Maserati

Maserati GranCabrio Folgore elektrisiert

“Pasta ist ja auch vegetarisch”, kann man sich die Elektrifizierung von Maserati schön reden. Oder passt das nicht? Wir wollten es wissen: Eine Probefahrt im Maserati GranCabrio Folgore (Stromer) und Trofeo (Verbrenner) um den Lago Maggiore.

maserati grancabrio folgore elektrisiert

Wer einen Sportwagen fahren will und Greta Thunberg zum Date ausführen möchte, sollte es mit dem Maserati GranCabrio probieren. Oben wenig Stoff, sexy Hüften und voller Energie – how dare you, wir meinen das vollelektrische Cabrio von Maserati: den Folgore.

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Elektrifizierung à la Maserati

Mit der Elektrifizierung des sportlichen Zweitürers meint man es in Modena ernst. Bis 2030 sollen alle Modelle auf Strom umgestellt werden. Doch aufgrund der momentan schwachen Nachfrage nach Stecker-Fahrzeugen äussert man sich öffentlich wieder etwas zurückhaltender.

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Die zur Verfügung stehenden Plattformen von Stellantis lehnte man dankend ab. Der zu hoch liegende Schwerpunkt sei untauglich für ein Sportauto. Also wurde eine eigene Plattform entwickelt, mit T-förmiger Batteriezellen-Anordnung. Bessere Gewichtsverteilung, niedriger Schwerpunkt und der Allerwerteste näher am Asphalt.

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Drei Elektromotoren

Den Antrieb im GranCabrio Folgore übernehmen wie schon im GranCoupé Folgore drei identische Elektromotoren, einer für die Vorderachse und zwei für die Hinterräder. Die beiden hinteren Motoren sind nicht miteinander verbunden, was ein Differenzial überflüssig macht. Die Drehmomentverteilung funktioniert somit rein elektronisch.

In 2,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h

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Die Gesamtleistung beträgt 560 kW/761 PS und 1350 Nm und ermöglicht den Sprint von null auf 100 km/h in nur 2,8 Sekunden. Was in der Elektrowelt nur noch nickend anerkannt wird, lässt die meisten thermischen Modelle ziemlich alt aussehen. Spass-Ende verspricht Maserati erst bei 290 km/h. Dass die WLTP-Reichweite von 447 Kilometer sehr von der Aktivität des rechten Beins abhängt, versteht sich von selbst. Der Akku ist mit einer Kapazität von 83 kWh (netto) im Idealfall wieder schnell gefüllt. Eine taugliche Ladesäule vorausgesetzt, zieht das elektrische GranCabrio bis zu 270 kW. Konstant sollen immerhin 190 kW in die Batterie gepumpt werden können, sodass sich der Ladestand von 20 Prozent innert 18 Minuten auf 80 Prozent korrigieren lässt.

Fahren ist schöner als Laden

Trotzdem ist es in Anbetracht dessen, dass Fahren immer mehr Spass macht als Laden, sicher empfehlenswert, das GranCabrio Folgore nicht dauernd am Limit zu bewegen. Umso mehr, weil das doch etwas hohe Gewicht von 2340 Kilogramm allzu sportliche Ambitionen des Wagens auch neben der Autobahn hemmt. Die spürbare Seitenneigung animiert den Fahrer eher zum gemütlichen Flanieren als zu maximalen Kurvengeschwindigkeiten. Die Luftfederung mit elektronisch gesteuerten Dämpfern agiert dafür im Sinne des Erfinders und tut ihr Bestes, um die vielen Asphalt Unebenheiten der nicht so perfekten italienischen Strassen zu kaschieren.

