Superbikes wurden immer weniger alltagstauglich und immer teurer, die Klasse war so gut wie tot. Ihre Rolle übernehmen nun neue Sportbikes aus der Mittelklasse.
- Von 20 auf fünf Prozent
- Teure Superbikes rechneten sich nicht mehr
- Hintergrund
- Sportmotorräder Revival (8 Bilder)
- Breiten- statt Spitzensport
- Alltagstauglicher Drehmomentverlauf
- Konzept aufgregriffen
- Yamaha R7 Test
- Vielfalt bei Kawasaki
- Honda bringt Supersportler zurück
- Alles über die Honda CBR 600 RR
Honda CBR 650 R
(Bild: Honda)
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Von 20 auf fünf Prozent
Zudem waren es extreme Bikes, die für den Einsatz auf der Rennstrecke konzipiert worden waren, mit tief positionierten Lenkerstummeln, die den Fahrer in eine sportliche, aber sehr unbequeme Körperhaltung zwangen und deren Alltagstauglichkeit gegen null tendierte. Ihre hochdrehenden Motoren boten wegen der hohen Spitzenleistung nur noch vergleichsweise wenig Durchzugskraft, was auf der Landstraße für Frust sorgte. Im zweiten Gang mit fünfstelligen Drehzahlen auf die nächste Kurve zuzufliegen, um dann mit aller Gewalt in die Bremsen greifen zu müssen und am Kurvenausgang leistungsmäßig zu verhungern, bereitet Stress und ist nicht gerade alltagstauglich.
Teure Superbikes rechneten sich nicht mehr
Die Sportmodelle fielen zusehend in der Käufergunst, bis es sie schließlich kaum noch gab. Die vier japanischen Marken sowie Ducati, Aprilia, MV Agusta und BMW bauten zwar weiterhin ihre 1000er, um an der Superbike-WM teilnehmen zu dürfen, aber verkauft wurden die Modelle nur noch in vergleichsweise winzigen Stückzahlen. KTM stampfte seine RC8 R im Jahr 2015 ein, die MV Agusta F4 1000 folgte 2018 dem Beispiel. 2020 beschloss Suzuki zur Bestürzung der Fans, seine GSX-R 1000 (Test) nicht mehr weiterzuentwickeln. In Europa wird sie seitdem nicht mehr angeboten, in Amerika gibt es sie zwar noch, aber auf dem Entwicklungsstand von vor vier Jahren. Es rechnete sich schlicht nicht, die GSX-R auf die Abgasnorm Euro 5 zu hieven.
Hintergrund
Sportmotorräder Revival (8 Bilder)
Mit der RS 660 wagte Aprilia 2020 einen mutigen Schritt und bot ein superbes Sportmotorrad mit einem neu entwickelten Reihenzweizylinder in der Mittelklasse an. Sie entwickelte sich zur meistverkauften Sportlerin in Europa. (Bild: Aprilia)
Breiten- statt Spitzensport
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Alltagstauglicher Drehmomentverlauf
Das Erfolgsgeheimnis lag darin, dass die Entwickler ihren Fokus mehr auf die Landstraße, anstatt auf die Rennstrecke gerichtet hatten. Früher erreichten die Supersportler ihre Maximalleistung erst bei 14.000 Touren und mehr, hatten aber in der unteren Drehzahlhälfte nur wenig zu bieten. Der Aprilia-Motor hat seine Nennleistung schon bei 10.500/min und seine 67 Nm Drehmoment bei fast schon moderaten 8500/min. Was bedeutet, dass er relativ früh ordentlich Leistung bietet und der Fahrer nicht verzweifelt versuchen muss, die Drehzahlen ständig hoch zu halten, um eine kurvige Landstraße zu bewältigen. Dazu gesellen sich bei der RS 660 ein geringes Leergewicht von 183 kg, ein ausgewogenes Fahrwerk und bissige Bremsen. Sie mauserte sich damit zum Kurvenstar und bescherte Aprilia einen Boom. Im vergangenen Jahr landete die Aprilia RS 660 mit 1262 Neuzulassungen auf dem sensationellen 19. Rang in Deutschland.
