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Sion von Sono Motors: Solarauto-Aus: 330 Millionen Euro für eine vage Idee

sion von sono motors: solarauto-aus: 330 millionen euro für eine vage idee

Fahrt in Abseits: Das Solarauto Sion von Sono Motors wird nicht gebaut Foto: dpadata-portal-copyright=

Jahrelang verbreitete Sono Motors die Idee vom selbstladenden Sonnenauto und sammelte damit 330 Millionen Euro ein. Nun ist das Projekt tot und man fragt sich: War alles bloß ein Hirngespinst? Ein Kommentar.

Eigentlich waren es noch vier Tage bis zum Ende der Sammelaktion, die das Solarauto Sion von Sono Motors retten sollte. Doch das Münchner Startup hat vorher die Reißleine gezogen: Das spektakuläre Auto-Projekt wird eingestellt. Nur noch die Vermarktung der speziell für Fahrzeuge entwickelten Solartechnik soll weitergeführt werden. Wer gestern auf die Sono-Website schaute, weiß auch warum: Von 3500 Anzahlungen, die Sono Motors als Bedingung für die Fortführung des Projekts genannt hatte, waren in knapp zwei Monaten nur rund 1800 zusammengekommen. Da hätten – ehrlicherweise – ein paar Tage sicher nicht mehr die Rettung gebracht.

Und genau da, bei der Ehrlichkeit, liegt der Hund begraben. Jetzt, da der Sion am Ende ist, macht sich Sono Motors ehrlich. Das allerdings ist ein bisschen spät.

Das Photovoltaik-Auto war eine ehrenwerte Idee, eine spannende Unternehmung, die der Autonation Deutschland gut zu Gesicht stand: Endlich mal ein Startup, das Autobau ganz anders dachte, das vor verwegenen neuen Ideen nicht zurückschreckte und eine Zielgruppe ansprach, die zu großen Teilen keine PS-Fans sind, sondern Freunde nachhaltiger Mobilität. Viele tausend Unterstützer und Anleger erreichte die börsennotierte Sono Motors mit der schönen Idee eines selbstladenden Sonnenautos.

Aber ehrlich war das Unternehmen zu diesen treuen Unterstützern und Geldgebern nicht. Statt großer Ziele, die immer und immer wieder verfehlt wurden, und statt einem Gang an die US-Technologiebörse Nasdaq mit reichlich Tamtam hätte sich die Sono-Führung erst mal auf etwas wahrhaftig Großes konzentrieren sollen: Den Bau von ein paar einfachen Solarautos, die in den Händen von Großaktionären, Testern oder Journalisten beweisen, dass Sonnenlicht-Tanken wirklich funktioniert.

Bis zuletzt hatte Sono nur ein paar Wagen, in denen Interessierte unter Aufsicht kleine Runden drehen durften. Unabhängige Tests aber, eine Nutzung unter Alltagsbedingungen, das gab es bis heute nicht. So weiß auch sieben Jahre nach der Gründung von Sono Motors niemand, ob ein oft im Häuserschatten geparkter und unter mitteleuropäischem Wolkenhimmel bewegter Sion eine  geniale oder eine eher bescheuerte Idee ist.

Investoren und potenzielle Kunden konnte das lange nicht schrecken. Für insgesamt 150 Millionen Dollar nahmen Anleger dem Unternehmen beim Börsengang zehn Millionen Aktien ab. Rund 45.000 Reservierungen und Vorbestellungen gingen beim Unternehmen ein. 330 Millionen Euro konnte Sono Motors von Investoren insgesamt einsammeln. Allein bei der jetzt gestoppten Rettungsaktion kamen 42 Millionen Euro durch Anzahlungen zusammen. Eine schier endlose Unterstützung also für ein Startup, das es bestens verstand, die Begeisterung für die Idee am Leben zu halten – aber nicht lieferte.

Sono Motors hat hunderte Millionen Euro eingesammelt. Dafür, dass der Sion – abgesehen von der Solartechnik – größtenteils aus 08/15-Automobiltechnik besteht, ist das sehr viel Geld. Damit hätten die Gründer einen echten Beweis für ihre grünen Visionen liefern müssen.

Wäre ihnen das gelungen, dann hätte auch die Finanzierung der restlichen Wegstrecke bis zur Serienproduktion gelingen können. So aber ist die Solarauto-Idee ramponiert und deren finanzielle Unterstützer sind die Dummen. Man weiß gar nicht, was schlimmer ist.

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