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Faszination Le Mans - Mit dem BMW XM (2024) zum großen Rennen

Ein eindrucksvoller Roadtrip mit dem stärksten BMW, den die M GmbH jemals gebaut hat ...

faszination le mans - mit dem bmw xm (2024) zum großen rennen

Vor genau 25 Jahren gelang BMW der letzte Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans – dem wohl größten Langstreckenrennen der Welt. In diesem Jahr traten die Bayern erstmalig wieder in der Top-Klasse beim Kampf um die Krone an.

Das Jubiläum war Grund genug für uns, die Einladung von BMW anzunehmen und die Reise nach Le Mans anzutreten. Die Wahl fiel dem Anlass entsprechend auf das höchste der BMW-M-Gefühle, nämlich den BMW XM Label. Schließlich galt es, knapp 1.040 Kilometer in zwei Etappen zu bewältigen.

Bildergalerie: BMW XM Label 2024 Le Mans Trip

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Ein Auto für das große Selbstbewusstein

Dieses Fahrzeug war seit dem seligen M1 das erste Projekt, das ausschließlich durch die M GmbH entwickelt wurde. Allerdings hat der XM mit dem Mittelmotorsportler so viel gemein wie ein Kampfbulle mit einem Jagdhund. Dieses Auto – manche sagen auch liebevoll “Monster” – polarisiert in heutigen Zeiten und wirkt ein wenig wie aus der Zeit gefallen.

Gerade das aggressive, brutal wirkende Design ist heutzutage schon eine mutige Ansage und findet bei weitem nicht überall Zuspruch, wie wir auf unserer Tour mehrfach erleben durften.

Andererseits feiern und bewundern viele Autofans BMW für genau dieses mutige Statement. Und auch meine 13-jährige (und autoverrückte) Tochter konstatierte: “Ich kann da keine Hässlichkeit entdecken!” Liegt eben wie immer ganz im Auge des Betrachters. Als autobegeisterter Petrolhead kann man sich der Wirkung dieses Gesamterlebnisses nur ganz schwer entziehen und es ist sehr schwierig, hier tatsächlich objektive Maßstäbe anzusetzen.

Preis und Leistung am Limit

Aber Gott sei Dank brauchen und wollen wir das in diesem Fall auch nicht, den dies wird kein nüchterner Testbericht, sondern die Schilderung eines Roadtrips, der es in sich hatte. Los ging es in Garching vor den Toren Münchens, wo wir in der Testwagenabteilung “unseren” XM entgegennahmen.

Und es war nicht irgendein XM (wenn es sowas bei einem solch exklusiven Gerät überhaupt gibt), sondern ein “Label” (ohne Red), also die höchste Ausbaustufe mit 748 PS. Nebenbei ist das der stärkste BMW, der jemals für die Straße gebaut wurde.

Verpackt wurde das Ganze in der bekannt provokanten Karosserie, die in unserem Fall in die Sonderfarbe “Petrol Mica” getaucht wurde. Dieser Lack kaschiert die gewaltigen Proportionen des XM gekonnt, kostet aber auch knapp 7.000 Euro Aufpreis. Angesichts des Preisschildes unseres Fahrzeugs, auf dem satte 222.950 Euro verzeichnet sind, relativiert sich das aber auch wieder irgendwie. Kosten dürfen für Besitzer dieses Autos sowieso keine Rolle spielen, auch das lernen wir auf diesem Trip.

Abholung im PKV Garching

Kopfnüsse und Schraubzwinge

In der großen Auslieferungshalle nimmt sich der XM schon fast etwas zurück und wirkt nicht mehr ganz so bedrohlich. Auch die Innenausstattung ist nicht so aggressiv wie beim “Label Red”, sondern in edlem, schwarzem “Merino”-Leder gehalten und nur durch einige rote Elemente akzentuiert. Schon beim Platznehmen fällt die sehr sportliche Sitzposition auf. BMW-typisch sind die Seitenwangen der Sitzflächen eher eng gehalten, was auf langen Fahrten ziemlich unangenehm am Gesäß und den Oberschenkeln werden kann. Könnte aber auch am Fahrerformat liegen…

Wo wir gerade beim Meckern sind: Die integrierte, nicht verstellbare Kopfstütze entwickelte sich während der Tour zu einem echten Ärgernis. Wenn man die Sitzlehne einigermaßen aufrecht einstellt, liegt die Kopfstütze quasi schon am Hinterkopf an. Dies führt nicht nur zu kaum vorhandener Bewegungsfreiheit, sondern angesichts der gewaltigen Beschleunigung des XM auch immer wieder zu derben Kopfnüssen. Dass sie zudem auch kaum gepolstert ist, macht die Sache nicht besser. Aber hier wird halt nicht mit Samthandschuhen gewerkelt!

