Thüringen punktet bei den Touristen nicht nur mit seinem Wald, sondern mit seiner sehenswerten Landeshauptstadt Erfurt – und nun auch mit einem neuen, modernen Reisemobilstellplatz.
- So entstand der städtische Stellplatz
- Camp-Card und Mehrzweckbau
- Was kann man vom “Fall Erfurt” lernen?
- Wohnmobilstellplatz “Tor zur Stadt Erfurt”
- Fazit
Die Erfurter Touristikchefin Dr. Carmen Hildebrandt ist seit 1998 im Amt. Mindestens seit dieser Zeit kursiert der Gedanke, einen kommunalen Reisemobilstellplatz einzurichten. Initiativen blieben im städtischen Verwaltungsapparat hängen.
So entstand der städtische Stellplatz
Zum Glück brachte der Beigeordnete das Thema immer wieder auf die Tagesordnung. Die Stadt prüfte im Lauf der Jahre 14 Standorte – und musste sie aus unterschiedlichen Gründen verwerfen. Als sich dann ab etwa 2012 die Stadt für die Bundesgartenschau Buga 2021 bewarb, wurde ihr klar, dass Parkmöglichkeiten für die Besucher, die per Bus und Pkw anreisten, benötigt würden. Ein Gelände am Stadtrand wurde gesucht.
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Mehrzweckgebäude: Es beherbergt auch die Anmeldung für die Gäste.
Camp-Card und Mehrzweckbau
Allen, die dieses Einfallstor in die Stadt nutzen, steht zudem ein Mehrzweckbau zur Verfügung. Es fungiert für die im Wohnmobil-Übernachtenden als Sozialgebäude. Für diese Nutzung erwirbt der Gast eine Camp-Card in der von 8 bis 20 Uhr besetzten Rezeption oder – rund um die Uhr – am Automaten.
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Der untere Teil des Platzes: in zwei Reihen 37 Stellflächen mit zehn Vierer-Stromanschluss-Säulen und zwei Frischwasserstellen.
Tagesreisende mit dem Reisemobil, die nicht übernachten möchten, dürfen auch den P+R-Platz kostenlos nutzen, einschließlich des Jedermann-Reiseservices im Mehrzweckgebäude. Eine perfekte Lösung.
Was kann man vom “Fall Erfurt” lernen?
Weniger spaßig fiel die Eröffnung des Platzes im Mai 2021 aus. Coronabedingt war er bis zur Eröffnung der Buga nicht fertiggeworden. Vor allem fehlte das Sanitärgebäude, und es gab anfänglich auch Rangeleien über Zuständigkeiten für die Nutzung des Gesamtgeländes.
Nun ist alles ausgestanden, die kritischen Stimmen werden leiser. Die Freude über den Platz an sich überwiegt.
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Großzügig: doppelte Entsorgungsfläche mit Bodeneinlässen für Grauwassertank und Chemie-Toilette.
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Die Rezeption: täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet und mindestens mit einer Person besetzt.
Auch wäre im Vorfeld die Beratung mit Fachleuten für den Stellplatzbau sinnvoll gewesen. Da hätte der Erfurter Bauherr unter anderem erfahren, dass Feinschotter für Stellflächen eher unzweckmäßig ist. Die Begründung, es müsse auf die Natur Rücksicht genommen werden, überzeugt nicht, sind doch alle anderen 418 Stellflächen auf den zwei Parkplätzen betoniert oder asphaltiert.
Wohnmobilstellplatz “Tor zur Stadt Erfurt”
Wohnmobilstellplatz “Tor zur Stadt Erfurt” 99094 Erfurt (D) 36 Bewertungen 22 EUR/Nacht
Neuer, gebührenpflichtiger Stellplatz für 48 Mobile am Stadtrand; große, feingeschotterte Stellflächen (teilweise leicht abfallend), asphaltierte Fahrwege, Strom und Wasser an der Stellfläche, Mehrzweckgebäude mit komplettem Sanitär- und Komfort-Service, kein Schatten, 6 Minuten Fußweg zur ÖPNV-Haltestelle, 10 Minuten ins Stadtzentrum. Preis: 19 bis 22 Euro inklusive Entsorgung Grauwasser und Chemie-WC sowie 10 Minuten Duschen, Strom: 0,70 Euro/kWh. Ganzjährig nutzbar.
Fazit
Trotz aller Anfangsschwierigkeiten, die das “Tor zur Stadt Erfurt” erlebt hat: Das Erfurter Stellplatz-Projekt darf gern Schule machen. Andere deutsche Großstädte sollten sich ein Beispiel nehmen.