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Radverkehr mit Baustellen

Fahrradklima-Test des ADFC: Planegg

Radverkehr mit Baustellen

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In der Planegger Bahnhofstraße funktioniert Radfahren entlang Längsparkplätzen ganz gut, bei den Senkrechtparkern droht Gefahr. A-Foto: Dagmar Rutt

Der neue Fahrradklima-Test des ADFC ist veröffentlicht. Planeggs Radler bewerten die Bedingungen in ihrem Ort mit der Note 3,4. Vermutlich sind die Umstände besser als das – doch es gibt Baustellen.

Planegg – In Planegg zweifelt just ein Vertreter des ADFC die Belastbarkeit des Tests an. Lotar Krahmer von der Planegger Ortsgruppe findet, die Schulnote 3,4, mit der Planegg bewertet wurde, sei zu schlecht. Die Mobilitätsbeauftragte der Gemeinde, Martina Argyrakis, sagt: Von 474 Orten mit weniger als 20 000 Einwohnern habe es Planegg auf Platz 37 geschafft. „Das ist schon ganz gut, aber da ist noch Luft nach oben.“ Krahmer meint, manche Kritikpunkte der Teilnehmer seien ungerechtfertigt.

68 Menschen hatten sich an der Umfrage zu Planegg beteiligt. 50 mussten an der Befragung teilnehmen, damit sie gewertet werden konnte. „Da freue ich mich schon über die 68“, sagt Krahmer. Auch Argyrakis findet die Zahl in Ordnung. Sie sagt: „Ich hatte den Hinweis nur an unseren Stadtradel-Verteiler geschickt, nicht an alle Planegger, und auf die Gemeindehomepage gestellt.“ Auch Krahmer machte mit.

Kaum Ampeln, fast keine Radwege

Die drei größten Schwächen Planeggs, die die Radfahrer identifizierten: Ampelschaltungen sind nicht gut auf Radler abgestimmt, an Baustellen werden Radler nicht bequem und sicher vorbeigeführt, und es ist eher schwierig und teuer, Fahrräder in öffentlichen Verkehrsmitteln mitzunehmen (ein Problem, das nicht in der Hand der Gemeinde liegt). Krahmer vermutet, die Teilnehmer hätten in der Umfrage viele Probleme, die ihnen auf ihrem täglichen Radweg zur Arbeit begegnen, auf Planegg projiziert. „Uns wurde mehrfach zugetragen, dass die Ampelschaltungen entlang der Würmtalstraße und in Großhadern problematisch seien. Da sind viele Planegger unterwegs.“ Doch mit Planegg habe dies nichts zu tun. In der Gemeinde gebe es kaum Ampeln. Laut Testergebnis seien die Radwege in Planegg oft zu schmal, um langsame Radler zu überholen. „Es gibt in Planegg aber fast keine Radwege“, sagt Krahmer.

Es gibt jedoch Probleme, die auch er sieht. Baustellen beispielsweise: „Das ist ein Dauerbrenner.“ Oftmals werde es auf Umleitungen sehr unkomfortabel für Radfahrer. Beispielsweise in Martinsried würden Radfahrer wegen der U-Bahn-Baustelle auf einen Weg mit grobem Kies umgeleitet. „Das macht Radfahren sehr beschwerlich.“ Dass Einbahnstraßen nicht für Radler geöffnet werden, ist ein weiterer Kritikpunkt, der aus der Umfrage hervorgeht. Krahmer und Argyrakis sind sich aber einig: „Es gibt nicht so viele in Planegg“, und die, die es gibt, seien eingerichtet worden, „weil es dort so eng ist“, so die Mobilitätsbeauftragte.

Krahmer meint, „es gibt eine Stelle, da würde man sich wünschen“, die Straße als Radler beidseitig befahren zu dürfen. Aber er weiß, dass es unwahrscheinlich ist, dass dieser Traum Wirklichkeit wird. Die Rede ist von der Pasinger Straße zwischen Bahnhof- und Amtmannstraße. Argyrakis erklärt: Zusammen mit Polizei und Landratsamt München sei die Stelle geprüft worden. Die Kurve der Münchner Straße biete „sehr schlechte Sichtverhältnisse. Es ist einfach nicht verkehrssicher, dort abzubiegen, deswegen wird sie nicht geöffnet.“ Außerdem handle es sich hier um zwei Staatsstraßen, da seien Freistaat Bayern und Landratsamt mit einzubeziehen.

Entspanntere Atmosphäre in Bahnhofstraße gewünscht

Lotar Krahmer hätte zudem gerne eine entspanntere Atmosphäre auf der Bahnhofstraße. Durch die Senkrechtparkplätze würden Radler dort immer wieder zu waghalsigen Schlenkern gezwungen, wenn Autofahrer ausparkten. Viele Radler seien daher auf dem Gehweg unterwegs. Das führe zu Konflikten mit Fußgängern. Argyrakis weiß um das Problem: „Die Bahnhofstraße braucht insgesamt ein Konzept.“ Daran werde gearbeitet. Sie bittet um Geduld.

Und Krahmer fällt noch mehr ein: Der Umbau der Kreuzung Richard-Wagner-/Pasinger Straße sei schon lange geplant. Argyrakis entgegnet: „Dafür sind aber im aktuellen Haushalt keine Mittel eingestellt.“ Die Maßnahme habe aktuell keine hohe Priorität. Die Kreuzung Ketteler-/Germeringer Straße, die Krahmer ebenfalls anspricht, sollte schon länger eine Ampel bekommen. Die Zuständigkeit dafür liegt beim Landratsamt. Argyrakis: Beim Staatlichen Bauamt lägen aufgrund fehlender Ressourcen und Untersuchungen noch keine weiteren Planungen vor. Darüber, wann die Ampel kommt, „können wir gar keine Prognose liefern“, so die Mobilitätsreferentin. Nur so viel: „Nächstes Jahr wird noch nichts da sein.“

Es ist also noch einiges zu tun. Aber es gibt Dinge, die in Planegg richtig gut laufen, und das ist beispielsweise der Winterdienst auf den Radwegen. Der ist 76 Prozent der Befragten in Planegg auch wirklich wichtig. Argyrakis radelt selbst im Winter durch die Gemeinde und weiß: „Da ist der Winterdienst wirklich gut.“

Auch Lotar Krahmer hat noch Positives zu berichten: „Es gibt viele Orte, in denen die Radfahrer noch schlechter behandelt werden.“ Planegg stehe gut da. „Aber es gibt noch Dinge, da muss jetzt mal was passieren.“

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