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Markteingriff aus Brüssel - Klima-Strafen der EU machen Verbrenner teurer und E-Autos günstiger

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Elektroauto auf einem Lade-Parkplatz Viehmann

Weil Europas Autokäufer nicht genug E-Autos kaufen, zieht Brüssel 2025 die Daumenschrauben an: Hersteller müssen hohe Stückzahlen in den Markt drücken, sonst drohen Milliarden-schwere Klima-Strafen. Für den Restwert von E-Fahrzeugen ist das allerdings fatal.

Vor dem jüngsten Autogipfel im September hatten einige Industrievertreter noch gehofft, dass es bald eine neue Abwrackprämie als Verkaufsboost geben könnte . Wer seinen alten Verbrenner in die Wüste schicken und sich für ein neues Elektroauto begeistern würde, der sollte sich nach einer Idee der SPD über eine Abwrackprämie freuen können. Doch die Bundesregierung und allen voran Wirtschaftsminister Robert Habeck schob den Ideen einen Riegel vor, bevor diese ernsthaft diskutiert wurden.

Offenbar keine neue Abwrackprämie

Und doch dürfen alle, die sich bisher kein Elektroauto in die eigene Garage geholt haben, auf sinkende Preise einstellen. Denn es ist davon auszugehen, dass  die jüngste Preissenkung des elektrischen VW ID3 in der zugegeben schwach ausgestatteten Basisversion auf unter 30.000 Euro kein Einzelfall bleiben dürfte. Bidirektionales Laden – Jetzt wollen uns die Chinesen bei der nächsten Zukunfts-Technologie davonziehen

Der Grund liegt in den immer strenger werdenden CO2-Vorgaben der Brüsseler EU-Schaltstelle. Im nächsten Jahr muss der durchschnittliche CO2-Ausstoß eines Neufahrzeugs von derzeit bereits überaus strengen 116 Gramm CO2 auf knapp 94 Gramm pro Kilometer sinken. Da sich die EU nach wie vor weigert, die Tatsache anzuerkennen,  dass Elektroautos eben keine „Zero Emission“-Fahrzeuge sind und den realen CO2-Ausstoß der Stromproduktion schlicht ignoriert, bedeutet das: Nach wie vor zählen für die Flottenziele eines Autobauer ausschließlich Elektroautos.

Brüssel schärft CO2-Ziele deutlich nach

Das bringt für die Autobauer eine Reihe von großen Problemen mit sich, denn auch der letzte Hersteller hat mittlerweile verstanden, dass die Verbrenner mittelfristig einen nennenswerten Teil der Neuzulassungen ausmachen werden – weil viele Autofahrer keine Lust auf den Stecker haben. Auto-Krise – Ex-VW-Chef verrät, warum Volkswagen keinen 20.000 Euro-Stromer baut

Für ein leistungsstarkes Modell mit Verbrenner muss der Autobauer zum CO2-Ausgleich dann gleich mehrere Elektrofahrzeuge verkaufen. Diese haben bislang aber einen nennenswert schlechteren Deckungsbeitrag oder verdienen gerade in den Basismodellen gar kein Geld.

Autobauer müssen E-Autos verkaufen, auch wenn sie damit Verluste machen

Ein Teufelskreis, aus dem es nur eine Mischkalkulation als Ausweg gibt. Wie bereits zu sehen, werden gerade viele Verbrenner deutlich teurer. Die Marken der Volkswagen Gruppe sind nicht die einzigen, die die Preise für Diesel und Benziner spürbar erhöhen; andere werden folgen. Gleichzeitig werden zumindest ausgewählte Elektromodelle zwangsläufig günstiger werden, um Strafzahlungen an die EU zu vermeiden.

Gezielte Preissenkungen bei wichtigen E-Autos

Das gilt aber nicht für alle Modelle, denn die neuen Akkugenerationen und deutlich geringere Volumen machen die Fahrzeuge oftmals teurer als ehemals kalkuliert. Cupra VZ im Video-Test – Junge Schwestermarke von VW gibt Vollgas beim Elektroauto – neuer Cupra im Test

Und dann ist da noch das Problem mit den Überkapazitäten. Gerade die könnten sich für die privaten Autokäufer auszahlen. Tesla ist nicht der einzige Hersteller, der gerade in Europa neue Elektrofahrzeuge ohne einen entsprechenden Auftragsbestand produzierte. So stehen auf ehemaligen Flugfeldern, gesicherten Großparkplätzen und Firmengeländen tausende von vermeintlichen Neufahrzeugen mit Stecker, für die es noch keine Kunden gibt.

