Elektroautos sollen die Verkehrswende vorantreiben, doch der Kaufpreis ist eine hohe Hürde. Renault plant nun ein Billigauto und kündigt an, die Technik zu »demokratisieren«. Volkswagen will nachziehen.
Der französische Autobauer Renault hat ein Elektroauto für weniger als 20.000 Euro angekündigt. »Wir wollen das Elektroauto in Europa demokratisieren«, sagte der Finanzchef von Renault, Thierry Piéton.
Der Absatz von Autos mit elektrischem Antrieb boomt – das gilt laut dem am Dienstag veröffentlichten Bericht »State of Climate Action« vom World Resources Institute gar als einziges Hoffnungszeichen für die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad. Mit allen anderen Indikatoren verfehle die Welt aktuell den Kurs oder bewege sich in die falsche Richtung. Notwendig sei bis 2030 ein Elektroanteil von 75 bis 95 Prozent der Neuwagen, und das sei mit dem aktuellen Wachstum auch realistisch. Bedingung für den Erfolg sei der erwartete Fall der Kaufpreise, die heute noch viele Privatkäufer abschrecken.
Renaults Kleinwagen »Legend« soll in Europa gefertigt werden und für den Stadtverkehr nach 2025 auf den Markt kommen, teilte die Elektromoilitätstochter von Renault, Ampere, mit.
VW peilt zweite Hälfte des Jahrzehnts an
Schon im kommenden Jahr will Renault ein Elektroauto für 25.000 Euro anbieten, den R5. Er soll in Nordfrankreich produziert werden. Ampere will bis 2031 insgesamt sieben E-Modelle im Angebot haben. 2025 sind 300.000 verkaufte E-Autos das Ziel, bis 2031 soll die Zahl auf eine Million steigen. Das wäre die Hälfte der insgesamt von Renault produzierten Pkw.
Als Zwischenschritt zum günstigen E-Auto ist der ID.2 mit einem Zielpreis unter 25.000 Euro angekündigt, aktuell gilt ein Marktstart etwa im Jahr 2026 als realistisch. »Ich bin der festen Überzeugung, dass wir ein Segment tiefer gehen müssen«, sagte Blume. Voraussetzung sei, dass die Kosten der Batterieproduktion auf die Hälfte gesenkt werden, dafür setze Volkswagen auf eine Einheitszelle.
Nur drei Modelle unter 30.000 Euro
Angekündigt wurden schon viele erschwingliche E-Autos, erst allmählich wird es konkret. Der französische Autohersteller Citroën stellte im Oktober den Kleinwagen ë-C3 für 23.300 Euro vor. Der Pkw mit einer Reichweite von 320 Kilometern soll ab Frühjahr 2024 zu kaufen sein. Anfang 2025 soll ein Elektroauto für 19.900 Euro mit einer Reichweite von 200 Kilometern folgen. Die Technik dürften auch die Schwestermarken im Stellantis-Konzern wie Opel und Fiat nutzen.
Frankreich fördert seit diesem November ein »Sozial-Leasing«-Programm, damit Haushalte mit geringen Einkommen E-Autos zu Preisen ab 100 Euro pro Monat bekommen. Mit dem »sozial-ökologischen Plan« hofft die Regierung von Präsident Emmanuel Macron, eine Spaltung der Gesellschaft beim Klimaschutz zu vermeiden und zugleich die heimische Industrie zu fördern. Für die Subvention wird vorausgesetzt, dass die Autos in der EU produziert werden. China-Importe wie der Dacia Spring aus dem Renault-Konzern, der bislang das Billigsegment anführt, sind damit außen vor.
Der ADAC hatte erst am Dienstag kritisiert, dass es in Deutschland noch immer schwer ist, ein günstiges Elektroauto zu bekommen. Derzeit gibt es demnach nur drei Modelle unter 30.000 Euro – alle mit sehr begrenzter Reichweite.
