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Tesla-Woche 14/24: Q1 enttäuscht, Robotaxi-Event im August, deutsche Model Y für Indien

tesla-woche 14/24: q1 enttäuscht, robotaxi-event im august, deutsche model y für indien

Bild: @WholeMarsBlog (Entwurf für Robotaxi in Musk-Biografie)

Bis Freitagnachmittag deutscher Zeit sah es so aus, als wäre das bestimmende Tesla-Thema in dieser Woche die Tatsache, dass die Verkäufe im ersten Quartal 2024 weit unter den Erwartungen lagen – knapp 387.00 ausgelieferte Elektroautos brachten einen Rückgang um 8,5 Prozent gegenüber Q1 2023. Analysten reagierten mit Senkungen ihrer Schätzung für die zukünftigen Tesla-Verkäufe und -Gewinne. Dann aber sorgte ein Bericht von Reuters für neue Aufregung: Angeblich hat Tesla die Arbeit an einem kleineren Elektroauto eingestellt und setzt stattdessen voll auf ein „Robotaxi“. CEO Elon Musk warf der Agentur Lügen vor, kündigte aber kurz darauf die Vorstellung eines solchen Fahrzeugs im August an.

Tesla-Chef: Q1 war für alle schwierig

Mit den am Dienstag gemeldeten 387.000 Verkäufen in Q1 2024 verfehlte Tesla selbst die im Vorfeld deutlich gesenkten Analysten-Erwartungen bei weitem – im Durchschnitt hatten sie zuletzt mit mindestens 430.000 Tesla-Auslieferungen gerechnet, was leichtes Wachstum gegenüber dem Vorjahr bedeutet hätte. Bei dem großen chinesischen Konkurrenten BYD sah das erste Quartal allerdings nicht viel besser aus. Gegenüber Q1 2023 nahmen seine reinen Elektroauto-Verkäufe zwar um 13,4 Prozent auf gut 300.000 zu. Doch im Vergleich zu Q4 2023 war das ein Rückgang um 43 Prozent, also deutlich ausgeprägter als bei Tesla, das dadurch den Ende 2023 verlorenen Titel als weltweit größter Anbieter reiner Elektroautos zurückgewann.

Auch Musk selbst führte auf X die schwache BYD-Entwicklung von Ende 2023 auf Anfang 2024 an, um die eigenen Q1-Zahlen zu relativieren. Das Quartal sei für alle Hersteller schwierig gewesen, erklärte er, und bezeichnete einen Fondsmanager, der dem CEO die Schuld an dem Rückgang bei Tesla gab, als Idioten. Allerdings wurde am Tag vor der Veröffentlichung eine Umfrage bekannt, laut der seit Anfang 2022 immer weniger US-Amerikaner das Unternehmen positiv sehen und den Kauf eines seiner Elektroautos erwägen. Es sei sehr wahrscheinlich, dass CEO Musk zu diesem Reputationsverlust beitrage, sagte der Chef der Marktforschungsfirma Caliber gegenüber Reuters.

Robotaxi statt billigerem Elektroauto?

Wenn die Tesla-Aktie in letzter Zeit Gewinne verzeichnete, dann meist in Zusammenhang mit Fortschritten bei der Entwicklung der Autopilot-Software FSD (kurz für Full Self-Driving) für in Zukunft autonomes Fahren. So strich Tesla vergangene Woche die Bezeichnung „beta“ in der FSD-Software, deren erste Version im Oktober 2020 erschien, ergänzte stattdessen jedoch ein „supervised“ (überwacht). Zu den Banken, die weiterhin einen Kauf der Aktie empfehlen, zählt RBC Capital mit einem Kursziel von 290 Dollar. Laut einem aktuellen Kommentar wirft das erste Quartal Fragen zur Elektroauto-Nachfrage auf. Höher zu bewerten seien aber ohnehin die Energie-Sparte und das zukünftige Autonomie-Geschäft.

Auch andere Analysten sehen insbesondere in autonomem Fahren das größte Potenzial für Tesla und damit die Aktie. Trotzdem scheint der Verkauf relativ konventioneller E-Fahrzeuge an der Börse ebenfalls eine bedeutende Rolle zu spielen. Am Freitag gegen 17 Uhr deutscher Zeit veröffentlichte die Nachrichten-Agentur Reuters einen Artikel, laut dem Tesla die Arbeit an einem Elektroauto unterhalb von Model 3 und Model Y eingestellt hat. Dieses noch namenlose Modell hatte Musk erstmals im Herbst 2020 angekündigt, dann vorerst wieder abgesagt und im März 2022 erneut angekündigt. Nach seiner jüngsten Aussage von diesem Januar sollte es vor Ende 2025 in Produktion gehen.

