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Volkswagen: Warum der Autobauer seine Mitarbeiter in verlängerten Urlaub schickt

Gerade hat Volkswagen ehrgeizige Ziele ausgegeben, da folgt der Rückschlag für VW-Markenchef Thomas Schäfer: Die E-Modelle verkaufen sich so schlecht, dass der Konzern die Produktion drosseln muss.

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Volkswagen: Warum der Autobauer seine Mitarbeiter in verlängerten Urlaub schickt

Es sind ehrgeizige Ziele, die sich der Autobauer Volkswagen Mitte Juni verordnet hat: Dank Einsparungen und Effizienz soll die Volumenmarke VW ihren Gewinn innerhalb von drei Jahren um zehn Milliarden Euro steigern und die Rendite fast verdoppeln. Doch kaum sind die Ziele öffentlich, kassiert Markenchef Thomas Schäfer (53) schon den ersten Rückschlag: Weil sich die E-Modelle deutlich schlechter verkaufen als erwartet, drosselt Volkswagen nach Angaben des Betriebsrates in seinem Werk in Emden vorübergehend die Produktion.

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In den kommenden beiden Wochen bis zu den Werksferien werde die Spätschicht bei der Fertigung des Kompakt-SUV ID.4 und bei den ersten Modellen der neuen Elektro-Limousine ID.7 gestrichen, bestätigte Betriebsratschef Manfred Wulff einen Bericht der “Nordwest-Zeitung”. Zudem sollen die dreiwöchigen Werksferien für die Beschäftigten im E-Segment um eine Woche verlängert werden. Und 300 der aktuell 1500 Leiharbeiter in Emden ab August nicht weiterbeschäftigt werden. Insgesamt waren laut VW in Emden zum Jahresende mehr als 8000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Verbrennerproduktion etwa des Passats ist den Angaben zufolge von den Produktionskürzungen nicht betroffen.

Nachfrage fast 30 Prozent unter Plan

Grund für die Produktionseinschränkungen ist nach Angaben des Betriebsrates ein schwächelnder Absatz von E-Fahrzeugen, über den bereits das manager magazin ausführlich berichtet hatte. “Die Kundenzurückhaltung merken wir in der Elektrowelt ganz vehement”, sagte Wulff. Die Verunsicherung bei Kunden sei groß. Die Nachfrage liege fast 30 Prozent unter den ursprünglich geplanten Zahlen.

Das erklärt auch, warum VW-Vertriebschefin Imelda Labbé (55) erst vor wenigen Wochen in einem LinkedIn Post noch mit deutlich verkürzten Lieferzeiten für sämtliche ID-Modelle werben konnte. Zwar hat sich die lange Zeit schlechte Versorgung mit Halbleitern und Rohstoffen inzwischen verbessert, die Produktion läuft deswegen wieder runder. Immer schneller verfügbar werden die Modelle aber eben auch, da sich aktuell viel zu wenige Käufer für sie finden.

Angesichts der mangelnden Nachfrage forderte der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies (56, SPD) über neue Kaufanreize wie etwa über eine vergünstigte Mehrwertsteuer zu diskutieren. Allerdings ist Niedersachsen von der Nachfrageschwäche bei VW gleich mehrfach betroffen. Schließlich ist das Bundesland mit rund 12 Prozent an VW beteiligt.

VW-Markenchef Schäfer hat sich mit dem neuen Renditeziel von 6,5 Prozent eine ehrgeizige Aufgabe gestellt. Zumal die Einsparungen laut Gesamtbetriebsratschefin Daniela Cavallo (48) ohne Abstriche bei Tariflöhnen oder Beschäftigungssicherung erreicht werden sollen. Die neuen Renditevorgaben für die Kernmarke sind Teil einer Generalüberholung der Konzernstrategie von Vorstandschef Oliver Blume (55).

Der geplante Gewinnsprung soll dazu beitragen, dass VW trotz eines schwierigen Umfelds nötige Investitionen finanzieren und die Beschäftigung sichern kann. Schäfer will Verwaltungsabläufe entschlacken, die Produktion besser auslasten, die Modellpalette straffen und Ausstattungsvarianten reduzieren: “Wir fokussieren uns auf wenige, dafür aber auf Volkswagen-Kernmodelle. Das reduziert Komplexität und bringt mehr Ergebnis”, erklärte er Mitte Juni. Nischenmodelle wie der VW Arteon sollen keine Nachfolger bekommen. Für das Elektro-Auto ID.7 biete VW schon 99 Prozent weniger Varianten an als beim vergleichbaren Verbrenner-Modell Golf 7.

Die Werke von VW, Skoda und Seat/Cupra sollen effizienter arbeiten, indem sie für mehrere Marken gleichzeitig produzieren und damit flexibler auf Nachfrageschwankungen reagieren können. Vergleichbare Modelle wie der VW Passat und der Skoda Superb sollen gemeinsam entwickelt und gebaut werden. Allein dadurch ließen sich 600 Millionen Euro sparen, hieß es.

Eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat zu den neuen Zielen steht allerdings noch aus.

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