- Schon bei den ersten Spritztouren gab es Ungereimtheiten
- Nach der ersten Reparatur fangen die Probleme erst richtig an
- Auch andere Besitzer berichten von Schwierigkeiten mit der Verge TS
Bei ihrer Vorstellung 2019 verdrehte die Verge TS Pro Köpfe – die ersten deutschen Besitzer sind jedoch enttäuscht von dem E-Motorrad.
Der zweite Blick, diesmal auf das Datenblatt, verrät: Die Verge TS Pro liegt irgendwo zwischen Zero und Suzuki, 1.000 Nm Drehmoment und 138 PS bringen das E-Motorrad in nur 2,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Trotz dieser Leistungswerte soll die TS Pro tourentaugliche 350 Kilometer Reichweite bieten, der Akku soll zudem durch DC-Schnellladen in rund 35 Minuten wieder von 10 auf 80 Prozent Ladestand kommen.
Angesichts dieser Daten schmerzt auch der ambitionierte Preis in Höhe von 37.000 Euro nicht mehr ganz so sehr. Für Thomas Rupp, Unternehmer und Elektromotorradfahrer aus Darmstadt, klang das jedenfalls zu gut, um es sich entgehen zu lassen. Rupp bestellte die TS Pro und konnte sie Ende August 2023 endlich in Empfang nehmen. Seither hat der Unternehmer jedoch kaum Fahrspaß mit dem finnischen Elektrosportler gehabt – stattdessen reiht sich ein Problem ans Nächste.
Schon bei den ersten Spritztouren gab es Ungereimtheiten
Irgendwann habe zudem der Motor angefangen, zu klappern und zu klackern, berichtet Rupp. Allerdings unterhält Verge in Deutschland bislang kein geeignetes Werkstattnetz. Der Zweiradmeister einer Werkstattkette, die Rupp daraufhin aufsucht, rät dringend dazu, das Motorrad einzuschicken und reparieren zu lassen. Rupp lässt das Motorrad also vom Kundendienst des Herstellers abholen, allerdings verläuft die Kommunikation überaus schleppend, die Service-Hotline funktioniert nicht oder ist nicht besetzt, schriftlich gesetzte Fristen verstreichen. Erst später erfährt Rupp, dass das Motorrad – trotz der Beteuerungen des Herstellers, dass mit dem Motor alles in Ordnung sei – in ein Werk in Estland verschifft wurde, wo der Motor doch ausgetauscht wird.
Nach der ersten Reparatur fangen die Probleme erst richtig an
Man habe ihm zwar eine Umwandlung des Kaufvertrags oder eine Rückerstattung des Kaufpreises angeboten, räumt der Unternehmer ein. Ihm liegt jedoch mehr an dem Motorrad und dem Fahrspaß, den er sich damit versprochen hat. Nachdem das Motorrad aus Estland zurückkommt, funktioniert allerdings gar nichts mehr. Die TS Pro lässt sich nicht mehr starten oder laden.
Nachdem Rupp entsprechende Fristen zur Abholung und Reparatur des E-Motorrads gesetzt hat, wird die TS Pro Anfang Januar tatsächlich abgeholt. Schon einen Tag später soll das Zweirad wieder fahrbereit sein, Rupp nimmt es entgegen, kann es aber wegen des Wetters erst knapp zwei Wochen später zu einer Testfahrt ausführen. Das Ergebnis: Die TS Pro lässt sich immer noch nicht starten oder laden.
Auch andere Besitzer berichten von Schwierigkeiten mit der Verge TS
Zum nunmehr dritten Mal holt ein Servicetechniker die TS Pro ab, wenige Tage später kommt das Elektromotorrad wieder zurück nach Darmstadt. Verge schweigt sich immer noch über die Gründe für das Problem aus, hat diesmal aber einen Lösungsvorschlag im Gepäck: Rupp solle einmal wöchentlich nach dem Motorrad sehen, es starten und gegebenenfalls den Akku auffüllen, damit das Problem nicht erneut auftritt. „Ein halbgarer Lösungsvorschlag“, findet der Unternehmer.
Rupp hatte sich mit drei anderen deutschen Verge-Besitzern in einer WhatsApp-Gruppe zusammengefunden, nachdem die ersten Probleme aufgetreten waren. Auch der bekannte Elektro-YouTuber Ove Kröger ist dort Mitglied, konnte sein E-Motorrad aber wegen zahlreicher Probleme gar nicht erst zulassen. Die anderen Gruppenmitglieder berichten ebenfalls von teils hartnäckigen Problemen mit der Verge TS. Inzwischen übersteige der Zeitaufwand, den Kröger in die Fehlersuche und Kommunikation investieren musste, den Wert des Motorrads. Er will es aber dennoch behalten und hofft auf das Beste.
Mit seiner Zero ist Rupp bereits durch ganz Deutschland gefahren, hat einige Ausflüge über die Grenze unternommen. Mit seiner Verge wollte er es eigentlich ähnlich machen, hatte sich bereits Urlaub genommen und wollte eine Europatour unternehmen. Auf den rund 1.500 Kilometern, die der Darmstädter mit seiner TS Pro bislang fahren konnte, sei die Resonanz in der Szene gut gewesen: Auch wenn es gelegentlich blöde Sprüche von anderen Motorradfahrern gegeben habe, überwiegt die Neugier an dem neuartigen Elektro-Zweirad. Insgesamt sei das Fahrverhalten der Verge top, es gäbe eigentlich keinen Grund zur Beanstandung, so Rupp – wenn das Elektro-Bike denn bisher zuverlässig gewesen wäre.