BMW Multifunktionssportsitze

Autobahn als natürlicher Lebensraum

Diese kleinen Nicklichkeiten verblassen aber sofort nach dem Entern der Autobahn. Der Plan war, am ersten Tag von Garching bis nach Paris zu kommen, um dort zu nächtigen. Da galt es, auf den wenigen hundert Kilometern deutscher Autobahn bis zur Grenze ordentlich Meter zu machen. Und keiner kann dies besser als der XM. Das Ding schiebt einfach wie die Hölle. Dabei merkt man die knapp 200 Extra-PS des Elektromotors vor allem am extrem spontanen Ansprechverhalten, das für die erwähnten Kopfnüsse sorgt.

Ganze 1.000 Nm werfen sich durch das serienmäßige M-Sportdifferenzial auf die 22-Zoll-Räder. Mit unfassbarem Grip und sattem V8-Sound schießt die Fuhre vorwärts, dass es einem ganz schummerig wird. Dabei sollte man doch lieber stets hellwach bleiben, denn was sich beim Beschleunigen so leichtfüßig anfühlt, holt einen spätestens beim Bremsen wieder ein, denn das Gewicht von rund drei Tonnen kann der BMW auch mit feinster Technik nicht wegzaubern.

Was dabei auf der Autobahn unglaublich hilft, ist der riesige, bei Nacht beleuchtete Nierengrill des XM. Offenbar entfaltet dieser im Rückspiegel einen derart imposanten Anblick, dass niemand länger als nötig die linke Spur blockieren will. Selbst Lambos machen artig Platz, hängen sich hinterher dran und müssen einsehen, dass selbst sie in den meisten Fällen chancenlos sind oder sich zumindest ordentlich anstrengen müssen. So macht das schon Spaß!

Riesengrill mit Überholprestige

Hybrid – Spaßbringer statt Spritsparer

Weniger Spaß macht der Blick auf die Verbrauchsanzeige. Bei einer derartigen Fahrweise fließen trotz Hybridisierung locker 18 bis 20 Liter alle 100 Kilometer in Richtung Motor. Spaß kostet, Sie wissen schon… Angesichts des kleinen Tanks – nur 69 Liter passen rein – kommt man da nicht wirklich weit. Regelmäßige Stopps holen aber auch den Adrenalinpegel wieder runter.

Auffällig ist die gute Adaption des Elektromotors. Der bei unserer Abfahrt volle Akku wird während der Fahrt nur mäßig geleert und bei Bedarf auch wieder leicht geladen. So ist die Batterie erst nach knapp 800 Kilometern leer, hat aber dennoch stets genug Reserve zum Boosten. Das klappt sehr gut.

Der einzige Makel ist der verzögerte Übergang vom elektrischen Fahren zum V8-Motor bei Lastanforderung. Da versickert doch einige Zeit in den ganzen Prozessen, die dafür offenbar nötig sind. Am angenehmsten fährt sich das Ganze bei leerem Akku, wenn die elektrischen Phasen fehlen und Strom nur noch zum Boosten verwendet wird.

Schwergewicht mit erstaunlichen Kurvenqualitäten

Nur Autobahn ist aber auch irgendwie langweilig, weshalb wir auf die badische Weinstraße abbiegen und ein wenig durch die kurvenreichen Hügel surfen. Das adaptive Fahrwerk mit Wankstabilisierung kaschiert das hohe Gewicht in der sportlichsten Stellung bis zu einem gewissen Grad sehr gut, sodass sich der XM geradezu leichtfüßig durch die Kurven zirkeln lässt. Auch die klebrigen Yokohamas tragen ihren Teil dazu bei.

