Deshalb wollten alle noch die Zulassung in 2022“, sagt er. Weil die Prämie nun aber wegfalle, sei nicht davon auszugehen, dass der Anstieg weiterhin so stark sei. Bei den meisten Auto-Interessenten spiele nicht der Umweltgedanke die entscheidende Rolle, sondern die Frage, ob das Fahren mit einem E-Auto billiger werde, sagt Graf. Wichtig sei , eine Bedarfsanalyse durchzuführen.

Lässt Nachfrage ohne Prämie nach?

Ähnlich äußert sich auch Josef Geisreiter vom gleichnamigen Renault- und Dacia-Autohaus in Bad Tölz. Der Renault Zoe sei das meistverkaufte Elektroauto in Deutschland, sagt Geisreiter. Auch er spricht mit den Kunden über die individuelle Situation. Wer im Eigenheim wohne und mit Photovoltaik (PV) auf Hausdach oder Carport selbst Strom erzeuge, für den sei das Laden über die eigene Wallbox komfortabel und günstig. „Auch Arbeitgeber bieten heute für ihre Mitarbeiter schon Ladestationen an“, sagt Gaisreiter. Und auch Hotels würden schon damit werben. „Das erleichtert natürlich den Umstieg.“

Lenggries: Tobias Gascha: „Handwerker wollen Benziner behalten“

Dass das Interesse nach einem E-Fahrzeug keine Frage des Alters ist, meint Tobias Gascha, Fiat-Verkäufer im Autozentrum Isarring in Lenggries. „Sowohl jüngere als auch Senioren erkundigen sich.“ Viele hätten sich vor einem Beratungsgespräch im Internet informiert und würden Bescheid wissen über technische Details oder Prämien vom Staat. „Es gibt auch Kunden, die bewusst kein E-Auto wollen“, sagt Gascha. Seiner Erfahrung nach würden vor allem Handwerker ihr Benzin- oder Diesel-Fahrzeug am liebsten behalten. Auch Gascha spricht mit den Kunden über das Fahrverhalten. „Wenn man nur im und ums Dorf unterwegs ist, ist ein E-Auto nicht schlecht.“ Wer weitere Strecken pendle, müsse kalkulieren hinsichtlich Zeit und Ort. Auch Gascha meint, dass sich ein E-Auto am besten rentiere, wenn man im eigenen Haus wohne und einen Photovoltaik-Anschluss habe. Das Netz mit den Ladestationen im Landkreis sei „teils, teils“. Bei Toyota Auer in Tölz fahren 70 bis 75 Prozent der Kunden ein Hybrid-Fahrzeug, berichtet Geschäftsführer und Verkäufer Thomas Auer. „Das ist Elektro ohne Kabel.“ Der Vorteil sei, dass „die Batterie ewig halte“ und zur Herstellung „weniger Seltene Erden verbraucht werden“, wirbt er. Die Kunden seien zufrieden, denn man hätte mit diesen Fahrzeugen kein Reichweitenproblem: „Sprit gibt es überall.“

Wackersberg: Subaru-Händler Hans Willibald positioniert sich gegen E-Auto-Trend

Eine klare Meinung gegen E-Autos, vertritt der Subaru-Händler Hans Willibald aus Wackersberg. Für die hiesige Region seien E-Fahrzeuge nicht geeignet. „Diese Autos werden in der Wüste getestet, deshalb kommen diese Reichweiten bei den Kilometern zustande“, sagt er. Aber wenn man die Fahrzeuge im Isarwinkel nutze, „bei minus 10 Grad und bergauf und bergab, dann sieht’s mit der Reichweite anders aus“, sagt er. „Da kommen die Fahrzeuge nicht mehr so weit.“

Bei Subaru und Suzuki gebe es derzeit nur ein E-Modell, „und das kostet 65 000 Euro aufwärts“, sagt der Autohändler. Für Willibald ist der Batterie-Antrieb nicht das Modell der Zukunft. Für ihn ist das die Wasserstoff-Technik. „Man war bei der Forschung auf einem guten Weg, dann wurde alles ausgebremst. Ich bin mir sicher, das war politisch motiviert“, sagt der Wackersberger. Er geht auch davon aus, dass sich die politische Entscheidung der EU, ab 2035 keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor zuzulassen, nicht halten lassen wird. „Ich bin mir sicher, das wird verlängert.“

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