2025 locken günstige Leasing-Konditionen und Sonderangebote

Das ließe sich jedoch ändern, wenn die Fahrzeuge zu stark reduzierten Sonderangeboten auf den Markt geworfen würden. Aktuell kostet die Basisversion des Tesla Model 3 schon 42.490 Euro und das Model 3 liegt ähnlich motorisiert ebenfalls unter der 45.000-Euro-Marke. Sollten die Schnäppchen-Teslas auf den Markt geworfen werden, könnte die 40.000-Euro-Marke ebenso fallen wie jüngst die 30.000er-Marke beim VW ID3.

Auch das einstige deutsche Massenmodell mit Stecker, der coole Fiat 500 Elektro, steht sich auf den Höfen vieler Händler mittlerweile die Reifen platt. Statt der ehemals rund 36.000 Euro Basispreis ist der kleine 500er, mittlerweile sogar mit einem Fertigungsstopp behaftet, bereits ab 29.490 Euro zu bekommen. Die Lager sind voll und so könnte es auch hier eine umfangreiche Bonusaktion geben, die den Basispreis zumindest als Lockmittel noch weiter herunterdrückt. Martin Herrenknecht im FOCUS-Interview – Firmenboss klagt: „Grüne machen Autoindustrie geradezu mit Begeisterung kaputt“

Beim Wiederverkauf droht böse Überraschung

Doch die vermeintlichen Schnäppchenpreise werden mittelfristig noch ein anderes Problem nach sich ziehen, das sich nicht derart leicht lösen lässt. Noch schwerer als die elektrischen Neufahrzeuge verkaufen sich aktuell die entsprechenden Gebrauchtmodelle mit Stecker. Wer einen gerade einmal 12 oder 18 Monate alten Porsche Taycan, Audi Etron GT oder gar einen Mercedes EQS in den Onlinebörsen sucht, bemerkt, dass diese im Vergleich zum Neupreis von zum Teil über 150.000 Euro bis zu 40 Prozent eingebüßt haben . Die überzeichneten Restwerte sind ein milliardenschweres Problem in den Büchern internationaler Autokonzerne. Günstige Neuwagen bedeuten jedoch auch, dass sich junge Gebrauchtwagen bis zum Alter von ein bis drei Jahren noch schlechter verkaufen und noch billiger werden.markteingriff aus brüssel - klima-strafen der eu machen verbrenner teurer und e-autos günstiger

Restwert-Analyst Dieter Fess von Bähr & Fess Forecasts Bähr & Fess

Experte erklärt Wertverlust-Dilemma beim E-Auto

Ein Dilemma, dass auch Restwert-Experte Dieter Fess vom Analyseunternehmen Bähr & Fess bestätigt: „Kurzfristig ist mit keiner Verbesserung zu rechnen, im Gegenteil könnte sich der Preisdruck auf die gebrauchten Batteriefahrzeuge in naher Zukunft noch verschärfen. Die Hersteller werden dann gezwungen sein, deutlich mehr elektrische Neuwagen in den Markt zu drücken, um Strafzahlungen in Zusammenhang mit den verschärften Flottengrenzwerten ab 2025 zu umgehen“, so Fess zu FOCUS online.

Langfristig werde sich dieser Trend nur ändern können, wenn sich das Vertrauen der Kunden in batterieelektrische Fahrzeuge verbessert. „Dies kann durch den Ausbau der Ladeinfrastruktur erfolgen oder durch technologische Verbesserungen wie die Feststoffbatterie. Gleichzeitig gilt, je höher die Geschwindigkeit der technischen Entwicklung ist, desto mehr Preisverfall entsteht bei den gebrauchten Elektrofahrzeugen“, so Fess weiter.

Gebrauchtwagenpreise werden auch bei E-Autos sinken

Gut ist das immerhin für die Kunden, die für einen zwei Jahren Skoda Enyaq oder ein drei Jahres altes Tesla Model 3 im kommenden Jahr wohl noch deutlich weniger ausgeben müssen. Doch die Probleme der Autohersteller werden dadurch eher noch größer.

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