Spaßmacher Landstraße

Aber die Physik lässt sich auch mit der feinsten Technik nicht überlisten. Ab einem bestimmten Punkt drängen die knapp drei Tonnen einfach unwiderstehlich zum Kurvenrand, darauf sollte man sich immer einstellen. Dank der wirklich tollen, feinfühligen Lenkung lassen sich solche Eskapaden aber stets gut kontrollieren.

So vergehen die Kilometer bis zur Grenze sprichwörtlich wie im Fluge. In Frankreich ist dann Verzicht angesagt. 130 km/h Höchsttempo auf der Autobahn – rigoros überwacht – lassen einem genug Zeit zum Cruisen. Auch das kann der XM meisterhaft. Mittels des “M Setup” mit seinen umfangreichen Konfigurationsmöglichkeiten lassen sich Fahrwerk, Antrieb, Bremse und Sound derart absoften, dass man sich fast in einer Reiselimousine wähnt. Wenn die Sitzwangen nur nicht so am Hintern drücken würden…

Kurze Glücksmomente bescheren uns die zahlreichen Mautstationen, aus denen man jedes Mal so schön rausbeschleunigen kann. Natürlich mit offenen Klappen und manuell geschaltet, man gönnt sich ja sonst nichts. So haben die anderen Verkehrsteilnehmer – vorwiegend in verbeulten Kleinwagen unterwegs – auch was davon. Und sie waren begeistert, wenn wir die Gesten im Rückspiegel wohlwollend auslegen.

Auch den Verbrauch bekommt man mit einer solchen Fahrweise halbwegs unter Kontrolle, obwohl selten weniger als 13 l/100km durch die Injektoren fließen. Nur mit absoluter Enthaltsamkeit brachten wir es einmal auf 12 l/100km, Spaß macht das aber nicht. Gewicht, Hubraum und cw-Wert lassen sich eben nicht ignorieren. Nun ist auch Gelegenheit, die umfangreiche Armada von Assistenten zu aktivieren. Obwohl der BMW beim Überfahren der Grenze einige Systeme aus rechtlichen Gründen deaktiviert, lässt sich der XM auch auf französischen Autobahnen nahe der Autonomität bewegen.

Funfact am Rande: Eine hartnäckige Wespe, die genau den Radarsensor traf und dort verblieb, sorgte für mehrfache Schreckmomente in Form von spontanen Bremsungen ohne ersichtlichen Grund, die vor allem die Hinterherfahrenden vor einige Herausforderungen stellten. Beim Tankstopp konnten wir die Ursache dann beseitigen. Ruhe sie in Frieden.

Vollständiges Infotainment mit Bedien- und Designschwächen

Über das kabellose Android Auto lassen wir unsere Lieblingsplaylist über das „Bowers & Wilkings“ Soundsystem laufen, das übrigens auch knapp 4.500 Euro Aufpreis kostet. Der Klang ist allerdings absolut überzeugend. Das angesprochene Android Auto ist beim aktuellen Infotainmentsystem OS8 sehr gut integriert, sodass man sich im Gegensatz zur Vorversion auch die Google-Navigation im Instrumentendisplay anzeigen lassen kann.

Negativ und bereits oft angesprochen ist allerdings die Bedienung des Systems mit sehr vielen, kleinen Kacheln und unnötig verschachtelten Menüs. Auf langweiligen französischen Autobahnen hat man genug Zeit zum Suchen, aber sinnvoll ist das nicht.

Geschmacksache ist auch das neue Instrumenten-Layout, dass uns stark an alte billige Spielkonsolen erinnert. Warum bietet man den Kunden nicht einfach mehrere verschiedene Ansichten zur Auswahl? Ist schließlich nur Software und sicher kein Hexenwerk.

Warum nicht die klassischen Skalen eines BMW E30 M3 auf dem Screen? Oder einfach ganz normale analoge Uhren? Daraus könnte BMW mittels Abo sogar ein Geschäftsmodell machen. Aber es wird sicher Gründe geben, dies nicht zu tun.

Funktioniert auch in französischen Kleinstädten

Mittlerweile sind wir nahe der Stadt Reims, von der wir viel Gutes gehört haben. Grund genug also für einen kurzen Abstecher in die verwinkelte Innenstadt zur Kathedrale. Auch hier macht der XM seine Sache erstaunlich gut. Mit der aktiven Hinterachslenkung zirkeln wir den über fünf Meter langen und über zwei Meter breiten SUV locker durch die engen Gässchen und finden mit dem ins teure “Driving Assistent Professionell” – Paket integrierten Park-Helfer auch sicher in eine kleine Lücke.

