Renault

Renault Kangoo (2023) im Test: Was sind die Vor- und Nachteile?

Der Hochdachkombi mit 130 PS starkem Benziner und 6-Gang-Schaltgetriebe bietet viel Platz, hat aber auch seine Schwachstellen ...

renault kangoo (2023) im test: was sind die vor- und nachteile?

Schon seit über zwei Jahren gibt es die dritte Generation des Renault Kangoo mit Verbrennern zu kaufen. Im Juli 2022 folgte dann die vollelektrische Version. Und über dieses weit mehr als 40.000 Euro teure E-Tech-Modell wurde bereits ausgiebig berichtet.

Dabei sind die günstigen Einstiegsvarianten – beispielsweise die mit dem 1,4-Liter-Turbobenziner und der 6-Gang-Schaltung – eigentlich viel interessanter für die Hochdachkombi-Kundschaft, oder?

Bevor also Anfang 2024 die Langversion namens Grand Kangoo (vorgestellt übrigens auf der IAA Mobility 2023 in München) bei den Händlern stehen soll, betreiben wir hier vor Jahresende mit dem kurzen Kangoo schnell ein wenig familiäre Feldforschung, um uns etwas Grundlagenwissen anzueignen.

Unser Testobjekt? Ein Renault Kangoo TCe 130 mit manuellem Getriebe in der Ausstattungslinie “Techno”, den es bereits ab 29.850 Euro zu kaufen gibt. “Bereits ab” übrigens deshalb, weil die mit dem Franzosen verwandte Mercedes-Benz T-Klasse mit diesem Antrieb schon mindestens 30.588 Euro kostet. Magerer ausgestattet. Versteht sich von selbst.

Was sind die Vorteile des Benzin-Modells?

Der Hauptvorteil gegenüber dem elektrischen Derivat ist nicht nur der deutlich günstigere Preis, sondern auch der, dass man sich im stressigen Familien-Alltag keine Gedanken über Reichweiten (der E-Tech schafft laut WLTP nur rund 300 km) oder Ladegeschwindigkeiten (selbst am DC-Schnelllader gehen nur maximal 80 kW) machen muss. Benzin-Rüssel rein, Tank voll. Und schon stehen wieder rund 550 km bis zum nächsten Tankstopp im Bordcomputer.

Die anderen guten Eigenschaften des Verbrenner-Kangoo gelten dann aber auch schon baureihenübergreifend. Also auch für das vollelektrische Modell. Eine aufgestellte Waschmaschine ohne umgeklappte Rückbank transportieren? Easy! Den sperrigen Kinderwagen verladen und daneben noch genügend Platz für eine mittelgroße Hundebox haben? Ebenfalls kein Problem!

Zahlreiche Kleinteile in den unzählig vielen Ablagen im Cockpit unterbringen (und möglicherweise dort verlieren)? Nichts leichter als das! Und falls der Platz doch einmal nicht ausreichen sollte, hat man immer einen faltbaren Dachträger mit dabei, der eine spontane Dachbox-Montage ermöglicht.

Darüber hinaus funktioniert das Infotainment tadellos, die Verarbeitung und die Materialien sind für ein Pkw mit so viel Nutzfahrzeug-Charakter ebenfalls erstaunlich gut und man sitzt nicht unbequem.

Im Fond freut sich der auf Isofix-verzurrten Kindersitzen abhängende Nachwuchs dann zuerst über den Einstieg über die praktischen Schiebetüren (die Eltern in beengten Parklücken vielleicht noch mehr) und während der Fahrt über Klapptische an den Rückenlehnen und USB-Ladeanschlüssen für die Unterhaltungselektronik.

Außerdem fährt er sich schön. Anders, als es die Optik vielleicht vermuten lassen würde. Also … jetzt nicht irgendwie sportlich oder besonders komfortabel, aber wenn man einen der sechs Vorwärtsgänge so wählt, dass die Drehzahl irgendwo zwischen 1.600 U/min und 4.500 U/min liegt, hat man immer entweder die maximale Leistung (130 PS) oder das maximale Drehmoment (240 Nm) anliegen.

