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Motorrad-Anzug Klim Badlands Pro A3 im Langzeit-Test: stärker als Stahl

Der Badlands Pro A3 ist wohl der teuerste Motorradanzug. Mit Hightech-Fasern ist er der erste Textil-Anzug mit AAA-Level, das sonst nur Lederkombis erreichen.

motorrad-anzug klim badlands pro a3 im langzeit-test: stärker als stahl

(Bild: Gach)

Die Marke Klim aus Idaho in den USA hatte bei ihrer Gründung 1999 hohe Ansprüche: Sie wollte Motorradbekleidung aus Textil in allerbester Qualität besonders für Fahrer von Adventure-Motorrädern herstellen. Im Laufe der Jahre machte Klim durch etliche sehr durchdachte Motorradkombis auf sich aufmerksam und produziert heute unter anderem auch Helme, Handschuhe, Stiefel und Jerseys.

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In Nordamerika ist die Marke bereits weit verbreitet, in Europa klappt es noch nicht so ganz, was vor allem an den hohen Preisen liegen dürfte. Das aktuelle Topmodell unter den Klim-Motorradkombis nennt sich Badlands Pro A3. Die Jacke kostet 1790 Euro und die Hose 1140 Euro Listenpreis. Wir wollten wissen, was der Kunde für satte 2930 Euro bekommt und haben die Kombi ein halbes Jahr lang unter allen Witterungsbedingungen getestet.

Stärker als Stahl

Der Badlands Pro A3 strotzt nur so vor Hightech. Der Materialmix der Motorradkombi besteht neben dem bewährten Gore-Tex unter anderem auch aus Vectran, einer Faser, die aus Flüssigkristallpolymeren hergestellt wird und fünfmal stärker als Stahl ist. Sie kam sogar schon beim Mars-Rover der NASA zum Einsatz. Die bei Motorradunfällen besonders sturzgefährdeten Stellen Schultern, Ellenbogen und Knie verfügen an der Badlands Pro A3 über einen Superfabric-Overlay, das aus eben jener Vectran-Faser besteht. Doch weil der Anzug sonst zu steif würde, verwendet Klim an den restlichen Flächen Cordura-Nylon, das sich ebenfalls durch hohe Abrieb- und Schnittfestigkeit auszeichnet.

Klim Badlands Pro A3 I (5 Bilder)

motorrad-anzug klim badlands pro a3 im langzeit-test: stärker als stahl

Mit dem Badlands Pro A3 wendet sich Klim hauptsächlich an Adventure-Fahrer, die Wert auf höchste Sicherheit durch High-Tech-Materialien legen. Doch auch auf Straßenmotorrädern wie der Moto Guzzi V100 Mandello im Bild (Test) schlägt sich der Klim Badlands Pro A3 sehr gut. Der Anzug ist wasserdicht, bequem und bietet hohe Schutzfunktion. (Bild: Gach)

Aufprall- und Abriebschutz einer Lederkombi

Laut Hersteller wurde die Festigkeit des Badlands Pro A3 im Vergleich zum Vorgängermodell Badlands Pro um 17 Prozent gesteigert, während das Gewicht um zehn Prozent abnahm. Klim gibt an, dass der Badlands Pro A3 es auf die Abriebfestigkeit von Lederbekleidung bringt. Als erster Textilanzug erhielt er das AAA-Level der Euro-Norm 17092, was bedeutet, dass er sich tatsächlich in der höchsten Klasse für Aufprall- und Abriebschutz einreiht. Im Vergleich zu Lederkombis, die ebenfalls das AAA-Level bekamen, bietet er einen höheren Tragekomfort und Wasserfestigkeit. Ein Leichtgewicht ist der Anzug allerdings nicht, Jacke und Hose in Größe M wiegen zusammen 5,5 kg.

Jede Menge Protektoren

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Einer der Gründe für das Gewicht sind die vielen Protektoren, die im Badlands Pro A3 stecken: Neben den obligatorischen Protektoren an Schultern, Ellenbogen und Knien sind auch Brust, Hüften und Steißbein gepolstert. Der Rückenprotektor ist zwischen den Schulterblättern sehr breit, entsprechend hoch ist seine Schutzwirkung. Dennoch wirken Jacke und Hose nicht steif, sondern gewähren genügend Bewegungsfreiheit auch an den Gelenken. Damit schützt der Badlands Pro A3 nicht nur bei Stürzen im Gelände, wo es aufgrund der eher geringen Geschwindigkeit mehr auf den Aufprallschutz ankommt, sondern auch bei höherem Tempo auf Asphalt, wo die Abriebfestigkeit eine entscheidende Rolle spielt.

Test einer günstigeren Alternative

Die unten großzügig geschnittenen Hosenbeine erleichtern das Anziehen und können mittels eines Reißverschlusses und dreier Druckknöpfe in der Weite eingestellt werden, sodass sie an den Stiefeln eng anliegen. Einstellbare Gurte unterhalb der Knie sowie an Ober- und Unterarmen verhindern, dass Textil im Fahrtwind flattert. Zugegeben: Sonderlich hübsch sehen die Gurte nicht aus, dafür sie sind praktisch. Auch der Hosenbund lässt sich mittels Klettverschlussgurt individuell einstellen.