So richtig sympathisch finden uns und unser “Monster” die Einwohner hier aber offenbar nicht, wie abschätzige Blicke und gemurmelte (für uns glücklicherweise unverständliche) Kommentare andeuten. Ein Eindruck, der sich später in Paris noch verstärken sollte.

Reims in Frankreich

Also schnell wieder auf die Bahn und weiter Richtung französischer Hauptstadt. Je näher wir kommen, desto dichter wird der Verkehr. Auch hier helfen die Assistenten, den Abstand und die Spur im Stau zu halten und so deutlich entspannter anzukommen. Das Einzige, was wirklich stresst, sind die unzähligen Motorräder, die mit eingeschalteter Warnblinkanlage und einem irren Tempo zwischen den sich stauenden Autos hindurchrasen. Damit kommt auch der beste Driving Assistent nicht klar.

XM und Paris – keine Liebesbeziehung!

Eine große Herausforderung wartet an unserem Hotel in Paris auf uns. Die Tiefgarageneinfahrt warnt vor einer Durchfahrtshöhe von 1,8 Metern. Wie hoch war noch gleich der XM? Hat man natürlich nicht im Kopf, aber viel weniger kann es nicht sein. Wir wagen es trotzdem und kommen sauber rein (es sind 1,76 Meter, lesen wir später im Fahrzeugschein). Aber die ganze Tiefgarage ist eindeutig eher auf Renault 5 als BMW XM ausgelegt, sodass wir hier wieder ein Loblied auf die Hinterradlenkung und die 360° Kamera anstimmen.

Am nächsten Tag werfen wir uns mutig in Richtung Pariser Innenstadt. Mit einem solch großen SUV ist das im heutigen Paris nicht ganz ohne, denn das Thema wird dort gerade heiß diskutiert. Die Pariser Regierung möchte ja große und schwere SUV mittels horrender Parkgebühren aus der Stadt bekommen und man merkt auch deutlich, warum.

So nutzen wir so oft es geht den elektrischen Modus des XM, wo statt des V8-Gebollers nur dumpfes Raumschiff-Jaulen aus dem Hause Hans Zimmer zu hören ist. Das schützt uns aber auch nicht vor diversen bösen Blicken vorzugsweise Fahrrad-fahrender Einwohner, denen man in den engen Straßen naturgemäß recht nahekommt.

Also schnell wieder weg und ab geht es auf die letzten Kilometer Richtung Le Mans. Schon weit vorher wird der Verkehr dichter und wir müssen uns unseren Weg zum BMW Camp innerhalb der Rennstrecke durch diverse Staus bahnen. Die unzureichende Ausschilderung der Strecke und die (natürlich) nicht vorhandenen Englischkenntnisse der Ordner – die aber alle sehr freundlich waren – helfen auch nicht unbedingt. Irgendwann sind wir endlich am BMW Campingplatz und beziehen unser bequemes Tipi.

BMW Camp in Le Mans

BMW mit durchwachsenem Rennwochenende

Das Rennen selbst lief eher suboptimal für unseren Gastgeber. Beide BMW Hypercars schieden frühzeitig durch Unfälle aus. Auch das Top-Auto in der Klasse LM-GT3, unter anderem mit Superstar Valentino Rossi im Cockpit, musste früh die Segel streichen. Nur der zweite BMW M4 GT3 in dieser Klasse kam durch und konnte als Dritter auf das Klassenpodest fahren. Ein kleiner Trost nach all der Enttäuschung. Wer mehr über das Rennen erfahren möchte, wird bei den Kollegen unseres Schwestermagazins Motorsport-Total.com fündig.

Trotz des sehr durchwachsenen Wetters haben wir das Rennwochenende sehr genossen. Die 24h von Le Mans haben stets eine einzigartige Atmosphäre und sind eigentlich immer ausverkauft. Entsprechend gut ist die Stimmung. Durch die Vielzahl von teilnehmenden Herstellern ist dieses Event ein sportlich zudem ein absolutes Highlight. Und die Rückfahrt nach Garching wartet ja noch auf uns!

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