- «Müssen uns auch um Fahrzeuge unter 20.000 Euro kümmern»
- VW geht weiter von «sehr herausforderndem Umfeld» aus
- Konkurrenz mit China: «Der Druck wird höher»
- Mehr Geld verdient, weniger Fahrzeuge verkauft
Wolken ziehen über das Markenhochhaus von Volkswagen auf dem Konzerngelände in Wolfsburg. VW hat Quartalszahlen vorgelegt.
Die Kernmarke von Volkswagen will nach dem Produktions- und Lieferstau 2022 in diesem Jahr aufholen und wieder mehr Autos an die Kunden übergeben. Angepeilt werde eine deutliche Zunahme der Auslieferungen, sagte Finanzchef Patrik Andreas Mayer – auch bei E-Autos. Zuletzt hatte es weiter Schwierigkeiten im Elektronik-Einkauf gegeben, Stahl wurde ebenfalls teurer. «Wir sind vorsichtig optimistisch, dass sich die Versorgungslage im Verlauf des Jahres stabilisieren wird», erklärte der Manager.
«Müssen uns auch um Fahrzeuge unter 20.000 Euro kümmern»
Als «nächste große Herausforderung» steht laut Schäfer ein noch kleineres E-Auto auf dem Plan: «Wir müssen uns auch um Fahrzeuge unter 20.000 Euro kümmern.» Es hatte etwa Kritik gegeben, weil VW die elektrische Variante des Up im Mini-Segment wohl auslaufen lässt.
Bisher setzten die Wolfsburger für die neue E-Reihe eher auf mittlere Größen, SUVs oder Limousinen – Einstiegsmodell war der ID.3, der in die Kompaktklasse fällt und mit dem Golf vergleichbar ist. Es gehe darum, die E-Mobilität weiter in die Breite zu bringen, so Schäfer.
Entwicklungsvorstand Kai Grünitz wies auf eine überarbeitete Fassung der aktuellen Elektro-Plattform MEB («MEB Entry») hin, die später im ID.2 in Serie gehe. So sollen Standardisierungs- und Kostenvorteile in der Herstellung auch kleiner Modelle möglich sein.
VW geht weiter von «sehr herausforderndem Umfeld» aus
Die Rendite vor Einschluss von Sonderfaktoren sehen die Wolfsburger in diesem Jahr bei über vier Prozent. Von 100 Euro Umsatz würden also um die 4 Euro übrig bleiben. Einige andere Autohersteller und auch andere VW-Konzerntöchter sind weitaus profitabler – allerdings übernimmt die Kernmarke zum Beispiel viele Entwicklungsaufgaben.
Der Anteil reiner Stromer soll bei VW Pkw in Europa bis 2030 mindestens 80 Prozent betragen, bis 2026 sollen zehn neue E-Modelle kommen. Der ID.2 wird eines davon sein – das Konzept firmiert vorerst unter der Bezeichnung «ID.2all». Dieses Jahr folgt unter anderem noch die Elektro-Limousine ID.7. Ein großer Teil der Investitionen 2022 entfiel auf den Anlauf des ID.4 in den Werken Emden und Chattanooga.
Konkurrenz mit China: «Der Druck wird höher»
Zur wachsenden Rivalität mit chinesischen Anbietern meinte Schäfer: «Die Konkurrenz hält uns auf unseren Zehenspitzen, der Druck wird höher.» Das sei im Autogeschäft aber normal. VW steuere mit größerer lokaler Fertigungstiefe gegen: «Wir machen mehr in China für China.»
Mehr Geld verdient, weniger Fahrzeuge verkauft
Das abgelaufene Jahr war für die VW-Kernmarke betriebswirtschaftlich gesehen erfolgreich. Der Gewinn im laufenden Geschäft stieg – ohne Sondereffekte – um 22,5 Prozent auf 2,65 Milliarden Euro. Umbauten im Vertrieb und gedrückte Kosten hätten dabei eine Rolle gespielt, hieß es. Die Rendite legte leicht um 0,4 Punkte auf 3,6 Prozent zu.
Jedoch brachte VW mit rund 4,6 Millionen Fahrzeugen deutlich weniger Autos an die Kunden (minus 6,8 Prozent). In Europa liegen nun über 660.000 Bestellungen vor.
Der Umsatz der VW-Hauptsparte kletterte 2022 um 8,7 Prozent auf 73,8 Milliarden Euro. Das lag nicht zuletzt an den höheren Autopreisen. Diese hatten infolge der allgemeinen Inflation, aber auch wegen des engen Angebots auf den Neu- wie Gebrauchtwagenmärkten angezogen. Volkswagen sprach in diesem Zusammenhang von einer «verbesserten Preisdurchsetzung». Außerdem sei der Umfang der Verkaufshilfen gesunken, bei vielen Händlern gingen die üblichen Rabatte zurück.
Die umstrittenen E-Fuels für Verbrennungsmotoren nannte Schäfer einen «sinnvollen Zusatz», sie seien aber kein Ersatz für Elektroantriebe. Kritisch sieht er die Pläne der EU für stark verschärfte Regeln zum erlaubten Ausstoß von Stickoxiden (Euro 7), die teure neue Technik nötig machen: «Die Technologie, die jetzt gefordert wird, auf den letzten Metern (des Verbrenners) einzusetzen, ist suboptimal.»