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Pablo Di Si beerbt Scott Keogh bei VW: Neuer US-Chef will eigenständige E-Modelle

Pablo Di Si hat viel vor mit Volkswagen in Nordamerika: Der Marktanteil soll mehr als verdoppelt werden. Dafür plant er eine Modelloffensive, die VW dort eine speziell zugeschnittene Angebotspalette bescheren soll.

pablo di si beerbt scott keogh bei vw: neuer us-chef will eigenständige e-modelle

Pablo Di Si President & CEO Volkswagen Group of America

Nordamerika und der Volkswagen-Konzern – diese Kombination passte in den vergangenen Jahren nicht sonderlich gut zusammen. Das Land der Pick-ups und SUVs galt schon zu Winterkorns Zeiten als großes Sorgenkind in Wolfsburg: Erst wollte die Modellpalette nicht zu den Kundenbedürfnissen passen und dann nahm in den USA 2015 auch noch der Dieselskandal seinen Lauf.

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Unter Volkswagens letztem Nordamerika-Chef Scott Keogh gelang dann allmählich der Turnaround: Nach vielen Jahren in der Verlustzone konnte VW in den USA 2021 endlich wieder einen Gewinn verbuchen, wenn auch einen vergleichsweise schmalen (200 Millionen Euro). Keogh hat es geschafft, die Modellpalette besser auf den Markt zuzuschneiden, wobei der dort exklusiv angebotene und produzierte große SUV Atlas (siehe Video und Fotoshow) der größte Erfolgsgarant ist. Auch der Elektro-SUV ID.4, der inzwischen anstelle des US-Passat in Chattanooga gebaut wird, hat sich in der Region ordentlich etabliert.

Keogh zu Scout, Di Si wird Nachfolger

Doch nach etwa vier Jahren als President und CEO der Volkswagen Group of America sowie Leiter der Marke Volkswagen in Nordamerika übernimmt Keogh eine neue wichtige Aufgabe für den Konzern in den USA und Kanada: Er soll dort die revitalisierte Uralt-Marke Scout aufbauen, an der Volkswagen die Markenrechte hält. Sie soll Nordamerika ab 2026 mit einem Pick-up der Light-Truck-Kategorie und einem großen SUV erobern; für beide Modelle ist ein reiner Elektroantrieb vorgesehen.

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Den vorherigen Posten von Scott Keogh hat am 1. September Pablo Di Si übernommen. Der Argentinier war zuvor Keoghs Pendant in Südamerika und hat es geschafft, den Hersteller dort besser aufzustellen als zuvor. Seine Strategie damals: Mehr Eigenständigkeit von der niedersächsischen Konzernzentrale in Bezug auf Entscheidungen und die Modellpalette. Ihm ist es sogar gelungen, ein südamerikanisches VW-Modell in Europa zu verankern: Der in Brasilien gestaltete, entwickelte und gebaute Nivus ist bei uns als Taigo auf dem Markt.

Marktanteil 2030? “Zehn Prozent”

Das Erfolgsrezept aus Südamerika soll auch im Norden des Kontinents fruchten: Im Gespräch mit dem “Handelsblatt” fordert Pablo Di Si mehr Eigenständigkeit für die nordamerikanische Konzerntochter. Zwar komme der ID.4 bei den Kunden sehr gut an. Doch “wir brauchen innerhalb der kommenden fünf bis sieben Jahre für Nordamerika weitere vollelektrische Modelle”, sagt der Argentinier, der ambitionierte Ziele verfolgt: 2030 soll VWs Marktanteil zehn Prozent betragen; im September 2022 waren es gerade einmal 3,5 Prozent.

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Mehr Eigenständigkeit heißt für Di Si aber auch: Mehr Verantwortung für Volkswagens Design-Zentrum in Kalifornien. “Und wir wollen mehr Modelle lokal produzieren.” Dem “Handelsblatt” zufolge könnte der Standort Chattanooga auf eine Kapazität von 500.000 Autos pro Jahr verdoppelt werden. Zum Beispiel, um dort ein elektrisches Pendant des Atlas zu bauen. “Wir wollen die wichtigen SUV-Segmente im US-Markt noch stärker erschließen, und zwar auch elektrisch”, sagt Pablo Di Si. Zudem sei eine eigene Batteriezell-Fertigung in Nordamerika geplant.

Lokale Produktion politisch gewollt

Vor Ort gebaute Elektroautos mit lokal produzierten Batterien, deren Rohstoffe ebenfalls aus der Region stammen, sind für die Volkswagen Group of America jedoch nicht nur wichtig, um von der Wolfsburger Zentrale unabhängiger zu werden. Sie sind eine pure Notwendigkeit, wenn die Kundinnen und Kunden von der staatlichen E-Auto-Förderung profitieren sollen.

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Deren Eckdaten sind im Inflation Reduction Act (IRA) von US-Präsident Joe Biden verankert – und sie machen in dieser Beziehung strikte Vorgaben. Elektroautos aus anderen Regionen zu importieren oder E-Modelle aus nordamerikanischer Produktion mit asiatischen Akkus auszurüsten, ergäbe vor diesem Hintergrund wenig Sinn. Sie wären wohl deutlich teurer als die Produkte der Wettbewerber, die vom IRA profitieren – und somit wohl nicht konkurrenzfähig.

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