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Renault Twingo (1993-2007): Die Kleinwagen-Legende wird 30

Die Knutschkugel wird zum Oldtimer und Klassiker der Zukunft

renault twingo (1993-2007): die kleinwagen-legende wird 30

Spektakulärer hätte das Debüt auf dem Pariser Automobilsalon im Oktober 1992 nicht sein können: Als Renault das schützende Tuch vom neuen Twingo zog, ging ein Raunen durch die Menge, bevor das Blitzlichtgewitter einsetzte. So etwas hatte die Welt noch nicht gesehen: einen Kleinwagen mit Monospace-Konzept im futuristischen Bio-Design, der radikal mit den traditionellen Formen dieses Segments und des Unternehmens brach.

Trotz seines niedlichen Äußeren war der Twingo ein Revolutionär, der seine Klasse neu definierte. Und wie das Leben so spielt: Natürlich konnten sich vor allem Frauen seinem unwiderstehlichen Charme nicht entziehen. Zumal er sich im Alltag als zuverlässig erwies und ständig weiterentwickelt wurde.

Bildergalerie: Renault Twingo (1993-2007)

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Anfang 1993 kam der Twingo auf den Markt, dessen Name eine Mischung aus Twist, Swing und Tango ist. Mehr als 500.000 Exemplare fanden allein in Deutschland ihre Liebhaber(innen). Insgesamt rollten rund 2,42 Millionen Einheiten vom Band.

Die Geschichte des Renault Twingo ist gespickt mit Anekdoten: Inspiration aus Polen, Lebensabend in Kolumbien und ein ganz besonderes Geschenk. Ein Twingo war 1995 das Abschiedsgeschenk der Sozialistischen Partei an den scheidenden französischen Präsidenten François Mitterrand. Er hatte die Wahl zwischen einem blauen und einem roten Twingo. Mitterrand entschied sich – ganz Sozialist – für das rote Exemplar.

Die Ursprünge der markanten Monocoque-Form liegen in der Studie Matra P41 (Matra hatte auch den ähnlichen Espace entworfen), dem Renault Vesta II und dem Beskid 106 aus Polen. Markante Kennzeichen der ersten Generation des Twingo waren das freundliche Gesicht und die drei Lufteinlässe in der Motorhaube. Mit seinem cleveren Raumkonzept stand der Twingo in der Tradition des Renault 4, dessen Erbe er gemeinsam mit dem später erschienenen Kangoo antrat. Letzterer übernahm die Tradition des R4 Lieferwagens, an der Fronntpartie gab es gewisse Ähnlichkeiten zum Twingo.

Mit einfallsreicher Werbung begleitete Renault die Markteinführung des Twingo 1993. So flott wie das Marketiing war der Kleinwagen aber nicht: Unter der Haube arbeitete ein 1,3-Liter-Benziner mit 54 PS, der schon 1972 im Renault 5 zum Einsatz kam. Ab Mai 1996 gab es einen modernen 1,2-Liter-Motor mit bis zu 75 PS.

Typisch für die frühen Twingo waren die türkisfarbenen Elemente im ansonsten eher schlichten Cockpit. Was türkis aussieht, hieß offiziell “Apfelgrün”, der Warnblinker sollte an eine Clownsnase erinnern. Der zentrale Digitaltacho hielt sich als typisches Merkmal 20 Jahre lang. Kritisiert wurden dagegen die zu kurzen Sitze. Um immer am Puls der Zeit zu bleiben, brachte das Unternehmen ab 1994 alle zwei Jahre eine neue Twingo-Kollektion heraus, die sich an aktuellen Modetrends orientierte.

Das Erfolgsrezept des ersten Twingo war die geniale Mischung aus jugendlichem Charme und einzigartiger Vielseitigkeit. Auf nur 3,43 Metern Länge bot der Kleinwagen Platz im Überfluss. Besonderer Clou war die um 170 Millimeter längs verschiebbare Rücksitzbank. Je nach Einsatzzweck standen damit ein großzügiger Fußraum im Fond oder bis zu 261 Liter Ladevolumen zur Verfügung. Möglich wurde das überdurchschnittliche Platzangebot durch die Kombination aus langem Radstand (2,34 Meter), stattlicher Breite (1,63 Meter) und stolzer Höhe (1,42 Meter).

Die Ausstattungsliste des ersten Twingo im Jahr 1993 wirkte eher übersichtlich. Als Kraftquelle für den frechen Winzling diente ausschließlich ein 55 PS starker 1,2-Liter-Vierzylinder, dessen Ursprünge auf den ersten Renault 5 von 1972 zurückgingen. Die Liste der Extras umfasste ganze zwei Posten: Klimaanlage und Faltdach.

Erst später konnten Twingo-Fans neben dem gründlich überarbeiteten und auf 60 PS erstarkten Basismotor auch den deutlich stärkeren 1.2 16V mit 55 kW/75 PS ordern. Und die Topvariante Initiale enthielt schließlich Details wie Klimaanlage, CD-Radio und Lederausstattung, die ansonsten weitaus größeren Fahrzeugen vorbehalten waren. Auf Wunsch gab es sogar ein Navigationsradio.

Auch sonst wertete Renault den Twingo im Laufe seines 15-jährigen Lebenszyklus immer wieder auf, zum Beispiel mit Quickshift-5, dem innovativen automatisierten Schaltgetriebe, das das Kupplungspedal überflüssig machte. Später kamen zwei Front- und zwei Seitenairbags hinzu. Im Sommer 1998 erfuhr der Twingo eine umfassende Modellpflege der Phase II (lackierte und modifizierte Stoßfänger vorne und hinten, neues Armaturenbrett im Innenraum und technische Änderungen).

Neu eingeführt wurde 1999 unter anderem eine Luxusversion namens “Initiale” mit Ledersitzen, Klimaanlage und optionalem Navigationssystem. Ende 2000 wurde der Twingo im Rahmen der Phase III unter dem Blechkleid umfassend modernisiert (Sicherheitstechnik, Bremsen, Motor). Im Herbst 2004 erhielt der Twingo ein weiteres leichtes Facelift (Phase IV, erkennbar am Renault-Rhombus auf der Heckklappe.

Im August 2004 wurde der D7F-Motor mit 8 Ventilen durch den D4F 708 mit 16 Ventilen ersetzt. Die Leistung des Einstiegsmotors blieb unverändert bei 44 kW (60 PS). Erst im März 2007 stellte Renault die zweite Generation des Twingo vor. Sie hatte allerdings viel von ihrem ursprünglichen Charme verloren, was oft kritisiert wurde.

Natürlich wurde auch der erste Twingo gerne umgebaut. Allen voran Pascal Dragotto, Stuntman aus Südfrankreich. Er erleichterte den Kleinwagen um Interieur und Antriebsstrang und setzte stattdessen eine 2.200 PS starke Flugzeugturbine mit Nachbrenner ein.

Andere Twingo-Fans verwandelten den frechen Franzosen in einen Pick-up, eine rollende Soundfabrik, einen seetüchtigen Katamaran oder schickten ihn auf die Rennstrecke. Einer der krassesten Umbauten war wohl der von Lazareth. Hier kam ein hinter den Vordersitzen eingebauter 3,5-Liter-V8 von Rover zum Einsatz. Optisch wurde der Kleinwagen durch eine Widebody-Karosserie extremisiert.

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