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Renault lässt Ikonen elektrisch wiederaufleben

Mit vollelektrischen Versionen des R4, R5 und Twingo und Kampfpreisen will der Konzern an die Spitze des europäischen Markts für E-Autos.

Vom R5 verkaufte Renault zwischen 1972 und 1996 neun Millionen Fahrzeuge. Vom R 4 lieferte Renault in über 30 Jahren mehr als acht Millionen Exemplare aus. Der Twingo, der 1993 erstmals auf den Straßen gesichtet wurde, war nicht ganz so erfolgreich. In drei Modellgenerationen wurden aber bis heute auch mehrere Millionen Einheiten verkauft. In Erinnerung geblieben ist vor allem die erste Generation: Der Kleinwagen mit dem Konzept eines Monospace im futuristischen Design eroberte mit seinen Kulleraugen und einem großen Faltschibedach vor allem die Herzen vieler Frauen im Sturm.

Jedes der drei Fahrzeuge war bei seiner Modelleinführung revolutionär und veränderte die Autoindustrie. Eine ähnliche Aufgabe sollen nun ihre vollelektrischen Nachfolger übernehmen, wie Renault-Chef Luca de Meo jetzt auf dem „Capital Media Day“ in Paris ankündigte. Dem neuen Twingo E-Tech Electric – der hier noch unter dem Konzeptnamen „Legend“ präsentiert wurde – kommt dabei eine ganz besondere Rolle zu: Als erstes Elektroauto aus Europa soll er ab 2026 für weniger als 20.000 Euro (vor etwaigen staatlichen Subventionen) angeboten werden. Und obendrein mit einer hervorragenden Antriebseffizienz glänzen: Angepeilt wird ein Durchschnittsverbrauch von 10 kWh/100 km. Da wird sich Volkswagen bei der Entwicklung des geplanten ID.1 mächtig anstrengen müssen, um dem neuen Twingo das Wasser reichen zu können.

renault lässt ikonen elektrisch wiederaufleben

Fünferbande Mit Mégane und Scenic sowie den elektrischen Neuauflagen des R4, R5 und des Twingo will Renault den Markt für Elektroautos in Europa schrittweise aufrollen. Bis 2031 kommen noch zwei weitere Fahrzeuge hinzu. Fotos: Renault

Entwickelt, produziert und vertrieben werden sollen die neuen Elektroautos von Renault – inklusive dem bereits eingeführten Mégane E-Tech Electric, dem neuen vollelektrischen Scenic (ab Frühjahr 2024) sowie zwei weiteren, noch nicht näher beschriebenen Stromern von der neuen Geschäftseinheit Ampere, in der künftig sämtliche Aktivitäten rund um die Elektromobilität gebündelt werden. „Ampere ist die ehrgeizige, ganzheitliche und strukturelle Antwort der europäischen Industrie auf die Herausforderungen, die aus Ost und West kommen“, erklärte de Meo den Renault-Investoren die Strategie, das Geschäft mit Elektroautos organisatorisch von den auslaufenden Aktivitäten mit Verbrennern zu trennen.

Herstellkosten sollen um 40 Prozent sinken

Ampere soll nicht weniger als die „treibende Transformationskraft des Konzerns“ und der Marke Renault werden. Die Erwartungen des Renault-Vorstands sind entsprechend hoch gesteckt: Ziel ist, mit den bislang geplanten sieben Modellen bis 2031 „einen zweistelligen Marktanteil mit einer zweistelligen Marge in den wichtigsten Fahrzeugsegmenten in Europa zu erreichen“. Aktuell kommt Renault – ohne Alpine und Dacia – auf einen Marktanteil von nicht einmal sechs Prozent. Und die Umsatzrendite im Automobilgeschäft lag am Ende des ersten Halbjahrs bei nur 6,2 Prozent.

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Zurück in die Zukunft Der neue vollelektrische Twingo nimmt Designelemente der ersten Modellgeneration von 1993 auf. Für Aufmerksamkeit soll aber vor allem der Verkaufspreis sorgen: Der Stromer soll nicht mehr als 20.000 Euro in der Basisausführung kosten.

Mit den neuen Elektroautos soll sich das in den kommenden Jahren deutlich verbessern. Dank deutlicher Kostensenkungen in Entwicklung und Produktion. Bei den Fahrzeugen der sogenannten zweiten Generation sollen die um 40 Prozent niedriger liegen als bei den aktuellen Modellen. Erzielt werden soll dies durch eine Halbierung der Batteriekosten (bei gleicher Reichweite) und eine 25-prozentige Reduzierung der Kosten für die Elektromotoren. Hinzu kommen Ersparnisse durch die Optimierung der beiden Plattformen für kleine und mittelgroße Elektroautos von 25 Prozent. Und auch der Aufbau der Karosserie soll sich um wenigstens 15 Prozent verbilligen. Obendrauf kommen dann noch einmal Einsparungen von 50 Prozent aufgrund einer höheren Effizienz bei Produktion und Logistik – unter anderem durch eine Fertigung in Slowenien und im „ElectriCity“ genannten Industriepool für E-Fahrzeugen in Nordfrankreich.

R5 Electric startet bei 25.000 Euro

Der neue Renault Scenic E-Tech Electric ist aufgrund der ersten Maßnahmen auf dem Weg in der Herstellung bereits so günstig wie der in etwa gleichgroße Arkana als Vollhybrid. Der Vollstromer mit einer Reichweite von bis zu 625 Kilometer wird deshalb im April kommenden Jahres schon zu Preisen ab 40.000 Euro angeboten werden. Das wäre ein Aufpreis von nur rund 2000 Euro gegenüber dem kleineren Mégane E-Tech. Und das Basismodell des vollelektrischen neuen Renault 5 mit rund 400 Kilometer Reichweite wird nur um die 25.000 Euro kosten, kündigte de Meo an. Der neue R4 mit Elektroautoantrieb ist als Kompakt-SUV preislich etwas höher positioniert und wird 2025 wohl bei etwa 30.000 Euro starten.

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Praktisch wie das Original – nur anders Der Renault 4 E-Tech Elektric kommt 2025 als „Urban Explorer“ und im Gewand eines SUV auf die Straße zurück – zu Preisen um die 40.000 Euro und mit einer Reichweite um die 400 Kilometer.

Durch den schrittweisen Ausbau der Modellpalette soll der Absatz der Elektroautos bei Renault bis 2025 auf rund 300.000 Fahrzeuge steigen, bis zum Jahr 2031 auf rund eine Million. Aber nun soll Ampere erst einmal an die Börse gebracht werden – um neues Kapital zu beschaffen und die Ressourcen der Renault Group durch die Transformation nicht weiter zu belasten. Die japanischen Partner Nissan und Mitsubishi sind bereits mit rund 800 Millionen Euro an Ampere beteiligt, der Chiphersteller Qualcom steht angeblich kurz vor dem Einstieg.

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