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Klassiker Yamaha RD 500 LC: Für die Rennstrecke gedacht

Die RD 500 LC wird 40 - ein Meilenstein im Motorradbau. Sie war der erste straßenzugelassene 500er-Zweitakter, der für die Rennstrecke entwickelt wurde.

klassiker yamaha rd 500 lc: für die rennstrecke gedacht

(Bild: Yamaha)

Die Yamaha RD 500 LC kam 1984 wie ein Blitz aus heiterem Himmel und schockte die Konkurrenz. Die Marke hatte einen 500er-Zweitakter auf den Markt gebracht, der aussah, als hätte Superstar Kenny Roberts darauf die WM gewonnen. Die in den Werksfarben Rot und Weiß lackierte RD 500 LC trug eine schlanke Vollverkleidung, Stummellenker und entließ ihre Abgase über vier Endschalldämpfer ins Freie. Zwei davon waren konventionell verlegt, doch die anderen beiden ragten oben aus dem Heck heraus wie bei der GP-Maschine – Schräglagenfreiheit war damals ein wichtiges Kriterium. Der Vierzylindermotor leistete 88 PS bei 9500/min und fuhr unfassbare 223 km/h.

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Kein echter V4

Dabei war es genaugenommen keine Race-Replica der OW70 aus der 500er-WM, denn Yamaha hatte viele Kompromisse für die Straßenzulassung eingehen müssen. Der wassergekühlte Motor war auch kein echter V4, obwohl das auf der Verkleidung stand. Er bestand aus zwei im 50-Grad-Winkel angeordneten Reihenzweizylindern, die beide eine eigene Kurbelwelle hatten. Dazwischen befand sich noch eine Ausgleichswelle. Die RD 500 LC verfügte über das im Rennsport entwickelte Yamaha Power Valve System (YPVS), bei dem der Auslasskanal des jeweiligen Zylinders durch eine Walze drehzahlabhängig im Durchmesser verändert wurde. So konnte mehr Spitzenleistung generiert werden, ohne dass das nutzbare Drehzahlband zu schmal wurde.

Oberhalb von 6000/min ging es los

Mit 88 PS gehörte sie damals zwar nicht zu den stärksten Motorrädern, es gab große Viertaktmodelle mit weit über 100 PS, aber der Zweitakter machte die RD 500 LC so interessant. Unterhalb von 6000/min tat sich wenig, darüber riss es die Maschine brachial vorwärts. Der Sound steigerte sich von einem heiseren Sägen zu einem schrillen Kreischen, wenn der Vierzylinder ausdrehte. Wer die Drehzahlen immer in dem Bereich zwischen 6000 und 9500 Touren hielt, war extrem schnell unterwegs. Das war auch der Grund, warum im Cockpit der Drehzahlmesser dominant oben in der in der Mitte thronte. Der Fahrer tat gut daran, immer fleißig zu schalten, denn wenn die Drehzahl am Kurvenausgang zu niedrig war, verhungerte die Yamaha.

Yamaha RD 500 LC (4 Bilder)

klassiker yamaha rd 500 lc: für die rennstrecke gedacht

Vor 40 Jahren leitete die Yamaha RD 500 LC eine neue Ära ein. Ein 500er-Vierzylinder-Zweitakter, der aussah, als käme er direkt aus WM. (Bild: Yamaha )

Überaus handlich

Die RD 500 LC war überaus handlich, sie ließ sich locker abwinkeln und präzise durch jeglichen Kurvenradius zirkeln, was vor allem an dem kurzen Radstand von 1375 mm und dem kleinen 16-Zoll-Vorderrad lag. Hinten rollte sie auf einem 18-Zöller, eine Räderkombination, die in den 1980er-Jahren nicht ungewöhnlich war. Ihr 130er-Hinterreifen galt jedoch als unerhört breit. Bemerkenswert war das waagerecht unterhalb des Motors platzierte Federbein, um den kurzen Radstand zu ermöglichen. Die Verzögerung der beiden vorderen, innenbelüfteten Bremsscheiben mit 267 mm Durchmesser samt Zweikolben-Bremszangen gehörte damals zur Referenzklasse. Kurz gesagt, die RD 500 LC war nicht nur eines der schnellsten Motorräder ihrer Zeit und auf der Rennstrecke eine sehr ernsthafte Ansage, sondern bedeutete für den Besitzer auch hohes Prestige.