Und dann geht’s in 12,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h und weiter bis maximal 183 km/h. Zum Vergleich: Beim Stromer ist schon bei 132 km/h Schluss und weil der auch rund 200 kg schwerer ist, ist trotz des E-Punchs ab Start kaum ein Beschleunigungsvorteil zu erkennen.

Und wo liegen die Nachteile?

Fünf Punkte sind uns hier aufgefallen. Wobei vier der negativen Kritiken für die gesamte Kangoo-Baureihe gelten. Und mit diesen möchten wir dann auch beginnen: Apple CarPlay oder Android Auto? Nur über Kabel. Buh. Die LED-Scheinwerfer mit automatischer Fernlicht-Funktion? Gehen, ja, sind aber recht zögerlich, wenn es ums abblenden geht, sodass wir ziemlich oft eine Lichthupe vom Gegenverkehr erhalten.

Auf den Kofferraum entfallen dann gleich zwei Anmerkungen: Die Ladekante ist wunderbar niedrig, der Raum nach oben gigantisch, aber tiefe Gegenstände erfordern fast immer ein Umlegen der Rückbank. Abhilfe schafft dann da aber wohl die Ankunft des Grand Kangoo mit mehr Länge.

Der zweite Gepäckraum-Kritikpunkt betrifft das Material des Bodens. Das ist einfach super empfindlich und schwer zu reinigen. Hier sollte man bei stärkerer Beanspruchung in jedem Fall eine passende Gummieinlage mit bestellen.

Was uns am Kangoo mit Benziner aber am wenigsten gefällt, ist der Verbrauch. Mit Kind und Kegel an Bord waren wir echt nicht schnell mit dem Hochdachkombi unterwegs. Aber selbst bei 130 km/h scheint der aerodynamische Nachteil schon so groß zu sein (die dann doch starken Windgeräusche im Innenraum sind ein gutes Indiz dafür), dass wir selbst mit jeder Menge Landstraßen-Ausgleich in unserem Testzeitraum nur einen Durchschnittswert von 8,0 l/100km herausfahren konnten. Übrigens: Bevor wir den Bordcomputer zurückgesetzt hatten, zeigte dieser sogar einen Verbrauch von 8,7 l/100km an, die wir bei normaler Fahrweise auch für realistisch halten.

Fazit: 7/10

Dieser Renault ist keine echte Augenweide. Also so im Abgleich mit dem gesamten Spektrum an Fahrzeugsegmenten. Aber er ist halt ziemlich praktisch. Und das überzeugt einen als Hochdachkombi-Kunde auf ganzer Linie. Der Verbrauch des Benziners ist allerdings so eine Sache. Wenn man daheim laden kann, beabsichtigt das Auto eine Weile zu besitzen und keine weiten Alltagsstrecken fährt, könnte man mit dem E-Tech irgendwann im Vorteil sein. Oder man riskiert es und nimmt noch einmal ein Modell mit Diesel?!

Renault Kangoo TCe 130 (2023)

  • Motor: 1.332 ccm / 4-Zylinder-Ottomotor / Turboaufladung
  • Getriebeart: 6-Gang-Schaltgetriebe
  • Antrieb: Frontantrieb
  • Leistung: 130 PS bei 4.500 U/min
  • Max. Drehmoment: 240 Nm bei 1.600 U/min
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 12,9 Sek.
  • Höchstgeschwindigkeit: 183 km/h
  • Verbrauch: 6,7 – 6,9 l/100km (WLTP) / 8,0 – 8,7 l/100km (Testverbrauch)
  • Emission: 152 – 156 g/km
  • Länge: 4.486 mm
  • Breite: 1.919 mm
  • Höhe: 1.838 mm (mit geöffneter Laderaumklappe, unbeladen)
  • Leergewicht: 1.550 kg
  • Zuladung: 521 kg
  • Anhängelast: 1.500 kg (gebremst, 12% Steigung)
  • Kofferraumvolumen: 519 – 2.031 Liter
  • Anzahl der Sitze: 5
  • Basispreis: 27.450 Euro (Ausstattungslinie: Equilibre)
  • Preis der Testversion: 29.850 Euro (Ausstattungslinie: Techno)

TOP STORIES

Top List in the World