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Allianz am Wendepunkt: Renault fährt Nissan-Anteil auf noch 15 Prozent herunter

allianz am wendepunkt: renault fährt nissan-anteil auf noch 15 prozent herunter

Die Allianz zwischen Nissan und Renault wird komplett umgebaut. ; Valentyn Ogirenko / Reuters

Der französische Autohersteller Renault war 1999 bei Nissan eingestiegen, um das japanische Unternehmen zu retten. Nach dem Erfolg wuchs bei Nissan der Widerstand gegen die Übermacht der Franzosen. Jetzt haben sich die Japaner durchgesetzt. Nach langen Verhandlungen gibt Renault seine Vorherrschaft an seinem Partner Nissan auf. Beide Unternehmen haben sich laut der japanischen Zeitung «Nikkei» darauf geeinigt, dass Renault seinen Anteil an Nissan von 43 auf 15 Prozent reduziert. Dies entspricht Nissans Anteilen am französischen Partner.

Im Gegenzug sollen sich die wirtschaftlich stärkeren Japaner mit bis zu 15 Prozent an Renaults neuer Elektroautofirma Ampère beteiligen. Zudem wollen die Partner neue Projekte unter anderem in Indien, Mittel- und Südamerika vorantreiben.

Damit erreicht die Auto-Allianz 24 Jahre nach dem Einstieg der Franzosen bei den Japanern im vergangenen Jahr einen Wendepunkt. Renault-Manager Carlos Ghosn hatte den damals kriselnden Autokonzern Nissan rasch saniert und aus der Zweier- eine Dreierallianz mit Mitsubishi Motors aufgebaut.

Für einige Zeit schien es dem eurasischen Autobund zu gelingen, die weltweit grösste Autoallianz zu werden. Doch mit der Erholung von Nissan wuchs in Japan die Kritik an der grossen Macht des viel kleineren französischen Partners. Vor allem das erhebliche Mitspracherecht des französischen Staates bei Renault stiess in Japan auf Ablehnung.

So kontrollierte die französische Regierung mit einem Aktienpaket von 15 Prozent 30 Prozent der Stimmrechte bei Renault und hatte damit indirekt über die grosse Beteiligung von Renault an Nissan faktisch ein Mitspracherecht bei den unternehmerischen Entscheidungen der Japaner. Nissan hielt im Gegenzug nur ein Aktienpaket von 15 Prozent an Renault, das zudem nicht stimmberechtigt war.

Nachdem die französische Regierung auf eine Fusion der bislang gleichberechtigten Partner gedrängt hatte, gipfelte der Streit 2019. Bei seiner Ankunft in Tokio wurde Renault- und Nissan-Chef Ghosn verhaftet und später wegen einer Reihe von Bilanzdelikten angeklagt. Er soll unter anderem sein wahres Einkommen verschleiert haben.

Ghosn, der sich inzwischen in einer spektakulären Flucht aus Japan in den Libanon abgesetzt hat, beteuert seine Unschuld. Stattdessen wirft er Nissan-Managern vor, gegen ihn geputscht zu haben, um die Fusion und den Einfluss von Renault bei Nissan zu verhindern.

Damit war die Idee einer Integration der Alliierten tatsächlich vom Tisch. Doch die Unternehmen vertagten die Gespräche, um zunächst die Allianz und das eigene kriselnde Geschäft zu stabilisieren. Die Folge: Die Strategien der Partner gingen teilweise auseinander.

So beschloss Renault, sein Geschäft mit Elektroautos in eine neue Firma auszugliedern. So wollten die Franzosen schneller agieren und neue Partner finden. Das Projekt krankte jedoch daran, dass sich Nissan lange dagegen sträubte, gemeinsame Patente für Elektroautos und Batterien auf die neue Einheit zu übertragen.

Ein Grund dafür war die Befürchtung, dass ihr technisches Know-how an andere Unternehmen abfliessen könnte. Dabei war von Anfang an klar, dass dieser Punkt Teil eines grossen Pakets war, das die Allianz faktisch erstmals auf Augenhöhe brachte. Am Ende segnete Paris die Entscheidung offenbar ab. So soll die Regierung Anfang Januar der japanischen Regierung mitgeteilt haben, dass sie keine Einwände gegen eine Reduzierung der Anteile von Renault an Nissan habe.

Die Vereinbarung muss nun noch von den Verwaltungsräten beider Konzerne abgesegnet werden. Die Ergebnisse könnten dann Anfang Februar der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

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