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Wo der Wilde Westen wirklich beginnt

wo der wilde westen wirklich beginnt

Wo der Wilde Westen wirklich beginnt

Wo der Wilde Westen wirklich beginnt

Hoyerswerda. Truck Stop singt seit 1979: „Der wilde, wilde Westen / fängt gleich hinter Hamburg an …“, um fortzufahren „in einem Studio in Maschen / gleich bei der Autobahn“. Was Wunder: Die erfolgreichste deutsche Country-Band stammt ja auch aus Seevetal-Maschen, südlich von Hamburg. Doch eigentlich dürften sie auch singen: „Der wilde, wilde Westen / fängt in Hoyerswerda an, im Speicher Nummer eins / fernab der Autobahn …“ Sie könnten das sogar, eben so wie den Standard im Maschener Studio, am Originalschauplatz singen. Denn das American Diner im Speicher No. 1 hat nicht nur amerikanische Küche „at her’s best“ (der besten Art), sondern richtet auch Konzerte mit namhaften Stars aus. Entweder im Hause oder, sommers, auf der Freilichtbühne, auf der 1.500 Gäste Sitzplätze finden oder 2.000 Stehplätze bei Groß-Ereignissen bereit sind.

Michael Schilling eröffnete am 15. Dezember 2015 das Haus. Wenn man so will, in guter alter amerikanischer Pionier-Tradition im Noch-Nichts; jedenfalls was die kulinarische Landschaft betraf und ziemlich außerhalb der innenstädtischen Vergnügungsmeilen der „City that never sleeps“, in diesem Fall natürlich nicht das profane New York, sondern Hoyerswerda. Das heute altehrwürdig-amerikanisch daherkommende Haus war vorher ein nüchterner deutsch-neuzeitlicher Gewerbebau; das, was von einem Peugeot-Autohaus übrig war: Fahrzeughalle samt Werkstatt. Es gehörte schon sehr, sehr viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, dass hier ein amerikanisches Restaurant entstehen könnte. Michael Schilling hatte sie 2015. Und er hatte Kontakte zu einer niederländischen Filmausstattungsfirma. „Da können Sie ein ganzes Dorf erwerben.“ Warum nicht auch das Interieur für ein US-Restaurant?

TAGEBLATT schwärmte 2016: „Man fühlt sich tief im amerikanischen Mittelwesten: Nicht nur, dass vorm Eingang des scheinbar roten Klinkerbaus im Gründerzeit-Stil ein original amerikanisches Police-Car steht; dass eine Pepsi-Reklame á la 50er-Jahre über Graffiti von Straßenkreuzern und Gasoline-Zapfsäulen im Stil “vor einem halben Jahrhundert” thront – noch mehr umfängt einen das US-Gefühl im Innenraum: Riesiger Bar-Tresen. Viel dunkles Holz. Eine Raucher-Lounge … die Ausstattungs-Details: ein Bullerjan-Ofen, grelle und doch stimmungsvolle Neon-Reklamen, Jim-Beam-Leuchten. Diese Harley über der Seiten-Bar …“ Letztere(s) war freilich eine Miss-Wahrnehmung des Reporters. Das Motorrad ist gar keine US-amerikanische Harley-Davidson, sondern eine ur-britische Triumph Einzylinder mit zwei Auspuffrohren. Aber sonst stimmt alles andere bis auf den Punkt. Nur dass das alles nicht im US-amerikanischen Mittelwesten spielt(e), sondern im Hoyerswerdaer Gewerbegebiet Seidewinkel. 110 Plätze gibt’s im ur-amerikanisch ausgestatteten Innenraum; sommers 130 im Biergarten.

Am Ambiente und am Anspruch hat sich nichts geändert. Allerdings am Umfang etwa der Getränkekarte. Darauf zu finden sind heute 520 Angebote, darunter 100 Whiskys/Whiskeys von knapp vier bis hin zu 95 Euro das Glas. 30 Gins. Knapp 50 Rums. Die Cocktailkarte ist erweitert worden – um Freak-Shakes; einzigartig in Hoyerswerda (und nicht nur dort): 900 Milliliter, also ein knapper Liter „Salt’n’Caramel“, „Sweet dream“, „Fresh’n’Choco“, „Vanilla Kiss“ und „Touch of Coffee“ für jeweils neun Euro: Exklusiv-Kreationen von Barfrau Kerstin. „Cocktails sind ihr Leben“, bringt es Michael Schilling auf den Punkt.

Das Kerngeschäft sind freilich Burger und Steaks geblieben. Opulent und köstlich; kein Gefrierfleisch, sondern aus der Region; 17 Hauptgerichte in der Sommerzeit; 30 im Winter. Nicht nur Fleisch-Liebhaber kommen auf ihre Kosten mit einem 300-Gramm-Rib-Eye-Steak oder einem halben Kilo SpareRibs da oder dem Filet Burger hie mit 200 Gramm gegrilltem Rinderfilet in Scheiben oder dem Boston Burger mit einem 250-Gramm-Rinderpatty (Hackfleisch-Scheibe) da. Auch an Vegetarier ist gedacht – mit einem Kohlrabischnitzel-Burger. Den hätte es noch nicht einmal im Wilden Westen gegeben.

Western- also film-reifes Zwischenspiel: Anfang dieses Jahres war der Chef der UCI-Kino-Kette gemäß seiner Gewohnheit inkognito auf jährlicher Inspektions-Tour durch die UCI-Lichtspielhäuser der Republik. Da verschlug’s ihn auch nach Hoyerswerda; das Abendessen ward im Speicher No. 1 eingenommen – und der Herr über die Leinwände war davon so angetan, dass er befand, ab September solle den Hoyerswerdaern für ein Jahr lang kostenfrei ein Platz in den Vorfilm-Werbetrailern der UCI-Kinos zur Verfügung stehen.

Zurück aus dem Kino in die Konzerte. Da waren im Speicher schon David Knopfler (Dire Straits) oder Julia Neigel zu Gast. Fest gebucht sind noch für 2022 unter anderem Anne Haigis (2. Oktober), Linda Feller (3. Dezember) und Sofia Talvik (16. Dezember). Michael Schilling hofft 2023 auf ein Konzert von Kim Wilde („-We’re- The Kids in America“) – und vielleicht kommen ja wirklich noch einmal Truck Stop vorbei mit dem wilden, wilden Westen, der im Norden von Hoyerswerda beginnt.

  • Speicher No. 1 – Hoyerswerda, Am Speicher 1 // sommers (plus Biergarten) Di-So ab 18 Uhr, winters Di-So ab 17 Uhr // Tel. 03571 6066660 // Reservierungen auf Grund der Platzkapazität empfohlen
  • Extra nach Absprache: Hochzeits- (und auch sonstiger Feier-) Shuttle-Service mit original US-Oldtimer-Straßenkreuzern der 50er-Jahre (Cadillac, Buick LeSabre)

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