- Rückblick 2022 – die Tops und Flops
- Top 1: Der Bulli ist wieder da! Retro-Kult mit Akku
- Top 2: Hyundai und Kia rollen das Feld auf
- Top 3: Ford Bronco und Mustang mit V8
- Top 4: Klimaschutz kann man auch tanken
- Top 5: China-Konkurrenz belebt das Geschäft
- Flop 1: Klima-Kleber blockieren sogar Rettungseinsätze
- Flop 2: Deutschland macht das Elektroauto zum Kohle-Stromer
- Flop 3: BMW-Design geht echt an die Nieren
- Flop 4: Lieferzeiten-Chaos und Preisexplosion
- Flop 5: Der Kleinwagen stirbt aus
Volkswagen ID Buzz ist Deutschlands „Auto des Jahres“ Autoren-Union Mobilität/Volkswagen
Was für ein Jahr war das! Corona, Krieg, Energie-Schock. Für Autofahrerinnen und Autofahrer war es vor allem ein teures Jahr, aber es gab auch Lichtblicke. Unser Autor kommentiert seine persönlichen Tops und Flops 2022.
Wenn man das Autojahr Revue passieren lässt, fällt einem natürlich als erstes das eigene schmerzverzerrte Gesicht an der Tankstelle ein. Nie war Tanken in Deutschland teurer als 2022. Eine Mischung aus politisch gewollter Verteuerung von Benzin und Diesel mit neuen CO2-Steuern, mehr Verkehr nach dem Ende vieler Corona-Maßnahmen und dem Ukraine-Krieg als Brandbeschleuniger trieb die Benzinpreise zeitweise auf weit über zwei Euro pro Liter. Mit einem Elektroauto war man deutlich günstiger unterwegs; doch auch der Strom wurde teurer, vor allem an öffentlichen Ladestationen.
Rückblick 2022 – die Tops und Flops
Was lieferte das Autojahr 2022 sonst noch an Ärgernissen, aber auch tollen Neuheiten und erfreulichen Dingen? Ein persönlicher Rückblick auf die Tops und Flops 2022.
Surfbrett aufladen und ab zum Strand. Auch der ID Buzz lässt dem Fahrer alle Freiheiten. dpa/Ingo Barenschee/VW/dpa-infocom
Top 1: Der Bulli ist wieder da! Retro-Kult mit Akku
E-Auto im eiskalten Winter-Test: Ich fahre den Hyundai IONIQ 5 in die Arktis EFAHRER.com / MORITZ DIETHELM
Top 2: Hyundai und Kia rollen das Feld auf
Während der ID Buzz VW viel Freude macht, blickt man in Wolfsburg sorgenvoll nach Osten. Die koreanischen Marken Hyundai und Kia haben 2022 einen ganzen Schwung attraktiver Modelle auf den Markt gebracht – nicht nur, aber vor allem Elektroautos wie den Ioniq 5.In Sachen Design, aber auch Verarbeitungsqualität und Image sind die Koreaner im ausklingenden Jahr so stark aufgestiegen wie noch nie. Nachteil der Erfolgssträhne: Die Preise für neue Kias und Hyundais sind mittlerweile alles andere als Sonderangebote.
Ford Bronco (2022) im Kurztest: Alltag oder Abenteuer? Motor1.com
Top 3: Ford Bronco und Mustang mit V8
Auch bei Ford wurde das Elektro-Zeitalter eingeläutet. Schon in wenigen Jahren sollen die meisten, in Europa sogar alle Fords nur noch mit Batteriebetrieb fahren. Doch bis es soweit ist, holen die Amerikaner erst noch einmal den V8-Hammer raus – mit dem neuen Ford Mustang.
Ford Mustang (2023): Dark Horse kriegt 507 PS, GT bis zu 493 PS Motor1.com
Die vierte Generation des Coyote V8 im Mustang ist der stärkste frei saugende Serien-5,0-Liter-V8, den Ford jemals angeboten hat. Zu den optimierten Innereien zählen geschmiedete Pleuelstangen, eine spezielle Kurbelwelle und verstärkte Nockenwellen. Abgesehen vom leichten Powerplus verhelfen die Maßnahmen dem Mustang „Dark Horse“ auch zu einer Maximaldrehzahl von 7500 U/min.
Dieses Mercedes G-Modell fährt in der Bilanz extrem klimafreundlich – weil ausschließlich der aus Reststoffen gewonnene Kraftstoff HVO getankt wird FuelMotion
Top 4: Klimaschutz kann man auch tanken
In der EU wird der Verbrenner ab 2035 verboten, doch weltweit ist längst klar, dass das Elektroauto nicht die einzige Alternative zum klassischen Benzinschlucker sein wird. Porsche zum Beispiel hat 2022 in Chile mit der industriellen Produktion von synthetischem Kraftstoff begonnen . Die Inbetriebnahme der Pilotanlage in Punta Arenas erfolgte mit der Betankung eines Porsche 911. Der synthetische und nahezu CO2-neutrale Kraftstoff wird mit Hilfe von Windenergie aus Wasser und Kohlendioxid hergestellt.