Die Reuters-Nachricht löste einen raschen Kursrückgang um bis zu 6 Prozent bei der Tesla-Aktie aus. Etwa eine halbe Stunde später äußerte sich CEO Musk dazu, indem er ohne nähere Erläuterung auf X kommentierte, die Agentur würde schon wieder „lügen“. Die Aktie grenzte ihre Verluste daraufhin ein, schloss aber immer noch mit 3,6 Prozent im Minus bei 164,90 Dollar. Denn als echtes Dementi wurde der allgemeine Musk-Kommentar nicht überall aufgefasst. Nach Börsenschluss schien der CEO den Bericht sogar teilweise eher zu bestätigen: Am 8. August werde ein „Tesla Robotaxi“ vorgestellt, schrieb er. Nachbörslich gewann die Aktie daraufhin nahezu 4 Prozent.

Tesla-Investor glaubt an neue Pläne

Den Begriff „Robotaxi“ verwendete der Tesla-Chef erstmals schon 2019, damals bezogen auf die normalen Elektroautos von Tesla, die mit Hilfe der eingebauten Hardware und weiterentwickelter Software autonom fahren lernen sollen. Inzwischen steht er für ein eigenständiges Modell ohne Pedale und Lenkrad, das Musk laut Berichten im Sommer 2021 intern für 2023 ankündigte. In einer Biografie über ihn heißt es, der CEO habe statt des zuvor und später erneut angekündigten billigeren Elektroautos nur dieses Robotaxi entwickeln wollen. Weil sich für beides die gleiche Plattform verwenden ließe, soll er sich auf Drängen seines Umfelds auf beides eingelassen haben.

Also wäre tatsächlich denkbar, dass sich Musk, der laut seinem Biografen Walter Isaacson süchtig nach Risiko ist und seit bald einem Jahrzehnt autonomes Fahren als praktisch gelöst darstellt, wieder umentschieden hat. Zumindest dürfte das Robotaxi jetzt vor dem konventionelleren Elektroauto vorgestellt werden, wenn die Ankündigung von Freitag Bestand hat. Der langjährige Tesla-Investor Gene Munster ging jedenfalls davon aus, dass an dem Reuters-Bericht etwas dran ist. Er glaube, dass das „Model 2“ auf Eis liege, schrieb er am späteren Freitag. Das halte er für die richtige Entscheidung, auch wenn wohl erst 2027 mit Tesla-Robotaxis auf den Straßen zu rechnen sei.

Außerhalb von Nordamerika könnte es sogar noch länger dauern, denn neben technischen sind vorher regulatorische Herausforderungen zu meistern. In dieser Woche dämpfte Teslas Politik-Chef Erwartungen, dass neue Entwicklungen für das Gebiet der EU eine baldige Einführung einer zumindest teilautonomen FSD-Software in Europa ermöglichen könnten. Erstens würden neue UNECE-Regeln dazu erst im November in Kraft treten, und zweitens würden sie immer noch keine vom System initiierten Manöver zulassen, was der entscheidende Punkt bei der Tesla-Software sei, schrieb Rohan Patel. Die spannendsten Fortschritte werde es deshalb vorerst nur in Regionen außerhalb der UNECE-Zuständigkeit geben.

Deutsche Model Y jetzt als Rechtslenker

Damit steht zu befürchten, dass Tesla europäische Kunden, die schon länger darüber klagen, auf Autopilot-Verbesserungen weiter warten lässt. Eine eingeschränkte FSD-Version für diese Region würde quasi doppelte Arbeit bedeuten, und KI-Fachkräfte sind rar und gesucht, wie sich in dieser Woche auch daran zeigte, dass ein wichtiges Mitglied dieses Tesla-Teams zu dem neuen Musk-Unternehmen xAI wechselte. Es wäre sowieso gegangen, schrieb der CEO dazu, wenn nicht zu xAI, dann zu OpenAI. Allgemein gebe es einen verrückten Krieg um KI-Talente, und Tesla erhöhe als Reaktion die Gehälter in diesem Bereich.

Mit weniger virtuellen Problemen hat die Tesla-Gigafactory im deutschen Grünheide zu tun, deren Erweiterung von einer Mehrheit der lokalen Bevölkerung abgelehnt, aber in eingeschränkter Form wohl trotzdem kommen wird. Dort nahm in dieser Woche der neue Betriebsrat seine Arbeit auf, erneut unter Führung der bisherigen Vorsitzenden, die nicht zu der Liste der IG Metall mit knapp 40 Prozent Stimmenanteil gehört. Offenbar wurden in der Fabrik jetzt zudem die ersten Model Y in Rechtslenker-Ausführung produziert. Fahrzeuge für Großbritannien kommen bislang aus China.

Offenbar hohe Tesla-Investition in Indien

Die deutschen Model Y als Rechtslenker seien für den indischen Markt bestimmt, berichtete am Donnerstag Hindustan Times unter Berufung auf eine informierte Person. Gleichzeitig suche Tesla in dem Land nach einem geeigneten Produktionsstandort, denn neue Regeln sehen niedrigere Import-Zölle nur für solche Elektroauto-Hersteller vor, die sich zu hohen Investitionen in Indien verpflichten. Das Unternehmen wolle dort bis zu 3 Milliarden Dollar direkt investieren, heißt es in dem Bericht, unter anderem für die Produktion eines neuen kleineren Autos. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war allerdings noch nicht bekannt, dass Tesla möglicherweise erst einmal alles auf Robotaxis setzen will.

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