Der Ineos Grenadier zeigt nicht nur im harten Geländeeinsatz, dass er ein robuster Offroader ist. Seit einiger Zeit ist er auch in einem Salzbergwerk im Alltagseinsatz. Hier ist alles etwas anders als an der sonnigen Oberfläche. Die Wege sind weit, und sie sind nicht mit den Straßen über Tage zu vergleichen. Hier geht es richtig hart zur Sache. Normale PKW oder SUV sind hier fehl am Platz – und doch haben sich die Verantwortlichen für ein Fahrzeug mit BMW-Motor entschieden.
Rund 45.000 Tonnen Rohsalz werden in der K+S-Grube in Zielitz bei Magdeburg täglich gefördert. Und das in drei Schichten. Abgebaut wird also rund um die Uhr. Dabei gibt es einiges zu transportieren. Die Kumpel müssen in die Abbaugebiete, die Reviersteiger müssen als Verantwortliche möglichst schnell überall hinkommen, Material muss transportiert werden, Mechaniker müssen zu ihren Einsatzorten und so weiter. Da kommen eine Menge Kilometer über unebene, verworfene und auch steile Wege zusammen. Das war auch der Grund, warum Mario Schmidt von K+S Minerals and Agriculture, früher Kali und Salz, sich schon sehr früh darum bemühte, einen Grenadier in einem der K+S-Bergwerke testen zu können. Als zu dem Zeitpunkt in Zielitz noch Verantwortlicher für die Fahrzeugflotte im Salzbergwerk suchte er nach einem Nachfolger für die derzeit dort unten eingesetzten Jeep Wrangler und Mitsubishi-Pickups.
Also nahm er schon früh Kontakt zu Ineos auf und fragte nach, ob man den Grenadier nicht unter Tage testen könne. Das gelang, und eines der Vorserien-Fahrzeuge ging probeweise an einem anderen K+S-Standort unter Tage. „Der Wagen hat performt“, äußerte Mario Schmidt sich nach dem Test begeistert. Schnell stand also der Plan ein Fahrzeug zu kaufen und es einem längeren Test zu unterziehen. Verläuft der in den nächsten Wochen und Monaten ebenso erfolgreich, steht dem schrittweisen Austausch der Flotte nichts mehr im Wege.
Und das sind nicht eben wenig Fahrzeuge. Allein in Zielitz sind unter Tage über 600 geländegängige PKW unterwegs. Also ohne die Abbaumaschinen, Bagger und Spezialfahrzeuge, die noch einmal hinzukommen. Ja, richtig gelesen, eine richtig große Fahrzeugflotte. Denn die Wege im Revier sind weit. Um in die entferntesten Abbaugebiete zu gelangen, haben manche der eingesetzten Geländewagen dort unten am Ende der Schicht schon mal rund 100 Kilometer mehr auf der Uhr. Kein Wunder, das Areal unter Tage umfasst derzeit immerhin etwa 61 Quadratkilometer. Und diese Wege sind nicht eben. Denn die Stollen folgen dem Salz. Das heißt, dass es schon mal gute 30 Grad Gefälle nach unten geht oder eben wieder nach oben. Abgebaut wird aktuell in Tiefen zwischen 400 und 1.300 Metern.
„Wir sind hier unten immer mit Allradantrieb unterwegs“, verrät einer der Reviersteiger. „Das geht auch gar nicht anders, alles andere wäre fahrlässig. Sicherheit geht hier unten einfach vor“, führt er weiter aus. Klar, denn auf den Wegen in die Reviere geht es nicht nur über den nackten und stellenweise extrem unebenen Fels und immer wieder steil rauf und runter, sondern über lange Strecken auch durch stockfinstere Stollen, in denen lediglich die Scheinwerfer des Fahrzeug versuchen Löcher in die tiefe Schwärze unter Tage zu brennen. Hier braucht man definitiv ein Fahrzeug, das den Anforderungen gewachsen ist und auf das man sich verlassen kann. Nicht auszudenken, würde man hier irgendwo steckenbleiben, weil das Auto an seine Grenzen stößt.
Und das hat vor allem zwei Gründe. Der eine ist die Zeit, die es brauchen würde, ein Fahrzeug nach oben und wieder nach unten zu schaffen. Klar, der Förderkorb macht die 700 Meter in knapp unter zwei Minuten und rauscht, frei am Seil hängend, mit guten 30 km/h durch den Schacht. Aber man muss immer schauen, wann ein Slot frei ist. Denn nicht nur die Kumpel müssen runter und wieder rauf, sondern alles, was dort unten gebraucht wird und alles, was wieder nach oben soll. Container mit Abfall und anderen Dingen müssen hoch, Material, Ersatzteile für alle möglichen Geräte, Diesel, Benzin und natürlich Sprengstoff gehen in die Tiefe. Gebohrt werden zum Ende jeder Schicht nämlich nur noch mehrere gut neun Meter lange Löcher, die mit Sprengmaterial gefüllt werden. Den Rest erledigt dann der große Schaufelbagger.
Der zweite Grund ist aber der Rost. Hier unten spielt er keine Rolle, auch wenn die Luft hier salzhaltiger ist als am Meer. Denn hier gibt es keine Luftfeuchtigkeit. Daher hat der Rost tief unten im Bergwerk keine Chance. Kommt der Wagen jedoch an die Oberfläche, beginnt er schnell zu rosten. Doch für die nächsten Jahre wird der erste Grenadier unter Tage davon erst einmal verschont bleiben.
Text & Fotos: Michael Scheler; press-inform