Die Moto Guzzi V9 Bobber macht aus braven Familienvätern coole Biker.
Vor einiger Zeit durfte ich den eScooter Seat MÓ testweise durch das schöne Wien bewegen. Der kleine Stromer macht in der Stadt durchaus Spaß und Sinn. Emotional ließ er mich aber eher kalt – nix für Ungut. Selbst nach Betätigung des Startknopfs war der Seat MÓ schweigsam und vermittelte auf keine Weise, dass er sich auf ein paar flotte Kurven freut.
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Wenn man dann auf der durchaus bequemen Sitzbank, die bei der Special Edition nur für ein Popscherl ausgelegt ist, Platz nimmt und den 65 Pferden per E-Starter das Kommando zum Aufzäumen gibt, dann spürt man, dass die Optik kein leeres Versprechen ist. Nicht nur die Ohren werden durch den charakteristischen, gutturalen Spruch der Bobber auf das Kommende eingestimmt. Auch zwischen den Beinen macht sich ein angenehmes Kribbeln breit, wenn der 853 ccm Zweizylinder-Motor zum Leben erwacht und einem unmissverständlich den Wunsch nach mehr Drehzahl durch die Knochen beutelt und für angenehme Vibrationen in der Lendengegend sorgt.
Na gut, dann tun wir ihm mal den Gefallen. Aus dem Stand galoppieren die 65 Pferde munter los und haben mit den schlanken 213 Kilo Eigengewicht spürbar leichtes Spiel. Auch im unteren Drehzahlbereich marschiert die Bobber forsch voran, der angenehm dumpfe Klang des V2 sorgt für den passenden Soundtrack zur flott vorüberziehenden Landschaft. Der Gangwechsel bedarf zu Beginn etwas mehr Nachdruck, geht aber butterweich, sobald das Getriebeöl etwas auf Temperatur gekommen ist. Die Kurven – egal ob großer Radius oder enges Gezirkel – machen viel Spaß. Hier verlangen die Pferdchen beim Richtungswechsel aber eindeutige Anweisungen mit etwas Nachdruck, was wohl an den Bobber-typischen Ballonreifen liegt und dem fetten 130er-Vorderpatschen geschuldet ist. Am Kurvenausgang steht die Guzzi fast wieder von selbst auf und streckt ihre ikonischen Scheinwerfer mit dem adlerförmigen Design stolz dem Gegenverkehr entgegen.
Generell ist aber die Landstraße das bevorzugte Revier der flotten Italienerin vom Comer See, wenn man den drehfreudigen Motor von der Leine lassen und sich an Kurven und Landschaft erfreuen kann. Aufgrund des fehlenden Windschutzes – der würde an der feschen Bobber auch mehr als deplatziert wirken – sollten Autobahnetappen eher kürzer ausfallen.
“Moto Guzzi steht für besonderes Design, für Motorräder mit einem ganz eigenen Stil und Charakter. Der legendäre 90°-V2-Motor mit dem unverwechselbaren Sound, der seit 1966 die Maschinen aus Mandello del Lario antreibt, besitzt Kultstatus”, gibt man sich auf Homepage der italienischen Bikeschmiede selbstbewusst. Im Fall der Bobber nicht zu Unrecht, wie ich finde. Und auch der Pressetext, der “aufregendes Fahrerlebnis voller authentischer Eindrücke” verspricht, übertreibt weniger, als man es von solchen Machwerken erwarten muss.
Fazit: Fesche Optik, cooler Sound, tolle Fahrleistung die auch Anfänger oder Wiedereinsteiger nicht überfordert – die Moto Guzzi V9 Bobber ist rundum gelungen und hat einen einnehmenden Charme. “Die schaut richtig geil aus”, meinte ein Arbeitskollege mit Biker-Vergangenheit beim Anblick der schönen Italienerin. Stimmt – und so fährt sie sich auch.
Die V9 Bobber Special Edition ist in Österreich in der Farbe “Workshop Twin Tone” ab einem Preis von 10.999 Euro erhältlich.
Apropos Fahrspaß: Wer hauptsächlich in der Stadt oder im Umland unterwegs ist und sich das Gerühre im Getriebe gerne erspart, der oder die liegt mit der Vespa GTS 300 SuperTech nicht falsch.
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