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Renault Symbioz (2024) Vollhybrid im Test: Reiner Nischenfüller?

Das Kompakt-SUV erweitert die Modellpalette zwischen Captur und Austral ...

renault symbioz (2024) vollhybrid im test: reiner nischenfüller?

Renault hat sich das hauseigene Lineal wohl noch einmal genauer angeschaut: Captur 4,24 Meter, Austral 4,51 Meter, Arkana 4,57 Meter. Offenbar stellten die Franzosen mit einem Gesichtsausdruck wie das bekannte “Hände an die Wangen, Mund weit aufgerissen-Emoji” fest:

Da klafft eine Lücke! Was wenn zwischen diesen Zentimetern noch jemand ein C-Klasse SUV benötigt? Die können wir schlecht allein lassen! Müssen wir da nicht helfen?

Bildergalerie: Renault Symbioz (2024) im Test

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Renault Communication

Was ist das?

Und schwupps, kommt wie der freundliche Superheld aus der Nachbarschaft der neue Renault Symbioz ins Bild gefahren: “Hallo, ich bin 17 Zentimeter größer als der Captur und zehn Zentimeter kleiner als der Austral. Zu ihren Diensten!”

Das neue C-Segment SUV setzt sich exakt ausgemessen in die freie Lücke der Klassenmodellliste und füllt die Lücke, die für Renault so offensichtlich, markant und unbeachtet noch auf dem Lineal freigeblieben war. Wer also etwas mehr, aber nicht gleich noch etwas mehr Platz braucht oder auf zu viel Schnickschnack verzichten kann, bekommt also die selbe CMF-B-Plattform und muss nicht weiter in Konkurrenzregalen suchen. Immer zur Stelle, wenn er gebraucht wird. Ein wahrer Superheld also und nebenbei ganz im Zeichen der familienorientierten “Voitures à vivre” (Autos zum Leben).

Damit der geneigte Symbioz-Interessierte nicht Richtung Nissan Qashqai oder Dacia Duster schielt (wobei das Geld bei beiden sowieso im Konzern bleiben würde), vereint Renault “kompakte Abmessungen mit großzügigem und modularem Innenraum”. Ein Colt … Verzeihung … ein Symbioz für alle Fälle.

An Bord werkelt ein 94 PS starker 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner zusammen mit einem 49 PS leistenden Elektromotor. 143 PS sind es insgesamt bei maximal 250 Nm Drehmoment. Der E-Tech Full Hybrid 145 ist mit seinem Frontantrieb inklusive des Multi-Mode-Automatikgetriebes die einzige erhältliche Motorvariante zum Start des neuen Nischenfüllers.

Schnelle Daten Renault Symbioz E-Tech Full Hybrid 145
Motor: 1,6 Liter Benziner, Vollhybrid
Getriebe: Multi-Mode-Automatik
Antrieb: Frontantrieb
Systemleistung: 105 kW (143PS)Benziner: 69 kW (94 PS)
Elektro: 36 kW (49 PS)
Drehmoment: 250 Nm
Basispreis: 32.550 Euro

Exterieur | Interieur | Fahrbericht | Preise | Extras | Fazit

Exterieur

Wer dem Symbioz flüchtig ins Gesicht schaut, wird wohl erst einmal ins Grübeln kommen. Die Ähnlichkeiten zum kleinen Bruder Captur sind unverkennbar. Proportionen, Linien, Scheinwerfer, Grillanordnung – der neue Franzose kann seine Familienzugehörigkeit nicht verstecken.

Auch auf der mit 4,41 Meter etwas ausgedehnteren Seitenlinie müssen die Augen schon angestrengt zusammengequetscht werden, um wirklich einen Unterschied zu erkennen. Der ist am ehesten an der C-Säule zu erkennen, die sich im Gegensatz zum Captur nicht von einem durchgezogenen Band trennen lässt. Die Dachlinie fällt sanft ab und lässt sich am Heck etwas mehr Raum, um zum Endpunkt zu kommen.

Auch der etwas größere hintere Überhang ist ein Indiz, dass hier ein Symbioz steht und kein Captur. Unser gefahrenes Testmodell kam zudem mit den 19-Zoll-Felgen, die in den beiden gefahrenen Ausstattungslinien “Esprit Alpine” und “Iconic” als Ausführung “Elixir” oder “Pulsar” im Paket inbegriffen sind.

Deutlicher wird es dann jedoch am Heck, nicht nur, weil groß und breit ein Symbioz-Schriftzug auf der Heckklappe prangt. Gerade die schlanken, dreieckig geformten Rückleuchten lassen den Symbioz sachlicher, weniger verspielt und klassisch elegant erscheinen. Hier ist die Symbiose der Renault-Lagerregalbedienung gelungen. Insgesamt hätte dem Neuling etwas mehr Mut zur Eigenständigkeit gut gestanden, auch um sich von etwaigen Konkurrenten abzusetzen.

