Die Branche setzt weiterhin auf SUVs.
Mehr Pkw auf den Straßen
Der Verbrennungsmotor ist auf dem deutschen Automarkt auf dem Rückzug. Nur jeder zweite Neuwagen wurde im vergangenen Jahr mit reinem Benzin- oder Dieselantrieb verkauft. Der Rest verließ sich ganz oder teilweise auf einen Elektromotor. Fachleute bezweifeln allerdings, dass sich der Trend nahtlos fortsetzt: Mit dem Jahreswechsel wurden die Zuschüsse beim Kauf von Elektroautos deutlich gekürzt.
Die Torschlusspanik in den vergangenen beiden Monaten vor der Förderkürzung hat das Autojahr noch einigermaßen gerettet. Im Dezember wurden nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts in Deutschland 314 318 neue Pkw verkauft, 38 Prozent mehr als im gleichen Monat des Vorjahrs. Auch im November hatte das Wachstum bei rund einem Drittel gelegen. Von einem „versöhnlichen Jahresende“ sprach Reinhard Zirpel, Präsident des Verbands der Internationalen Kraftfahrzeughersteller .
Dennoch sind Fachleute mit Blick auf die nächsten Monate skeptisch. Der „extrem starke Dezember“ werden sich in den nächsten Monaten als „Strohfeuer“ erweisen, sagt Peter Fuß, Branchenexperte bei der Unternehmensberatung EY. Er sein allein E-Autos und damit zum großen Teil der Förderung zu verdanken gewesen. Nach seinen Angaben verdoppelte sich im Dezember der Absatz an reinen E-Autos ebenso wie der von Plug-in-Hybriden.
In den letzten vier Wochen des Jahres kamen 104 325 reine E-Autos auf die Straße und 69 801 Plug-in-Hybride, die Verbrennungsmotor und einen E-Antrieb mit aufladbarer Batterie kombinieren. „Allerdings wird die Situation im neuen Jahr wohl ganz anders aussehen“, sagt Fuß. Seit dem Jahreswechsel gibt es keinen Zuschuss mehr beim Kauf eines Plug-in-Hybrids, für die reinen E-Autos wurde er deutlich gekürzt. Branchenexperten wie Ferdinand Dudenhöffer sagen deshalb bereits einen Einbruch bei der Elektromobilität voraus. Ganz so pessimistisch ist Fuß nicht, aber auch er rechnet „mit einem Rückgang der Plug-in-Verkäufe und einem Dämpfer bei Elektroautos“. In der Oberklasse würden die E-Autos aber weiter boomen, weil die staatliche Förderung dort ohnehin keine Rolle spiele.
Das gilt auch für den VW-Konzern, dessen Marken eine gemischte Bilanz zeigen. So hat Audi nach den Verlusten des Vorjahres wieder deutlich aufgeholt und den Absatz 2022 um 17 Prozent gesteigert. Auch Seat schaffte ein kleines Plus, während Skoda und die Hauptmarke VW zu den Verlierern gehörten. VW tat sich offenbar vor allem im Endspurt des Jahres schwer: Der Marktanteil rutschte im Dezember auf 16 Prozent, nachdem er im restlichen Jahr über 18 Prozent gelegen hatte.
Zu den Gewinnern zählten im vergangenen Jahr Kia mit einem Absatzzuwachs von 15 Prozent und Dacia mit fast 50 Prozent. Aber auch Mercedes konnte um acht Prozent zulegen, und Tesla ist nun endgültig bei den Großen angekommen: Knapp 70 000 verkaufte Autos bedeuten 76 Prozent Zuwachs und einen Marktanteil von 2,6 Prozent im Jahresdurchschnitt.