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Note 4,3 fürs Tölzer Fahrrad-Klima: Lösungen sind gefragt, keine Probleme

ADFC-Fahrradklimatests 2022

Note 4,3 fürs Tölzer Fahrrad-Klima: Lösungen sind gefragt, keine Probleme

note 4,3 fürs tölzer fahrrad-klima: lösungen sind gefragt, keine probleme

Kleine Verbesserung: Die Konradgasse – eine Einbahnstraße – darf seit Kurzem in beide Richtungen durchradelt werden. Manche Bewertung lässt die Stadt „ratlos zurück“ Selbst Münster bekommt nur eine 3,0 im Test

Die Stadt Bad Tölz schneidet beim Fahrradklima-Test mit der Note 4,3 nicht unbedingt gut ab. Bürgermeister Ingo Mehner meint, die Ergebnisse müsse man differenziert betrachten.

Bad Tölz – Gerade erst wurde Bad Tölz als „Fahrradfreundliche Kommune“ ausgezeichnet und darf diesen Titel nun sieben Jahre lang führen. Geht es nach den kürzlich veröffentlichen Ergebnissen des ADFC-Fahrradklimatests 2022, ist Bad Tölz aber gar nicht so richtig fahrradfreundlich. Tatsächlich bekommt die Kurstadt nur die Schulnote 4,3, ist damit ein Zehntel schlechter als bei der Bewertung 2020 und liegt auch unter dem Durchschnitt (3,9) anderer Orte vergleichbarer Größe. Im Rathaus schaut man sich die Ergebnisse zwar interessiert an, wie Bürgermeister Ingo Mehner auf Anfrage sagt. Vieles müsse man aber differenziert betrachten – und einiges liege einfach auch nicht im Zuständigkeitsbereich der Stadt.

Manche Bewertung lässt die Stadt „ratlos zurück“

155 Teilnehmer haben den Fragebogen des ADFC ausgefüllt. Am besten schneidet die Kommune noch beim Thema Wegweisung für Radler ab. Aber auch hier gibt es nur eine 3,3. „Das lässt mich schon ein wenig ratlos zurück“, sagt Rathaus-Geschäftsführer Falko Wiesenhütter. Denn genau hier sei in den vergangenen Jahren viel gemacht worden. 439 neue Wegweiser, zahlreiche Markierungen und Abbiegepfeile für Radler wurden angebracht. „Ich finde uns da eigentlich ziemlich vorbildlich“, sagt Wiesenhütter. Und wenn irgendwo ein Wegweiser fehle oder irreführend sei, könne man das gerne melden. Dann sorge die Stadt für eine Verbesserung. Auch Linienführungen werden optimiert. So hat die Stadt gerade die Konradgasse – eine Einbahnstraße – im Gries für Radler in beide Richtungen freigegeben. Das führt dazu, dass der Weg weniger umständlich wird. „Natürlich ist das keine große Sache“, sagt Rathaus-Pressesprecherin Birte Otterbach. Aber „viele kleine Sachen“, so Mehner, führten eben auch zu Verbesserungen.

Selbst Münster bekommt nur eine 3,0 im Test

Apropos Öffnung von Einbahnstraßen für Radler: Hier gibt es die Note 3,7 für die Stadt. Aber letztlich habe man alle Einbahnstraßen freigegeben, bei denen es aus verkehrsrechtlicher Sicht möglich war. Im Fokus steht dabei immer die Nockhergasse. „Sie ist ein Beispiel für die Radprobleme in der Stadt“, sagt Wiesenhütter. „Natürlich hätten wir am liebsten überall Radwege und die Trennung der Verkehre“, ergänzt Mehner, „Der Wille ist groß. Wir bräuchten halt mehr Platz.“ Der ist auch in der Nockhergasse rar – vor allem an der Stelle, an der auch noch das Irlbeck-Haus den Verkehrsraum weiter verschmälert. Alle Lösungsideen, wie Radler dort bergauf – also entgegen der Einbahnstraße – fahren könnten, scheiterten bislang an der Realität. Auch der Schutzstreifen, der zuletzt im Gespräch war, wurde jüngst nach kontroverser Debatte im Stadtrat verworfen. Die Krux daran: Der Streifen dürfte von Autofahrern zwar überfahren werden. „Die Restbreite der Fahrbahn muss aber so groß sein, dass dies nicht notwendig ist“, erklärt Mehner. Und das gehe in der Nockhergasse nur, wenn Parkplätze und zwei Ladezonen gestrichen werden. Das sei für den Stadtrat einfach eine Abwägungssache gewesen.

Über einige Bewertungen in der Befragung wundert er sich tatsächlich. Ein Beispiel: Bei den Falschparkerkontrollen auf Radwegen bekommt die Stadt nur eine 4,5. „Dabei wird von den Autofahrern immer geklagt, dass der Zweckverband so scharf kontrolliert“, sagt Mehner. Ein anderes Beispiel: Eine Mehrheit der Befragten ist der Meinung, dass in Bad Tölz oft Räder gestohlen werden. „Das könnte ich nicht einmal beurteilen. Das müsste man die Polizei fragen“, sagt Wiesenhütter.

Kaum reine Radwege

Generell sei das mit den Bewertungen, in denen explizit nach Radwegen gefragt werden, hier so eine Sache. Denn reine Radwege gebe es kaum. Meist handele es sich um kombinierte Fuß- und Radwege oder um Gehsteige, auf denen auch geradelt werden darf. Und die würden im Übrigen im Winter auch geräumt – auch wenn die Bewertung 4,4 etwas anderes vermuten lasse, sagt Wiesenhütter. „Natürlich haben wir einen Räumplan.“ Bei anhaltendem Schneefall sei aber natürlich nicht jeder Weg immer sofort wieder geräumt, ergänzt Mehner. Das gelte gleichermaßen für Straßen.

Generell würde sich die Stadt weniger Problembeschreibungen wünschen. „Das bringt uns nicht voran“, sagt Wiesenhütter. Denn tatsächlich seien die Probleme ja bekannt. „Ich würde mich viel mehr über Lösungsvorschläge freuen – vor allem über machbare“, ergänzt Ingo Mehner. Denn Radfahren sei ein wichtiges Thema in der Stadt. Mit Sabrina Lorenz gibt es sogar extra eine Radverkehrsbeauftragte im Rathaus.

Bürgermeister Mehner zeigt sich gelassen

Dass die Gesamtbewertung von Bad Tölz noch einmal ein Zehntel schlechter ausfällt als zwei Jahre zuvor, nimmt Mehner mit einiger Gelassenheit hin. „Ein Zehntel hin oder her spielt auch keine Rolle mehr“, sagt er. Er verweist aber auch darauf, dass die deutsche Fahrrad-Vorzeigestadt Münster lediglich eine 3,0 im Test bekommt. „Die haben alles – von Fahrradampeln bis hin zu Radparkhäusern. Da hätte ich gedacht, der Abstand zu uns wäre größer.“

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