Abmessungen Renault Symbioz E-Tech Full Hybrid 145
Länge: 4.413 mm
Breite: 1.797 mm
Höhe: 1.575 mm
Radstand: 2.638 mm
Kofferraumvolumen: 492 – 1.582 Liter
Leergewicht: 1.498 kg
Zuladung: 427 kg
Anhängelast: 750 kg (gebremst) 745 kg (ungebremst)

Interieur

Das Cockpit des Symbioz wirkt sachlich und aufgeräumt – gebräuchliche Einstellungsmöglichkeiten sind recht intuitiv per physischer Knopfauswahlleisten zu erreichen. Ein 10,3 Zoll großes Tachodisplay informiert den Fahrer über die wichtigsten Daten, ein vertikaler 10,4-Zoll-Touchscreen hält tiefergehende Einstellungen und gängigste Multimedia-Vorlieben bereit.

Durch die Android Automotive basierte Oberfläche funktioniert eine Eingewöhnung recht fix. Ist zudem noch ein Android-Smartphone im Haus zu finden, ist der Übergang von Telefon auf Auto nach Anmeldung im Google-Konto stets fließend. Heißt: Die letzten gesuchten Ziele auf dem Mobilgerät tauchen ebenfalls sofort im Symbioz auf. Gerade praktisch für Europa, wo der Android-Nutzungsanteil bei über zwei Drittel liegt.

Renault Symbioz (2024) im Test

Man fühlt sich sofort heimisch auf den Polstern des Symbioz – sowohl vorne als auch hinten. Der Kopf hat Luft zum Atmen, die hinteren Passagiere profitieren von einer variabel einstellbaren Rücksitzbank. Ein nettes Detail ist das eingelassene, angedeutete Renault-Logo auf den vorderen Sitzen. Steppnähte und gebürstetes Aluminium geben dem Innenraum Kontur. Aber auch hier, allzu sehr hebt sich das Design im Gegensatz zum Captur nicht ab.

Dafür glänzt der Kofferraum. Durch die variabel verstellbaren Rücksitze kann das Volumen von 492 auf 624 Liter erweitert werden. Bei umgeklappter Lehne stehen bis zu 1.582 Liter zur Verfügung. Mit einer Ladelänge von 1,68 Metern lässt sich damit schon ganz prima bei schwedischen Möbelhäusern einkaufen – zumal die Ladekante keine Schwelle besitzt.

Fahrbericht

Wer eingeladen hat, muss das Zeug auch zwangsweise irgendwo hinbringen. Also Symbioz angeschmissen und losgedüst. Elektro- und Verbrenner-Einheit fungieren zumeist in harmonischer Einheit. Bei vorausschauender, defensiv-ökologischer Fahrweise schaltet das System angenehm und fast unbemerkt hin und her. Die Rekuperation im Schiebebetrieb lässt sich im B-Fahrmodus noch intensivieren – die Automatik schaltet fließend.

In hektischeren Fahrsituationen oder beim forschen Beschleunigen klingt der 1,6-Liter-Benziner dank eines Leergewichts von knapp 1,5 Tonnen zum Teil schon arg angestrengt. Auch wenn der Symbioz im Sportmodus die Kombiinstrumentenbeleuchtung auf rot schaltet und zur Attacke bläst.

Da kommt nicht viel! Gerade, wenn alle Plätze inklusive Gepäckraum besetzt werden, sollte eher Contenance bewahrt und eine mutige Lücke zum reinpreschen auch mal ausgelassen werden. Zum emsigen Mitschwimmen und für ausgedehnte, ruhige Langstrecken reicht das aber allemal. Hier wird der Franzose dann doch zum unaufgeregten Begleiter.

Fahrleistungen Renault Symbioz E-Tech Full Hybrid 145
0 – 100 km/h: 10,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
Verbrauch (WLTP): 4,8 Liter (kombiniert)
CO2-Emmissionen (WLTP): 109 g/km
Batterietyp Lithium-Ionen
Batterie Kapazität 1,26 kWh

Fast schon schade. Denn auf den kargen Bergpässen rund um die Region Valencia wirkte er schon recht agil und direkt. Als könne er, wenn man ihm ab Werk nur ein wenig mehr zutrauen würde. Aber dafür ist er schlicht nicht gemacht. An den Küstenstraßen entlang des Balearen-Meeres macht er dafür eine umso bessere Figur. Cruisen steht dem Nischenkollegen eben unweit besser. Das wird Ihnen dann vermutlich auch das Antriebssystem danken, mit dem 4,8 Liter laut WLTP auf 100 km möglich sein sollen. Bei unserer Testfahrt lag das deutlich über der Fünf.

