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Renault Twingo: Gebrauchtwagen-Test

Flair hat der Renault Twingo III, zweifellos. Doch stimmen auch die Qualitäten als Gebrauchtwagen? Ein Test!

Dass Renault ein besonderes Händchen hat für Kleinwagen, wissen wir spätestens seit den legendären Modellen R4 und R5 und dem ersten Twingo. Die dritte Twingo-Generation knüpfte an dieses Erbe an. Sie wurde in enger Kooperation mit Smart entwickelt und gemeinsam in einer Fabrik in Novo Mesto (Slowenien) gefertigt.
Das Konzept unterscheidet sich grundlegend vom Ur-Twingo. Fünf statt drei Türen und eine Heckantriebseinheit unter dem Kofferraumboden hat es zuvor nicht gegeben. Die stilvolle Kunst des Weglassens beherrscht der 2014 eingeführte Viersitzer so charmant wie kaum ein anderer aktueller Kleinwagen. Vorne sitzt man luftig, und im Fond halten es Erwachsene zumindest auf Kurzstrecken aus.

Twingo gebraucht: als Vierjähriger noch über 10.000 Euro teuer

Mit wenigen Handgriffen lässt sich der 188-Liter-Kofferraum durch Umklappen auf 980 Liter erweitern. Dann passt theoretisch sogar eine Waschmaschine rein. Aktuell sind aufgrund der massiven Neuwagen-Knappheit gute gebrauchte Twingo III gefragt.  Unser Testfahrzeug von S+K in Buchholz in der Nordheide ist augenscheinlich sehr gepflegt und soll vier Jahre und vier Monate nach Erstzulassung mit frischem Service 10.890 Euro kosten. Happig, wenn man bedenkt, dass unser Fotofahrzeug neu vor Rabatten laut Schwacke 13.870 Euro kostete. renault twingo: gebrauchtwagen-test

Renault Twingo: Minimalistischer Innenraum mit Charme. Smartes Infotainment via App und Eco-Fahrprogramm.


Der Zustand stimmt uns versöhnlich: Gebrauchsspuren sind rar. Lediglich Kratzer an den Hartplastik-Türverkleidungen, eingelaufene Bremsscheiben und ein schmutziger Motorraum verraten ein Vorleben. Ansonsten sind unserem Test-Twingo wenig Schäden anzukreiden, sein Fahrwerk ist nach 67.881 Kilometern verblüffend fit. Den unruhigen Geradeauslauf und die schwammige Lenkung hat jeder Twingo III ab Werk. Und das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe war schon neu kein Schalt-Dynamiker. In feinem Schwarz-Metallic und mit Privilège-Ausstattung wirkt der gallische Mini auch optisch ansprechend.
Im Innenraum gibt es neben einer Klimaanlage und einem griffigen Dreispeichenlederlenkrad Goodies wie Tempomat, Sitzheizung, Isofix für den Beifahrersitz und eine clevere Halterung, die das Smartphone via Renault-App zum Bordcomputer mit Navifunktion macht. Der 1,0 Liter kleine und 71 PS starke Dreizylinder-Benziner (Euro 6) war das Basisaggregat.

Geniale Handlichkeit: Der Twingo ist ideal für die Großstadt

Er ist kein Dynamiker, kommt dafür aber ohne den anfälligen Turbo der 90 und 109 PS starken TCe-Benziner aus, ist das gängigste Triebwerk am Gebrauchtmarkt. Die wahre Stunde des Twingo schlägt in der Stadt sowie als Zweit- oder Fahranfängerauto. In Zeiten galoppierender Spritpreise sind moderate Praxisverbräuche unter fünfeinhalb Liter Super sowie preisgünstige Ersatzteile und niedrige Versicherungskosten wertvoller denn je. 

  • Motor: Dreizylinder/hinten quer
  • Ventile/Nockenwellen: 4 pro Zylinder/2
  • Hubraum: 999 cm³
  • Leistung: 52 kW (71 PS) bei 6000/min
  • Drehmoment: 92 Nm bei 2850/min
  • Höchstgeschw.: 151 km/h
  • 0-100 km/h: 14,5 s
  • Tank/Kraftstoff: 35 l/Super
  • Getriebe/Antrieb: Sechsgang-DKG/Hinterrad
  • L/B/H: 3595/1647/1557 mm
  • Kofferraumvolumen: 188-980 l 
  • Leergewicht/Zuladung: 1038/335 kg

Und wenn die Straßen richtig eng werden, kann der Twingo seinen nächsten Trumpf ausspielen: Mit 3595 Millimeter Länge und 1647 Millimeter Breite ist er einer der letzten echten Minis in hiesigen Gefilden. Dadurch passt er in Parklücken, die sonst nur Smart-Fahrer interessieren.

  • Testverbrauch: 5,4 l S/100 km
  • CO2: 102 g/km
  • Inspektion: 300-550 Euro
  • Haftpflicht (17)*: 457 Euro
  • Teilkasko (15)*: 480 Euro
  • Vollkasko (14)*: 620 Euro
  • Kfz-Steuer (Euro 6): 34 Euro

Ideal für die Großstadt macht ihn außerdem die geniale Handlichkeit. Der Wendekreis des Heckantrieblers beträgt nur 8,60 Meter. Dass günstig nicht automatisch kurzlebig bedeutet, zeigte ein Twingo III im Dauertest bei AUTO BILD. Nach 100.000 Kilometern waren leichte Rostansätze erkennbar, doch in Summe reichte es für die respektable Endnote 2.

  • Lichtmaschine: 1373 Euro
  • Anlasser: 731 Euro
  • Wasserpumpe: 385 Euro
  • Zahnriemen: entfällt, da Steuerkette
  • Nachschalldämpfer: 436 Euro
  • Kotflügel vorn links, lackiert: 791 Euro
  • Bremsscheiben und -klötze: 572 Euro
  • Radiosystem: 697 Euro
  • Sommerreifen (165/65 R15 + 185/60 R15): 550 Euro

Wer einen jüngeren Twingo sucht, den dürfte das im Mai 2019 vorgestellte Facelift interessieren: Neben einer dezent aufgefrischten Optik gab es neue Basis-Motoren mit einem Liter Hubraum und 65 oder 73 PS. Die 82 PS starke Elektro-Version E-Tech folgte im Sommer 2020. Sie hat einen kleinen 21,4-kWh-Akku, was im Idealfall für Reichweiten um 150 Kilometer langt. Gebraucht ist der verstromte Twingo leider ein ziemlich teures Vergnügen: Hier geht es aktuell bei rund 19.000 Euro los.

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