Die Stimmung in Deutschlands Autoindustrie ist schlechter geworden.
Die Stimmung bei den deutschen Autobauern Volkswagen, BMW, Mercedes und Co hat sich wieder verschlechtert. Das ergab eine Umfrage des Ifo-Insituts bei den Unternehmen der wichtigsten deutschen Industriebranche. Der daraus errechnete Ifo-Index für das Geschäftsklima in der Automobilindustrie fiel im Juni von minus 9,1 auf minus 9,3 Punkte tiefer in den roten Bereich.
„Wie die deutsche Wirtschaft generell, scheint auch die deutsche Automobilindustrie nicht richtig Tritt fassen zu können“, sagt Ifo-Forscherin Anita Wölfl. Als Gründe für die neue Verunsicherung nannte sie neben der Herausforderung des Umbaus auf E-Autos auch den Streit zwischen der EU und China um Strafzölle.
„Digitalisierung, autonomes Fahren, Elektromobilität – die Transformation der deutschen Autoindustrie ist für die Hersteller und insbesondere für die Zulieferunternehmen eine gewaltige Aufgabe“, sagt Wölfl. „Neben neuen Wettbewerbern und höherer Softwareintensität ändern sich Kundenwünsche und Produktlebenszyklen. Hinzu kommt aktuell noch die Unsicherheit, die durch den Streit zwischen der EU und China um das Thema Strafzölle entstanden ist. Dies spiegelt sich in den Daten der ifo Konjunkturumfrage wider.“
Autoindustrie spürt Preisdruck aus China
Die Dimension des Problems zeigt eine Berechnung der Unternehmensberatung Alix Partners. Danach werden chinesische Autohersteller schon 2030 ein Drittel des Weltmarktes erobert haben und neun Millionen Fahrzeuge außerhalb Chinas verkaufen. In Europa gehe das auf Kosten der europäischen, japanischen und koreanischen Marken, schrieben die Branchenexperten am Dienstag.
Die Herstellungskosten für ein E-Auto seien in China um ein Drittel niedriger als in Europa. Die Entwicklungszyklen seien kürzer. Mit „einer aggressiven Preisgestaltung“ bauten chinesische Autobauer ihre Marktanteile aus.
„Neue EU-Zölle auf chinesische Autos können die Importe kurzfristig verlangsamen und Verkaufspreise stützen, aber sie werden zugleich die lokale Fertigung chinesischer Fahrzeuge und Komponenten in Europa beschleunigen“, sagte Branchenexperte Fabian Piontek. Deutsche Hersteller wie Volkswagen, vor allem aber die Premiummarken wie BMW oder Mercedes spürten auch die Konkurrenz der chinesischen Hersteller in China: „Dies betrifft insbesondere die deutschen Premiumhersteller, denen mit China ein wichtiger Markt zunehmend wegbröckelt.»
Auch unter dem Druck der Politik haben viele Hersteller in den vergangenen Jahren auf E-Autos gesetzt, aber die Nachfrage in Europa verlangsamt sich. In Europa dürfte der Marktanteil neuer E-Fahrzeuge laut Alix dennoch von 20 Prozent im laufenden Jahr auf 45 Prozent im Jahr 2030 steigen.