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Kippelig beim Anfahren

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Kippelig beim Anfahren

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Neue Disziplin: Trainiert wird am Nibelungenplatz, dem Campus der University of Applied Sciences, vormals Fachhochschule Frankfurt.

Ein Lastenrad richtig zu fahren, erfordert Übung. Die Frankfurt University will künftig Workshops anbieten. Schließlich ist Radfahren eine Wissenschaft für sich.

Madeleine von Behren fährt einfach mal los. Der erste Tritt sei bereits eine Erfahrung, sagt sie dann und pustet kurz durch. „Die Unterstützung, der Schwung!“ Die Frankfurterin ist ganz angetan vom E-Lastenrad. Mit Familie ist sie am Samstag zum Workshop gekommen, den der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) zusammen mit der University of Applied Sciences (UAS) anbietet. Die UAS stellt ein paar Lastenräder und ihren Campus am Nibelungenplatz als Trainingsgelände zur Verfügung. Der VDI stiftet den Fahrsicherheitstrainer. Kosten fürs Mitmachen: keine.

Es sei der erste Workshop dieser Art, sagt Holger Marschner, Organisator und Bindeglied zwischen Verein und Hochschule. Er ist Ingenieur und VDI-Mitglied, zudem Professor am Fachbereich der Ingenieurswissenschaften und verantwortet das Labor für Kraftfahrzeugtechnik. Wenn die Pilotfolge gut ankomme, solle der Workshop regelmäßig zu buchen sein, kündigt er an.

Bei Madeleine von Behren kommt er gut an. „Wir haben kein Auto mehr“, sagt sie. Und die Familie vermisse es auch nicht. „Wir sind total gut angebunden mit Bus und U-Bahn.“ Nur manchmal, na ja, manchmal, wolle man eben doch was transportieren. Etwas, das man nicht durch den Bus wuchten kann oder auf den Fahrradgepäckträger klemmen. Man könne sich natürlich ein Auto leihen, sagt von Behren. Aber die Familie habe sich ja ganz bewusst gegen den Verbrennermotor entschieden. Da sei ihr das Lastenrad mit Elektromotor in den Sinn gekommen.

Nur ist so ein richtiges E-Lastenrad ein ziemliches Ungetüm. Einfach draufsetzen und losstrampeln ist nicht ratsam. Das finden nicht nur die acht Teilnehmenden am Samstag. Fahrsicherheitstrainer Axel Simonis warnt sogar davor. „Gerade wer seine Kinder transportieren möchte, sollte vorher doch üben“, rät er. Der Umstieg von Fahrrad auf Lastenrad sei wie von Pkw auf Lkw.

Ein Fahrrad wiege 15 Kilogramm, ein E-Bike 25 Kilo. Vorhang auf fürs E-Lastenrad: 50 bis 70 Kilo plus Zuladung. Bergab fährt es schneller als gewohnt. Länger ist so ein Gefährt ebenfalls, das Vorderrad ist ein- bis eineinhalb Meter weiter weg als beim gewöhnlichen Fahrrad. „Da sind Sie vorne schon um die Ecke, hinten noch lange nicht.“ Zum Anfahren am Berg braucht es reichlich Schub. Außerdem ist das Lastenrad kippelig beim Anfahren. Einhändig fahren ist eine besondere Herausforderung. Muss man aber, wenn man im Verkehr signalisieren möchte, dass man nun abbiegt. Elektrische Blinker sind nicht zulässig. Schnell sind die Dinger auch noch. 25 Kilometer pro Stunde, das klingt nicht nach viel, ist aber ordentlich. So kommen die Situationen schneller auf einen zu. Da sollte man noch vorausschauender fahren als ohnehin schon.

Puh! Also warum überhaupt so ein Ding anschaffen? Da gebe es einige Gründe, findet Marschner. Einmal sei er schon beruflich interessiert. Ingenieure seien seit jeher darauf bedacht, Dinge mit geringstem Ressourcenverbrauch zu konstruieren. Da sei ein E-Lastenrad vorbildlich. Zweitens habe sich die Hochschule eine Nachhaltigkeitstrategie verordnet. Auch da passe das Lastenrad gut. Die UAS verleihe auch Mitarbeitenden und Studierenden Lastenräder aus dem hauseigenen Fuhrpark kostenlos. Drittens sei auch die Stadt bemüht, bald klimaneutral zu werden. Noch ein Pluspunkt fürs E-Lastenrad. sky

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