Konzept aufgregriffen
Das Konzept wurde rasch von der Konkurrenz übernommen. Yamaha konterte 2021 mit der aggressiv designten R7, die sehr dem Superbike YZF-R1 ähnelte. Sie trug den 689-cm3-Reihenzweizylinder, wie er aus dem Naked Bike MT-07, dem Tourer Tracer 7 und der Enduro Ténéré 700 längst bekannt war. Er wurde unverändert in den Sportler verbaut und die R7 erwies sich auf Landstraßen als überraschend schnell. Der CP2-Motor baut schon früh verwertbare Leistung auf und erreicht seinen Zenit von 73 PS bereits bei 8750/min. Ein voll einstellbares Fahrwerk mit Komponenten von Kayaba trägt seinen Teil dazu bei, dass die 189-kg-Yamaha präzise und handlich durch alle Kurvenkombinationen eilt.
Yamaha R7 Test
Vielfalt bei Kawasaki
Die beiden Mittelklasse-Sportler bleiben nicht allein, Kawasaki holt für das aktuelle Modelljahr seine Ninja ZX-6R wieder nach Deutschland, mit 636 cm3 liegt ihr Reihenvierzylinder etwas über der normalen Grenze der Supersportler, liefert aber mit 124 PS bei 13.000 Touren eine noch bessere Performance. Noch bemerkenswerter ist, dass Kawasaki mit der Ninja ZX-4RR wieder einen 400er-Reihenvierzylinder hierzulande anbietet. Die letzte ZX-4 hatte in den frühen 1990er-Jahren ihren Weg zu uns gefunden. Das aktuelle Modell erreicht seine Höchstleistung bei 14.500/min – was eigentlich nicht für ihre Landstraßentauglichkeit spricht, aber im Gegensatz zu einer 600er oder gar 1000er ist mit den 77[ ]PS der Ninja ZX-4RR niemanden überfordert. Die kleine Drehorgel könnte viele Fans abholen.
Außerdem hat die giftgrüne Marke noch die sehr erfolgreiche Ninja 650 im Programm, die letztes Jahr bei uns auf 1225 Neuzulassungen kam. Sie leistet zwar nur 68 PS, aber ihr Preis von 8245 Euro überzeugte viele Käufer. Für 2024 wurde zudem in der Einsteigerklasse aus der Ninja 400 die Ninja 500 mit 45 PS. Kawasaki hält die Sportlerfahne unerschütterlich hoch.
Honda bringt Supersportler zurück
Auch Honda hat die Zeichen der Zeit erkannt und nimmt nach sieben Jahren seine Supersportlerin CBR 600 RR, die der großen Fireblade zum Verwechseln ähnlich sieht, wieder ins deutsche Programm auf. Die 600er ist zwar nie eingestellt und sogar weiterentwickelt worden, war aber dem japanischen und amerikanischen Markt vorbehalten. Weil nun Sportler in Europa immer beliebter werden, liefert der weltgrößte Motorradhersteller seine bildschöne CBR 600 RR, inzwischen 121 PS stark bei 14.250/min, auch zu uns.
Alles über die Honda CBR 600 RR
Eine Überraschung ist ihr Preis: 11.800 Euro, das ist 490 Euro weniger als die letzte CBR 600 RR 2016 gekostet hat. Darüber hinaus bietet Honda noch die CBR 650 R an, die letztes Jahr das Kunststück vollbrachte, mit 1991 Neuzulassungen nicht nur auf Rang sieben bei uns zu landen, sondern sogar vor ihrer günstigeren Naked-Bike-Schwester CB 650 R. Die Einsteigerklasse bereichert Honda zudem mit der überarbeiteten CBR 500 R mit 48 PS.