Viele Belüftungsöffnungen

Das im Anzug integrierte, winddichte Gore-Tex dient dazu, die am Körper entstehende Feuchtigkeit durch Membranen nach außen zu transportieren. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung sorgt Gore-Tex aber nicht für die Belüftung des Körpers, deshalb hat der Badlands Pro A3 etliche Belüftungs-Reißverschlüsse eingebaut. Bei hohen Temperaturen können nicht weniger als vier Kernbelüftungen vorne an der Jacke und zwei am Rücken geöffnet werden, außerdem je eine Belüftungsöffnung am Bizeps, Trizeps und an den Handgelenken. Hinzu gesellen sich je eine große Belüftungsöffnung auf Ober- und Unterschenkel. In den Ärmeln befindet sich ein Klimatec-Mesh-Futter, das für zusätzliche Kühlung sorgen soll, selbst die eingebauten D3O-Aero-Protektoren sind luftdurchlässig. Der Hitze-Test bei Lufttemperaturen um die 30 Grad verlief recht erfolgreich. Zwar erreicht der Badlands Pro A3 natürlich nicht die Luftdurchlässigkeit eines reinen Mesh-Gewebes, aber er kühlt während der Fahrt spürbar, wenn alle Belüftungen geöffnet sind.

Klim Badlands Pro A3 II (5 Bilder)

motorrad-anzug klim badlands pro a3 im langzeit-test: stärker als stahl

Innen eröffnet der Badlands Pro A3 viel High-Tech. Ein großer Rückenprotektor bietet Schutz, während die Mesh-Membran Lüftung bringt. Die Brustpolsterung und der Nierengurt sind serienmäßig. (Bild: Gach)

Innen ohne Futter, außen mit Leder-Besatz

Für kühle Tage muss aber ein Pullover angezogen werden, denn der Badlands Pro A3 verfügt über kein isolierendes Innenfutter. Die YKK-Reißverschlüsse sind wasserdicht, nur an einer Außentasche war nach drei Stunden Fahrt im Dauerregen ein leichter Feuchtigkeitseinbruch festzustellen. Der doppelte geführte Reißverschluss vorne und die überlappende Leiste mit mehreren Klettverschlüssen und einem Druckknopf unten halten das Wasser zuverlässig ab. Der Kragen schmiegt sich angenehm weich um den Hals und ein eingebauter Nierengurt bietet dem Oberkörper eine gewisse Stützfunktion. Scotchlite-Reflektoren geben Sicherheit bei Nacht und damit sie tagsüber nicht auffallen, sind sie in karbonschwarz gehalten. An den Innenseiten der Knie kommt Leder zum Einsatz, denn an dieser Stelle reibt die Hose am Tank bzw. der Sitzbank, wenn der Endurist im Stehen das Motorrad durch das Gelände dirigiert.

Für Abenteurer gedacht

Dass der Badlands Pro A3 für den Adventure-Fahrer gedacht ist, zeigt auch das integrierte Fach für die optionale Trinkblase, wie sie etwa Rallyefahrern verwenden, um bei hohen Temperaturen mittels eines vorne an der Jacke befestigten Schlauchs trinken zu können, ohne anhalten zu müssen. Zwei große und zwei etwas kleinere Außentaschen sowie eine aufgesetzte Tasche vorne sorgen für Staumöglichkeiten, am linken Ärmel befindet sich zudem eine kleine Tasche und innen sind noch zwei weitere große Taschen sowie eine kleine für das Handy. Am Rücken nimmt eine Napoleontasche, die von zwei Seiten zugänglich ist, auch größere Gegenstände auf. Wer zum Beispiel in morgendlicher Kälte mit dicken Handschuhen losfährt, kann in der Rückentasche dünne Handschuhe mitnehmen, wenn die Temperaturen mittags steigen. Erhältlich ist der Badlands Pro A3 in den Farben “Stealth Black”, “Petrol” und “Monument Gray”.

Fazit

Auch wenn Klim den Badlands Pro A3 für Adventure-Bikes und damit für den überwiegenden Geländeeinsatz konzipiert hat, eignet er sich auch durchaus für Straßenfahrer. Der Anzug ist wasserdicht, bequem und bietet hohen Schutz. Natürlich ist der Badlands Pro A3 sehr teuer, aber die vielen High-Tech-Materialien und die erstklassige Qualität fordern ihren Preis. Die Frage, ob es der teuerste Klim-Anzug sein muss, oder etwa ein Rukka Thund-R (Test) genügt, ist genauso müßig, wie die Frage, ob es eine BMW[ ]R[ ]1250[ ]GS (Test) in Vollausstattung sein muss.

Der Anzug wurde uns von der Firma Klim zur Verfügung gestellt und nach dem Test zurückgegeben.

(fpi)

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