Das Markenhochhaus von Volkswagen auf dem Gelände des Autokonzerns in Wolfsburg.
Am Abend wollte VW in Hamburg eine Studie des geplanten Kleinwagens der elektrischen ID-Reihe zeigen. Der ID.2 soll bis 2026 startklar sein, in Spanien produziert werden, in etwa Polo-Größe haben und in der Basisversion weniger als 25.000 Euro kosten. Markenchef Thomas Schäfer sagte, der Entwurf werde auch beim Design andeuten, «wo es insgesamt mit Volkswagen» hingeht. Klimaschützer fordern seit langem, nicht nur größere Fahrzeuge mit alternativen Antrieben auszustatten.
Als «nächste große Herausforderung» steht Schäfer zufolge dann ein noch kleineres E-Auto auf dem Plan: «Wir müssen uns auch um Fahrzeuge unter 20.000 Euro kümmern.» Es hatte Kritik gegeben, weil VW etwa die elektrische Variante des Up im Mini-Segment wohl auslaufen lässt.
Die Rendite vor Einschluss von Sonderfaktoren sehen die Wolfsburger in diesem Jahr bei über vier Prozent. Von 100 Euro Umsatz würden also um die 4 Euro übrig bleiben. Einige andere Autohersteller und auch andere VW-Konzerntöchter sind weitaus profitabler – allerdings übernimmt die Kernmarke zum Beispiel viele Entwicklungsaufgaben.
Der Anteil reiner Stromer soll bei VW Pkw in Europa bis 2030 mindestens 80 Prozent betragen, bis 2026 sollen zehn neue E-Modelle kommen. Der ID.2 wird eines davon sein – das Konzept firmiert vorerst unter der Bezeichnung «ID.2all». Dieses Jahr folgt unter anderem noch die Elektro-Limousine ID.7. Ein großer Teil der Investitionen 2022 entfiel auf den Anlauf des ID.4 in den Werken Emden und Chattanooga.
In Nordamerika will die Marke bis zum Ende des Jahrzehnts einen E-Auto-Anteil von wenigstens fünf Prozent schaffen. Zusammen mit den Ausgaben für Vernetzungstechnik sollen die Investitionen bis 2027 fünf Milliarden Euro erreichen. Gleichzeitig sollen mehrere moderne Verbrennermodelle eingeführt werden, ebenso in Südamerika. VW begründet dies mit regional unterschiedlichen Nachfragestrukturen. Deshalb nennt man keine Pauschaldaten zum Ausstieg aus klassischen Benzinern und Dieseln, was bei Klimaschützern Kritik hervorruft.
Das abgelaufene Jahr war für die VW-Kernmarke betriebswirtschaftlich gesehen erfolgreich. Der Gewinn im laufenden Geschäft stieg – ohne Sonderfaktoren – um 22,5 Prozent auf 2,65 Milliarden Euro. Umbauten im Vertrieb und gedrückte Kosten hätten dabei eine Rolle gespielt, hieß es. Die Rendite legte leicht um 0,4 Punkte auf 3,6 Prozent zu.
Jedoch brachte VW mit rund 4,6 Millionen Fahrzeugen deutlich weniger Autos an die Kunden (minus 6,8 Prozent). In Europa liegen nun über 660.000 Bestellungen vor. «Die Priorität liegt darauf, die bestellten Fahrzeuge zügig zu produzieren und an die Kunden auszuliefern.»
Der Umsatz der VW-Hauptsparte kletterte 2022 um 8,7 Prozent auf 73,8 Milliarden Euro. Das lag nicht zuletzt an den höheren Autopreisen. Diese hatten infolge der allgemeinen Inflation, aber auch wegen des engen Angebots auf den Neu- wie Gebrauchtwagenmärkten angezogen. Volkswagen sprach in diesem Zusammenhang von einer «verbesserten Preisdurchsetzung». Außerdem sei der Umfang der Verkaufshilfen gesunken, bei vielen Händlern gingen die üblichen Rabatte zurück.
Die umstrittenen E-Fuels für Verbrennungsmotoren nannte Schäfer einen «sinnvollen Zusatz», sie seien aber kein Ersatz für Elektroantriebe. Kritisch sieht er die Pläne der EU für stark verschärfte Regeln zum erlaubten Ausstoß von Stickoxiden (Euro 7), die teure neue Technik nötig macht: «Die Technologie, die jetzt gefordert wird, auf den letzten Metern (des Verbrenners) einzusetzen, ist suboptimal.»