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Akku-Packs in Boxer-Form - Ride Mercury Elektro-Restomod-Kits

Um Klassikern wie den Zweiventil-Boxer-Modellen von BMW ein zweites, zukunftssicheres Leben auf öffentlichen Straßen zu ermöglichen, entwickelt die französische Firma Mototherapy einen Elektro-Umbau-Kit namens Ride Mercury. Anschließend soll ein entsprechendes Kit für Moto Guzzi folgen.

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Akku-Packs in Boxer-Form – Ride Mercury Elektro-Restomod-Kits

Mototherapy ist eine Motorradwerkstatt im Großraum Paris, die Custombikes baut und damit schon international Anerkennung bekommen hat. Doch die beiden Geschäftspartner Jean-Marie Raymon und Cédric de Azevedo tüfteln derzeit an einem unkonventionellen Großprojekt. Sie entwickeln spezielle Restomod-Kits: Elektro-Umrüstkits für klassische Motorräder. Zuerst für die Zweiventil-Boxer-Modelle von BMW, also für die Typen R 45, R 65, R 80 und R 100, die von BMW bis Mitte der 1990er-Jahre hergestellt wurden.

Zunehmende Einschränkungen in Paris

Hintergrund und Motivation hierfür sind die zunehmenden Einschränkungen für ältere Motorräder mit Verbrennungsmotoren – insbesondere in Paris. Und dass das Umrüsten bestehender Fahrzeuge noch umweltfreundlicher, nachhaltiger und ressourcenschonend ist, diese Aspekte kommen für die Liebhaber klassischer Maschinerie hier noch obendrauf.

Zweiter Versuch mit Radnabenmotor

Mit dieser Idee wollten Jean-Marie und Cédric eigentlich die Ersten sein, doch bereits im Juli 2022 haben wir über eine ähnliche Entwicklung von LM Creations aus den Niederlanden berichtet. Während LM Creations das originale Boxer-Motorgehäuse mitsamt Getriebe und Kardan-Endantrieb beibehält und sowohl die Akkuzellen als auch den Elektromotor möglichst unauffällig integriert, ist der Ansatz von Mototherapy ein anderer. Ihr Konzept namens Ride Mercury sieht anstelle des Boxermotors ein Akkugehäuse vor, das lediglich boxerähnlich aussieht. Und den Elektromotor wollen die Franzosen direkt im Hinterrad platzieren – einen sogenannten Radnabenmotor.

Ungünstige Massenverteilung

Wesentlicher Nachteil eines Radnabenmotors ist sein Gewicht, das an dieser Stelle zu den ungefederten Massen hinzukommt. Das ist eigentlich unerwünscht, weil es sich tendenziell negativ auf Federungskomfort und Fahrverhalten auswirkt. Zudem rückt es den Gesamtschwerpunkt des Fahrzeugs nach hinten, was zusätzliche negative Effekte hat. Und da mit dem BMW-Kardan auch die originale Hinterradschwinge entfällt, ist eine neue Hinterradschwinge erforderlich – von Mototherapy immerhin mit Unterzug und weiterhin schön klassisch mit zwei Federbeinen konstruiert.

Nur 110 km/h mit 10 kW

Tuning an Fahrwerk und Bremsen der klassischen BMWs ist insofern nicht nötig, da für den bürstenlosen und angeblich sogar flüssigkeitsgekühlten Radnabenmotor zwar beeindruckende 200 Nm Drehmoment, aber nur 10 kW (13,5 PS) Spitzenleistung angesagt werden. Mehr als 110 km/h sind damit nicht drin, und sogar das schwächste Modell, die R 45, läuft original boxend schneller. Kombiniert mit 10 kWh Speicherkapazität in den Akkuzellen sollen sich circa 100 Kilometer Reichweite ergeben, und als Ladedauer werden 4 Stunden genannt.

Die Investorensuche läuft noch

Doch so weit ist es noch gar nicht. Von Mototherapy werden noch Investoren gesucht. Zunächst sollen 300.000 Euro Startkapital eingesammelt werden, um den ersten Prototyp, Verstärkung des Teams und weitere Marketingmaßnahmen zu finanzieren. Wenn das Ride Mercury-Kit schließlich zugelassen und verfügbar ist, soll es an Vertragspartner, eventuell auch direkt an Selberschrauber verkauft werden. Als Preis werden 12.000 bis 14.000 Euro erwartet. Mit diesem Budget wären umfangreiche Restomod-Upgrades an den Boxermotoren und drumherum möglich – das macht zumindest nachdenklich.

Nach BMW ist Moto Guzzi geplant

Nach BMW soll es mit Moto Guzzi weitergehen, mit dem gleichen radikalen Restomod-Konzept und mit den gleichen elektrischen Komponenten. Wesentlicher Unterschied wäre die Form des Akkugehäuses: als 90-Grad-V-Twin. Ebenfalls schön im Fahrtwind stehend, mit Kühlrippen. Wie bei den originalen Klassikern. Nur eben nicht klassisch brummend, sondern leise surrend.

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