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Schumacher + Audi: Logische Liaison! Oder Karriere-Sargnagel?

schumacher + audi: logische liaison! oder karriere-sargnagel?

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Von Andreas Reiners

Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Das gilt auch für Mick Schumacher, der im Kampf um ein Cockpit in der Formel 1 für 2025 tatsächlich weiterhin im Rennen ist. Audis F1-Projektleiter Mattia Binotto bestätigte, dass man Gespräche mit dem Deutschen führe und man ihn im Auge habe.

Als weitere Kandidaten für das zweite Cockpit in der Saison 2025 neben Nico Hülkenberg gelten der aktuelle Sauber-Pilot Valtteri Bottas und McLaren-Junior Gabriel Bortoletto, der derzeit die Meisterschaftswertung in der Formel 2 anführt.

Schumacher und Audi – ist das für beide Seiten der richtige Schritt? Oder wäre der Formel-1-Einsteiger für Schumacher die falsche Wahl? Sollte Audi anders entscheiden?

ran wägt das in einem Pro und Contra ab.

Pro: Schumacher ist die logische Wahl für Audi

Nico Hülkenberg war die logische Verpflichtung.

Eine, auf die man im Vorfeld eine Menge Geld setzen konnte. Der Emmericher ist für den Autobauer nicht nur ein Aushängeschild, ein deutscher Fahrer für einen deutschen Hersteller, sondern auch die Idealbesetzung, wenn es um den Einstieg in die Formel 1 geht.

Hülkenberg weiß, wie der Hase läuft, wie er bei Audi zu laufen hat, damit es ab 2026 läuft.

Mick Schumacher die ideale Ergänzung

Schumacher wäre die ideale Ergänzung. Name und Nationalität als magische Marketing-Maßnahmen, der Fahrer mit seinen 25 Jahren als Investition in die Zukunft, dazu ausgestattet mit der Erfahrung aus der Haas-Zeit und als Mercedes-Ersatzmann.

Bottas mag erfahrener sein, wirkt aber nur noch mäßig motiviert. Und Bortoletto ist für einen Neueinsteiger wie Audi schlicht zu unerfahren. Für den Autobauer ist das ein No-Brainer.

Audi wird mit ziemlicher Sicherheit mit extremen Startschwierigkeiten zu kämpfen haben. Sauber fährt am Ende des Feldes herum und wird das auch 2025 tun.

Dass Audi ab 2026 dann mit neuem Reglement, aber als Neueinsteiger weiterhin weiter hinten im Feld zu finden sein wird, ist die wahrscheinlichste Variante. Hinzu kommt die Unruhe, die rund um das Team jetzt schon herrscht. Und erst recht um den angeschlagenen Volkswagen-Konzern.

Trotzdem wäre der Schritt auch für Schumacher der richtige, weil er eine Chance ist. Viele bekommt man im Haifischbecken Formel 1 ganz grundsätzlich nicht, schon gar nicht, wenn man zwei Jahre raus war und vorher nicht komplett überzeugen konnte.

Mick Schumacher: Letzte Chance?

Sollte er seinen Traum von der Königsklasse weiter verfolgen wollen, ist Audi die Möglichkeit, sich nochmal zu zeigen, zu beweisen, dass er besser geworden und seine Zeit bei Haas falsch bewertet worden ist. Er muss dann aber liefern.

Das wird bei Sauber/Audi dann zwar erneut auf bescheidenerem Niveau passieren.

Doch durch seine Haas-Vergangenheit weiß Schumacher, wie er damit umgehen muss, mit Druck sowieso. Und klar ist: Bekommt er für 2025 kein Cockpit, wird eine Rückkehr nicht einfacher. Oder anders gesagt: Audi dürfte für ihn die letzte Chance sein, in der Formel 1 noch einmal eine Rolle zu spielen.

Contra: Audi wäre für Schumacher der Karriere-Sargnagel

Ja, auf den ersten Blick ist die Liaison zwischen Schumacher und Audi eine romantische, eine logische.

Schaut man aber etwas genauer hin, wäre für Schumacher der Move fast schon fatal. Denn durch die Aussichten auf eine sportliche Chancenlosigkeit tut sich Schumacher keinen Gefallen.

Mick Schumacher: Was gibt es zu gewinnen?

Im Grunde findet er bei Audi die gleiche Situation vor wie bei Haas, als er in die Formel 1 eingestiegen ist. Setzt man voraus, dass das Umfeld deutlich besser ist als unter Ex-Teamchef Günther Steiner, stellt sich trotzdem die Frage, was es für ihn in einem sehr wahrscheinlich unterlegenen Auto zu gewinnen gibt?

Die Gefahr ist real, dass er von seinem Teamkollegen Hülkenberg abgekocht wird, und das dann prägnant schlechte Bild wird durch die möglichen sportlichen Probleme und die damit für Schumacher begrenzten Möglichkeiten auf der Strecke nur noch verstärkt.

Letzter, Vorletzter, Drittletzter, dazu dann hinter dem Teamkollegen – was soll das auf Dauer bringen?

Mick Schumacher: Gefahr größer als die Chance

Die Gefahr, dass er dadurch als Fahrer endgültig verbrannt wird, ist größer als die Chance, sich für weitere oder höhere Aufgaben zu empfehlen.

Vor allem auch, weil es andere Möglichkeiten gibt, eine erfolgreiche Karriere im Motorsport anzugehen. IndyCar, Formel E, WEC – die Optionen sind da, Schumacher muss sie nur ergreifen. Das mag dann nicht die Königsklasse sein, nett zu lesende Karriere-Kapitel schreiben kann man aber auch anderswo.

Dass er seinen Traum Formel 1 leben will, ist nur verständlich. Unverständlich wäre aber ein Verzweiflungs-Wechsel zu Audi, weil er dort nur Zeit verliert, die er besser anderweitig in seine Karriere investieren sollte. Um woanders durchzustarten.

Bevor die Audi-Liaison zum Sargnagel wird.

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