Ein Hit ist jedoch der “Magic-Button” ganz auf der linken Seite des Armaturenbretts, mit dem sich Helferlein plus staatlich auferlegtes Gebimmel vor jeder Fahrt mit zwei Tastendrücken unmittelbar deaktivieren lassen. Nicht zum schnell fahren, sondern der Ruhe wegen.

Extras

Die Liste der Extras ist sehr überschaubar. Gerade in der Iconic-Ausstattung gibt es wenig Anlass, überhaupt noch mehr Geld in den Symbioz zu pumpen. Mal abgesehen von den Farben Black-Pearl-Schwarz, Rafale-Grau, Iron-Blau, Perlmutt-Weiß und Stahl-Grau, die allesamt je 890 Euro kosten. Inklusive hingegen ist immer DeZir-Rot und Merkur-Blau beim Esprit Alpine. Die elektrische Heckklappe mit Fußsensor ist nur im Iconic inklusive. Für die beiden anderen Varianten werden werden 450 Euro fällig. Ein praktisches Head-Up-Display wird beispielsweise nicht angeboten, zu sehr “Luxussegment” sagt Renault.

Wer einen lichtdurchfluteten Innenraum mag, kann natürlich zum Panoramadach Solarbay für 1.500 Euro greifen, das im Rafale Premiere feierte. So viel Luxus geht also doch. Das lässt sich bei zu starker Sonneneinstrahlung variabel abdunkeln, um einer erhöhten Erhitzung und Blendungen aus dem zu Weg gehen. Für mehr Frischluft kann es jedoch nicht sorgen, denn öffnen lässt es sich nicht.

Ein Harman-Kardon Soundsystem mit neun Lautsprechern und 410 Watt Leistung steht bei allen Varianten für 950 Euro zu Verfügung. Das bietet neben einer ausgeklügelten Raumnutzung auch abgemischte Voreinstellungen für verschiedene Klangerlebnisse wie beispielsweise die eines Live-Konzerts.

Auf unserer Testfahrt unter der Sonne von Valencia hatten wir nur wenig Zeit, das auszutesten. Auf Anhieb überzeugen konnten die Abmischungen jedoch nicht. Da müsste eine ausgiebigere Beschäftigung zeigen, ob der Aufpreis für einen Roadtrip mit exzellenter musikalischer Begleitung den Aufpreis wirklich wert ist.

Preise

Der Einstieg in die Symbioz-Welt beträgt 32.550 Euro für die Techno-Version. Der Preis für den Esprit Alpine startet bei 33.950 Euro, der für den Iconic bei 35.450 Euro. Ersterer kommt mit etwas mehr Farbpepp und Sportanstrich. Wer also beim Einstieg überlegt, ob eventuell ein paar Extras sinnvoll sind, sollte die Ausstattungs- und Extras-Listen noch einmal genauestens studieren. Bei einer Differenz von nur 1.400, beziehungsweise 1.500 Euro, zum nächst höheren Modell, kann hier der Taschenrechner und ein Rotstift zur Überprüfung wirklich weiterhelfen.

Alle Modelle kommen wie oben bereits erwähnt vorerst nur mit dem E-Tech Full Hybrid 145 mit 143 PS. Noch in diesem Jahr soll aber eine neue Einstiegsversion namens Evolution in das Programm aufgenommen werden. Dann geht die Rechnerei noch einmal von vorne los. Ein Mild-Hybrid-Turbobenziner ist für 2025 in Planung. Der könnte dann auch für etwas sportlichere Fahrweisen geeignet sein.

Fazit: 7/10

Stellt sich nur noch die Frage, wer braucht diesen Symbioz eigentlich? Wer kein Arkana-Heck mag, aber ähnliche Dimensionen vielleicht? Der Austral bietet vergleichbare Konditionen und Preise, setzt sich in seiner Individualität aber genauso wie der Arkana innerhalb der Renault-Palette ab. Wer weniger ausgeben aber trotzdem erhöht fahren will, greift zum Captur. Soll es 100 Prozent elektrisch sein, dann lieber das “Car of the Year 2024” Scenic?

Und der Symbioz? Ich würde fast behaupten, wem der Captur zu wenig Platz hat, der “Kleine” aber ansonsten gefällt und nicht gleich mit mehr Schnickschnack überfrachtet werden will, der greift wohl am ehesten zum Symbioz. Aber wir können ja in ein bis zwei Jahren noch mal die Verkaufsstatistiken fragen, wer jetzt unbedingt einen Lückenfüller brauchte. Vielleicht am Ende wirklich die, die sonst zu Nissan Qashqasi oder Dacia Duster gegriffen hätten. Ein solider Begleiter ist der neue Franzose allemal. Bekanntlich gibt es für jeden Topf einen Deckel – dachte sich wohl auch Renault. Bestellbar ist der Symbioz seit Anfang Juli 2024.

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