Cabrio Feeling ohne Reue

Unabhängig von der Antriebswahl, herrscht bei der Öffnungsdauer der Stoffmütze Einigkeit. In nur 15 Sekunden lässt es sich öffnen. Dank Windstopper, «Luftschal» in den Kopfstützen und ausreichend Sonnencreme ist diese Variante sehr zu empfehlen. Bei offenem Verdeck ist das Kofferraumvolumen beider Versionen erwartungsgemäss mager, schrumpft im Folgore von allgemein recht knappen 151 auf 114 Liter. Wer auf lange Reisen geht, lässt einfach die Kinder daheim und verstaut das Gepäck auf der Rückbank. Apropos Rückbank: Da finden auch zwei sehr dünne, kleine Erwachsene durchaus passable Platzverhältnisse vor.

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Wie fährt sich der GranCabrio Trofeo?

Mit dem Wechsel vom Maserati GranCabrio Folgore zum GranCabrio Trofeo, haben wir einen direkten Vergleich zwischen Stromer und Verbrenner. Satte 500 Kilogramm weniger wiegt die vom Verbrenner angetriebene Trofeo-Version des GranCabrio. Den Unterschied merkt man sofort, denn Kurvenfahren, das kann der Benziner, der mit seinen 1795 Kilogramm zwar auch kein Leichtgewicht ist, spürbar besser als der Folgore.

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Das V6-Grollen rüttelt die kleinen Bergdörfli aus dem Tiefschlaf – herrlich. Der Motor kommt vom hauseigenen Supersportler MC20. In der Trofeo-Version des GranCabrio leistet das Dreiliter-Biturbo-Triebwerk 404 kW/550 PS und 650 Nm Drehmoment. Das reicht für 320 km/h Spitze und für einen Sprint auf Tempo 100 in 3,5 Sekunden – weniger als eine Sekunde langsamer als der Folgore. Na und?

Direktvergleich: Stromer vs. Verbrenner

Dank der akustischen Untermalung lässt sich die Agilität des Trofeo dynamischer erleben, als sie vielleicht auf der Stoppuhr wirklich ist. Aber zweifelsfrei um Welten emotionaler. Die schmalen, verwinkelten Strassen um den Lago Maggiore beugen sich dem Wagen, als wäre er ein echter Leistungssportler. Das Fahrwerk wirkt straffer als im Stromer und dank der direkten Lenkung fühlt sich der Trofeo deutlich lebendiger an. Ein wahrer Genuss ist es zum Beispiel, den Dreizack in die hoch gelegene Gegend von Domodossola zu jagen, um eine Gelato-Pause einzulegen. Mindestens genauso cool wie das eben verspeiste Eis ist es wieder runter zufahren. Damit wir bergab nicht nur auf der Bremse stehen, passen wir unsere Geschwindigkeit an. Der grosse Moment des Herunterschaltens: linke Wippe ziehen und geniessen. Dem unmittelbaren Aufheulen, folgt ein raunendes Vibrato des V6-Nettuno im Schubbetrieb.

Orchester mit vier Posaunen im Heck

Wahnsinn, was für ein Orchester aus den vier Posaunen am Heck ins Tal geblasen wird. Nächste Kurve kommt, bremsen, einlenken und ab Scheitelpunkt wieder stempeln … anschliessend ausrollen lassen und die Musik geniessen. Das gleiche Spiel in der nächsten Kehre und in der nächsten und auch in der nächsten und der darauf. Wir bekommen Gänsehaut und Tränen der Ergriffenheit. So könnte es ewig weitergehen …

Alles Schöne hat seinen Preis

Zum Maserati besitzen, ob mit Zellen oder Zylindern, bedarf es einer stabilen finanziellen Grundlage. Für die Steckerversion müssen 232’500 Franken zusammengekratzt werden. Dann doch lieber der Trofeo? Nun ja, der kostet mit 260’400 Franken nochmals einen hübschen Kleinwagen mehr. So ist die Antriebswahl sowohl eine Geschmacks- als auch Preisfrage.

Das Fazit

Sieger nach K.O: der Trofeo.

Text: auto-illustrierte (GAT, SS)

Bilder: Maserati

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