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Ein Stahlrahmen machte sie schwer

Dabei war die Sitzposition nicht extrem, dank einer niedrigen Sitzhöhe von 760 mm und relativ hoch angebrachten Stummellenkern. Die Entwickler hatten der RD 500 LC einen stabilen Stahlrahmen mit auf den Weg gegeben, eine Entscheidung, die wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen erfolgte, aber das Motorrad mit vollgetankt 216 kg verhältnismäßig schwer machte. Zu dem hohen Gewicht trug auch der 22-Liter-Tank bei. So ein Spritfass würde heute keinem Sportmotorrad mehr zugemutet werden, aber damals war es dringend nötig, denn der Zweitaktmotor war durstig: Weniger als 7 Liter auf 100 km waren kaum machbar, auf der Rennstrecke wurden es auch schon mal deutlich über 9 Liter, dazu addierte sich noch etwa ein viertel Liter Zweitaktöl auf 100 km.

Edel und teuer

Soviel Rennsport konnte natürlich nicht billig sein. Die RD 500 LC kostete 1984 11.188 Mark, damals viel Geld für ein Motorrad mit sehr eingeschränkter Alltagstauglichkeit. Daher blieb die RD 500 LC ein seltener Anblick in Deutschland. In einigen Märkten wie Kanada und Australien wurde das Modell als RZ 500 verkauft, in die USA, obwohl größter Motorradmarkt der Welt, hatte Yamaha sie nie offiziell importiert, was an den strengen Abgasvorschriften lag. Aus demselben Grund leistete der 500er-Zweitakter in Japan nur 64 PS.

Yamaha RD 500 LC (5 Bilder)

klassiker yamaha rd 500 lc: für die rennstrecke gedacht

In freier Wildbahn einer RZV 500 R zu begegnen, ist ziemlich unwahrscheinlich. Nur 1600 Stück wurden ausschließlich für den japanischen Markt produziert, einige wenige Exemplare wurden privat ins Ausland exportiert. (Bild: Yamaha )

Um die einheimische Klientel nicht zu vergraulen, bot Yamaha sie als RZV 500 R mit einem edlen, handgefertigten Aluminium-Rahmen an. Auch die hintere Bremse, der Schalthebel und die Stummellenker bestanden aus dem Leichtmetall, was der RZV 500 R eine Gewichtsersparnis von insgesamt rund neun Kilogramm bescherte. Zudem hatte sie eine in der Vorspannung und Zugstufe einstellbare Telegabel. Von der RZV 500 R entstanden nur 1600 Exemplare, die heute sehr gesucht sind. Geschickte Tuner holten aus der RD 500 LC für den Rennsport über 100 PS, was allerdings häufige Überholungen des Motors notwendig machte.

Königin für ein Jahr

Die Yamaha RD 500 LC blieb nur ein Jahr die Königin der Zweitakter, denn schon 1985 konterte Suzuki mit der RG 500 Gamma, die mit 95 PS nicht nur mehr Leistung hatte, sondern mit 181 kg auch erheblich weniger wog. Trotzdem gebührt der RD 500 LC die Ehre, als erster 500er-GP-Ableger den Markt bereichert zu haben. Sie wurde bis 1987 gebaut, bevor Yamaha sie einstellte. Zwar produzierte die Marke weiterhin straßenzugelassene 250er-Zweitakter mit Zweizylindermotoren, erst in Reihen- dann in V-Anordnung, aber an die gewaltige Leistung der 500er reichten sie nicht heran.

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(mfz)

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