Barbara Frenkel, Porsche-Vorständin für Beschaffung, und Michal Steiner, Porsche-Vorstand für Entwicklung, betanken einen Porsche mit E-Fuel an der Pilot-Anlage Haru Oni im Süden von Chile. Manuel Hollenbach/Porsche/dpa
Noch wird der Klima-Sprit nur in kleinen Mengen produziert, doch könnte das künftig anders sein. Denn nicht jedes Land kann die Emobilität so schnell und weit ausbauen wie gewünscht. Und nicht nur E-Fuels könnten zumindest einen Teil des klassischen Benzin- und Dieselkraftstoffs ablösen. Auch andere Öko-Kraftstoffe wie „HVO-Diesel“, der aus Reststoffen gewonnen wird, verbessern die Klima-Bilanz von Autos deutlich. Klickdown MG 5 – Der Passat von morgen kommt aus China und kostet 28.740 Euro
Top 5: China-Konkurrenz belebt das Geschäft
2022 war das Jahr, in dem es wirklich ernst wurde mit dem Angriff der Chinesen auf die etablierten Autobauer aus Deutschland, Frankreich, Korea oder Japan. MG, Nio, BYD oder Lynk & Co heißen die Angreifer, die vor allem bei E-Autos nun auf Attacke schalten . Ein mehr als symbolischer Push für das Image der neuen Hersteller war der Deal, den der Mietwagen-Riese Sixt mit dem Hersteller BYD abschloss. Für Autokäuferinnen und Autokäufer sind die neuen Marken in jedem Fall ein Gewinn: Konkurrenz belebt das Geschäft, lässt langfristig die Preise sinken und uns allen mehr Auswahl beim Autokauf.
Soweit die erfreulichen Nachrichten des Jahres – doch was sorgte für Frust, Ärger oder Unverständnis? Auch da gab es so einiges. „Letzte Generation“ zahlt für Einsätze – Klima-Kleber: München geht hart gegen die Proteste vor
Flop 1: Klima-Kleber blockieren sogar Rettungseinsätze
Wie “sauber” sind E-Autos? Das hängt vom Strom ab Auto Motor & Sport
Flop 2: Deutschland macht das Elektroauto zum Kohle-Stromer
Dass die Realität ganz anders aussieht, als es die Klima-Kleber gerne hätten, zeigt die Tatsache, das fossile Brennstoffe weiter das Rückgrat der Energieversorgung in vielen Ländern spielen. Manchmal auch ohne Not, so wie in Deutschland: Weil das Land aus der Kernkraft aussteigt und nur noch ein paar Rest-Meiler laufen, Wind- und Solarenergie aber gerade im Winter oft nur einen Bruchteil ihrer installierten Leistung liefern, verschlechtert sich der deutsche Energiemix deutlich. Das lässt auch den Mythos vom Elektroauto als Klima-Retter schnell verpuffen .
BMW XM: Die Provokation Autoren-Union Mobilität/BMW
Flop 3: BMW-Design geht echt an die Nieren
Lieber BMW-Designer, was wollt ihr eigentlich mit diesen Autos – meine Kinder erschrecken? Das Maxi-SUV BMW XM mit seiner grotesk aufgeplusterten Niere ist der bizarre Höhepunkt der neuen BMW-Designsprache. Klar, manchen Kunden – gerade in den USA oder China – gefällt das Aggro-Design nach wie vor. Mich holt die Marke damit allerdings nicht mehr ab. Kein Wunder, dass 2022 in den sozialen Netzwerken mit Memes und Photoshop-Kreationen das BMW-Design auf die Schippe genommen wurde, bei denen die ganze Front der Autos nur noch aus einer gewaltigen Niere bestand.
Flop 4: Lieferzeiten-Chaos und Preisexplosion
In der ehemaligen DDR musste man mitunter 15 Jahre auf den neuen Trabi warten, während Gebrauchtwagen zwar sofort verfügbar waren, aber nur zu unverschämten Preisen. Ein klein bisschen wie damals war auch der Automarkt 2022. Selbst herunter gerockte Gebrauchtwagen erzielten Höchstpreise, die Lieferzeiten für Neuwagen waren extrem und viele Modellvarianten gar nicht mehr bestellbar.
Die Situation, angeheizt durch Rohstoffmangel, Energiekrise und Lieferketten-Chaos, nutzen die Autohersteller aus und erhöhten die Preise für Neuwagen zum Teil drastisch. Leider sieht es nicht danach aus, dass sich dieser Trend im neuen Jahr 2023 bereits wieder umkehren könnte.
Durch neue CO2-Grenzwerte und Regularien könnte vielen Kleinwagen das Aus drohen Hersteller / Montage
Flop 5: Der Kleinwagen stirbt aus
Das Angebot an Elektroautos wird zwar immer größer, doch ausgerechnet kleine elektrische Stadtfahrzeuge sind rar. Bei kleinen Benzinern herrscht auch schon Ebbe: Vom Opel Adam über den VW Up, vom Verbrenner-Smart bis zum Audi A1 hat das große Sterben bei kleinen Autos eingesetzt.
Die Hersteller treten die Flucht in die Marge an, die Klein- und Kleinstwagen bleiben auf der Strecke, egal ob elektrisch oder mit Verbrennungsmotor. Schaut man auf die Produktplanungen der Autobauer, spielen in den nächsten Jahren weiterhin SUVs die Hauptrolle. Je größer, umso besser, denn nur mit großen und umfangreich ausgestatteten Fahrzeugen lässt sich noch richtig Geld verdienen. Aber wer weiß: Die bereits erwähnten China-Hersteller füllen vielleicht früher oder später auch diese Lücke im Angebot.