Motorrad

Moto Morini Seiemmezzo im Test: Italo-Eastern mit japanischem Drive

Moto Morini ist heute eine Marke aus China mit Entwicklung in Italien. Die Seiemmezzo bringt viel Spaß, angesichts ihrer Marken-Hardware zu einem fairen Preis.

moto morini seiemmezzo im test: italo-eastern mit japanischem drive

(Bild: Ingo Gach)

Die altehrwürdige Marke Moto Morini lebt, dank chinesischer Hilfe. 2018 übernahm Zhongneng die italienische Marke und baut seitdem die Bikes in China, beließ aber die Entwicklung in Trivolzio. Gut so im Sinne des italienischen Designs: Die Seiemmezzo – auf Deutsch “sechseinhalb” – STR zeigt eine hübsche Optik, wobei sie mit modernen und Retro-Elementen spielt. Ein langgezogener Tank und eine geschwungene Sitzbank dominieren die Erscheinung, vorn drängt sich der große Rundscheinwerfer in den Vordergrund. Auch wenn er nostalgisch anmutet, setzt er durch das LED-Tagfahrlicht einen konträren Akzent. Das Heck endet abrupt, integriert aber gekonnt das winzige LED-Rücklicht.

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Gelungenes Design

Auch Moto Morini folgt dem Trend, den Kennzeichenhalter mittels eines langen Auslegers an der Schwinge zu befestigen, sodass zwischen ihm und der Sitzbank eine große Lücke klafft. Das mag man mögen oder nicht, Fakt ist, dass bei Regen der Rücken rasch komplett eingesaut ist. Als Fake entpuppt sich der kantige Auspuff, er ist einfach nur eine Blende, hinter dem sich ein dünnes Röhrchen versteckt. Dabei haben sich die Designer sonst viel Mühe gegeben, wie etwa mit den adretten, silbernen Seitencovern samt Löchern und ausgestanztem “6 1/2”. Auch der gefräste Adler und Morini-Schriftzug auf den Motordeckeln sind nicht selbstverständlich.

Moto Morini Seiemmezzo (6 Bilder)

moto morini seiemmezzo im test: italo-eastern mit japanischem drive

Die Moto Morini Seiemmezzo STR besticht mit adrettem italienischem Design. Gebaut wird das Nake Bike beim Mutterkonzern Zhongneng in China. (Bild: Ingo Gach)

Altbekannter Motor

Als Antrieb kommt ein alter Bekannter zum Einsatz. Es ist ein Zhongneng-Nachbau des 649 cm3 großen Reihenzweizylinders aus der Kawasaki ER6. Ursprünglich 72 PS stark, leistet er in der Moto Morini in Euro-5-Norm immerhin noch 61 PS bei 8250/min. Es ist daher keine Überraschung, dass der Sound exakt dem der ER6 entspricht. Ein Ausbund an Explosivität ist der Motor zwar nicht, aber wenn der Fahrer die Drehzahlen schön hochhält, ist die Seiemmezzo STR durchaus flott unterwegs. Dabei verträgt sie schon bei Tempo 50 klaglos den sechsten Gang und zieht ohne Murren nach oben raus, wenn auch nicht gerade vehement.

Wenig Assistenzsysteme

Moto Morini verzichtete auf verschiedene Fahrmodi, Schlupfregelung oder andere elektronische Assistenzsysteme, abgesehen natürlich vom vorgeschriebenen ABS. Letzteres stammt von Bosch in der Version 9.1 und funktioniert wie gewohnt gut. Die beiden vorderen, schwimmend gelagerten Zweikolben-Bremszangen steuert der italienische Spezialist Brembo bei, sie verzögern zwar einwandfrei, lassen aber einen klaren Druckpunkt vermissen. Hinten unterstützt die einzelne Bremse des gleichen Zulieferers unauffällig. Beim Fahrwerk setzt Moto Morini auf einen Brückenrahmen aus Stahlrohren, der den Motor als tragendes Element integriert, die Schwinge besteht hingegen aus Aluminium. Die Seiemmezzo STR übernimmt das Konzept der ER6 mit dem auf der rechten Seite angeschraubten Federbein, das die Schwinge direkt ansteuert.

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