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Stellantis-Chef Tavares bereit, unrentable Marken zu streichen

Erfolgreicher Opel-Sanierer macht Kehrtwende wegen Gewinneinbruch

stellantis-chef tavares bereit, unrentable marken zu streichen

Liest Stellantis-Chef Carlos Tavares InsideEVs? Vermutlich eher nein, aber kurz nachdem wir in einem Artikel geschrieben hatten, dass sich bei manchen der 14 Konzernmarken die Frage stelle, ob sich der Aufwand lohnt, macht der Konzernlenker nun einen Zug in eben diese Richtung.

Am Donnerstag musste Tavares schlechte Zahlen melden. Im ersten Halbjahr 2024 sank der Absatz um 12 Prozent auf 3,0 Millionen Autos. Aber vor allem brach der Nettogewinn um 48 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein. In der Folge stürzte der Aktienkurs um 10 Prozent ab, meldete Reuters. Schon davor schwächelte die Aktie: Im Frühjahr 2024 wurden noch rund 27 Euro je Anteil gezahlt, inzwischen sind es nur noch 16 Euro – ein Minus von rund 40 Prozent.

Im Angesicht dieses Schlamassels ist der Konzernchef nun auch bereit, unrentable Marken zu opfern: “Wenn sie kein Geld verdienen, werden wir sie schließen”, so Tavares. Man könne es sich “nicht leisten, Marken zu haben, die kein Geld einbringen.” Mit den Äußerungen vollzog der Firmenchef eine Kehrtwende, denn bisher sprach er immer davon, dass alle 14 Marken eine Zukunft hätten.

DS 3 E-Tense: Nur 28 Stück wurden im 1. Halbjahr in Deutschland verkauft

Fiat E-Ulysse: 18 Stück im ersten Halbjahr in Deutschland

Der Konzern war 2021 durch den Zusammenschluss zwischen PSA (Opel, Peugeot, Citroen) und Fiat Chrysler (Fiat, Alfa Romeo, Jeep, Maserati) entstanden. So entstand ein Konglomerat aus 14 Marken: Abarth, Alfa Romeo, Chrysler, Citroen, DS, Dodge, Fiat, Jeep, Lancia, Maserati, Opel, Peugeot, Ram und Vauxhall. Bald soll mit Leapmotor noch eine 15. Marke folgen, wobei bisher allerdings nur eine Kooperation vereinbart ist, keine Übernahme. Im September sollen der Leapmotor T03 und C10 in Europa auf den Markt kommen.

Besonders schwach ist die Lage in Nordamerika. Tavares will den Sommer nutzen, um mit dem US-Team Lösungsansätze zu erarbeiten. Europa ist offenbar kaum oder gar nicht betroffen: “Wir meinen, dass die Arbeit in Europa erledigt ist”, sagte der Konzernchef. “In den USA ist die Arbeit noch nicht erledigt und wir werden uns jetzt um diese Arbeit kümmern.” Allgemein hat Stellantis in Nordamerika zu hohe Lagerbestände, was auf eine Absatzschwäche hindeutet. Deshalb will man die Produktion reduzieren und die Preise senken.

Chrysler Pacifica: Das einzige Modell der Marke beerbte den Town & Country, der hierzulande Chrysler Voyager hieß

Chrysler hat nach der Einstellung des 300C nur noch ein einziges Modell, den schon arg angejahrten Pacifica. Ram und Jeep dagegen haben eine hohe Marge, wobei der Modellwechsel beim Pick-up Ram 1500 vorübergehend belasten könnte. Dodge schließlich leidet wohl unter der Einstellung des Challenger, während der Charger zumindest als Elektroauto weiterlebt.

Welche Marken von der Streichung bedroht sind, sagte Tavares nicht, aber es gibt einige, die nur wenige Autos absetzen, darunter Chrysler, DS, Lancia und Maserati. Zahlen zum Gewinn veröffentlicht Stellantis nicht, mit einer Ausnahme: Maserati meldete im ersten Halbjahr einen Verlust von 82 Millionen Euro.

Der Opel Grandland Electric ist das Äquivalent zum Peugeot E-3008

Der Fiat Grande Panda Elektro soll weniger als 25.000 Euro kosten

Trotz der finanziellen Misere hat der Konzern große Pläne. Im Jahr 2024 soll es gleich 20 neue Modelle geben. Das jüngste Projekt in Sachen Elektromobilität sind die neuen Fahrzeuge auf der Smart Car Platform, darunter der Fiat Grande Panda Elektro, der Opel Frontera Electric und der Citroen e-C3 mitsamt seinem Aircross-Derivat. Bis 2026 sind 13 Modelle geplant, die sich allerdings wohl nicht alle in Europa angeboten werden.

Zudem starten mit dem Peugeot E-3008 und E-5008, dem Opel Grandland Electric, dem Jeep Wagoneer S und dem Dodge Charger Daytona die ersten Autos auf Basis der STLA-Plattformen. Auch starte mit dem Alfa Romeo Junior Elettrica und dem Lancia Ypsilon Elettrica neue Derivate der altbekannten eCMP-Plattform.

Unter dem Strich

Stellantis machte im ersten Halbjahr 2024 deutlich weniger Gewinn als im Vorjahreszeitraum. Das nagt an Konzernchef Tavares, der seit der erfolgreichen Sanierung von Opel einen guten Ruf in Sachen Kosteneffizienz hatte. Deshalb ist der Konzernchef nun auch bereit, heilige Kühe zu schlachten. So könnte es zum Beispiel Chrysler an den Kragen gehen, denn in Nordamerika ist der Konzern besonders margenschwach.

Quelle: Reuters, Stellantis-Pressemeldung, Stellantis Investor (PDF)

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