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Leser-Service: ALLES AUTO hilft (Juli/August 2024)

ALLES AUTO hilft Juni! Regelmäßig wenden sich Leserinnen und Leser mit Fragen oder Bitten um Problemlösung rund ums Thema Auto an uns. Wir helfen und schaffen Klarheit bei komplexen Sachverhalten. Hier die Fälle aus dem Juli/August 2024:

leser-service: alles auto hilft (juli/august 2024)

Assistenz-Attacke

Mir ist es leider schon mehrmals passiert, dass der Notbrems-Assistent meines Autos grundlos eine Vollbremsung hinlegt. Mal missdeutet er auf kurviger Autobahn ein Fahrzeug in der Nebenspur als Ge­­fahr, mal wirft er den Anker ohne jeden ersichtliche Grund. Bisher ist wie durch ein Wunder nichts passiert. Was aber, wenn mir jemand in so einem Fall hinten auffährt? Bleibt mir dann die Schuld, oder kann ich den Autohersteller zur (Mit-)Verantwortung ziehen?

Johann Friedrich
9872 Millstatt

Dazu Mag. Claudia Bobrich, Juristin der D.A.S. Rechtsberatung der ERGO Versicherung:

Grundsätzlich gilt bei einem Auffahrunfall: War der Auffahrende zu schnell unterwegs bzw. hält er den nötigen Sicherheitsabstand nicht ein und kommt es deshalb zu dem Unfall, trägt er vermutlich die Alleinschuld am Unfall. Legt der Vordermann jedoch abrupt eine grundlose Vollbremsung hin, mit der der Hintermann weder rechnen konnte noch musste, kann auch eine Mitschuld des Vordermanns festgestellt werden. Eine solche unerwartete Vollbremsung kann auch durch einen Notbremsassistenten ­ausgelöst werden.

Assistenzsysteme werfen rechtlich, insbesondere im Zu­­sammenhang mit Unfällen, nach wie vor viele Fragen auf. Theoretisch ist eine (Mit-)Haftung des Herstellers im Einzelfall denkbar. Eine Fehlfunktion muss jedoch auch nachgewie-sen werden. Zudem muss diese für den Unfall ursächlich gewesen sein.

Für die Beurteilung eines Mitverschuldens ist auch relevant, ob das Problem bereits öfters aufgetreten ist und was der genaue Grund dafür ist. Weiß der Lenker von immer wieder auftretenden Fehlfunk­tionen und fährt er einfach un­­bekümmert weiter, kann dies sich auch auf die Verschuldensfrage auswirken. Der Zeitpunkt des Unfalls ist ebenfalls wichtig – Stichwort Verjährungsfrist.

Wendet der Auffahrende eine Mitschuld des Vordermanns ein, müsste dieser folglich eine Fehlfunktion des Assistenzsystems einwenden. Wer in welchem Umfang tatsächlich ein Verschulden trägt, ist im Zweifel eine Frage für Sachverständige und Gerichte.

Schilder-Überwucherung

Kann man für einen Verstoß gegen die Verkehrsregeln (Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit, Nachrangs-Missachtung etc.) bestraft werden, wenn das entsprechende Verkehrszeichen durch wu-chernde Pflanzen überdeckt ist? Und hilft mir im Fall einer Anzeige ein Beweisfoto?

Kertin Fritsch
E-Mail

Ein Verkehrszeichen muss grundsätzlich ordnungsgemäß per Verordnung kundgemacht werden, damit es für Verkehrsteilnehmer verbindlich ist. Als kundgemacht gilt es jedoch nur dann, wenn es für Verkehrsteilnehmer auch erkennbar ist. Ist das Verkehrszeichen etwa durch Pflanzenwuchs vollständig verdeckt, ist dies nicht mehr ge-währleistet.

Ist das Verkehrszeichen nur noch teilweise erkennbar, kommt es auf das Ausmaß an. Kann man etwa anhand der Form des Schildes auf die Verkehrsregel schließen – z. B. Vorrangschild oder Stopptafel – wird man den Pflanzenwuchs wohl nicht erfolgreich als Rechtfertigungsgrund einwenden können. Gleiches gilt, wenn man mit der für den Straßenverkehr nötigen Aufmerksamkeit anders erkennen hätte ­können, welches Verkehrsgebot bzw. -verbot besteht. (z. B. durch gut erkennbare Bodenmarkierungen).

Ein Foto mit Datum kann als Beweis durchaus hilfreich sein. So kann nachgewiesen werden, welche Situation zum vorge­worfenen Zeitpunkt bestanden hat. Wurde der Überwuchs ­nämlich nachträglich entfernt, kann es zu Beweisschwierig­keiten kommen.

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Foto: Pelka

Autobahn-Auffahrt

Ich wundere mich immer wieder darüber, wie andere Fahrer auf die Autobahn auffahren. Manche scheren extrem langsam, etwa mit 70 km/h, vom Beschleunigungsstreifen in die rechte Spur ein, andere wiederum scheinen Fahrer von der rechten Spur geradezu verdrängen zu wollen. Offenbar
ist dieser scheinbar simple Vorgang doch nicht so einfach. Können Sie erklären, wie man es richtig macht?

Wilhelm Kurmayer
E-Mail

Beim Auffahren auf die Autobahn sollte man den Beschleunigungsstreifen so lang wie möglich nützen, um seine Ge­­schwindigkeit an das Autobahntempo anpassen. Es ist gefährlich und daher kontra­produktiv, verfrüht und mit zu geringer Geschwindigkeit in die rechte Spur einzuscheren. Es ist erlaubt, am Beschleunigungsstreifen an langsameren Fahrzeugen auf der rechten Spur (etwa an Lkw) vorbeizuziehen, da es sich dabei nicht um Rechtsüberholen, sondern um Vorbeifahren handelt.

Zudem sollte man bedenken, dass man beim Einscheren in die rechte Autobahnspur Nachrang hat. Manche Autofahrer scheinen zu glauben, dass ihnen beim Auffahren auf die Autobahn Platz gemacht werden müsse (vielleicht, weil sie sich für die Rechtskommenden halten). Dem ist jedoch nicht so. Jene, die sich bereits auf der Autobahn befinden, haben grundsätzlich Vorrang gegenüber den Auffahrenden.

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Auspuff-Tröpfelei

Mein Hyundai Kona Hybrid hinterlässt beim Parken regelmäßig eine Wasserlache, weshalb wir schon mehrfach von Passanten darauf angesprochen wurden. Ich ließ den Wagen deshalb in der Werkstatt checken, dort wurde er technisch für in Ordnung befunden. Es geht mir aber nicht nur um die Technik, ­sondern auch um die Optik (siehe Bild). Ich habe noch kein Auto besessen, das beim Parken so viel Wasser verliert, noch dazu aus dem Auspuff. Können Sie mir weiterhelfen?

Guido Schlöglhofer
E-Mail

Beim Verbrennen von Benzin entsteht in geringer Menge auch Wasserdampf. Sind Motor und Auspuff noch kalt, kondensiert das Wasser im Auspuff. Der Auspufftopf füllt sich demnach immer mehr mit Wasser, das dann üblicherweise während der Fahrt hinten heraustropft. Dieser Vorgang ist umso häufiger, je mehr Kurzstrecken man fährt. Es sieht so aus, als hätte Ihr Kona an der Unterseite des Auspufftopfes ein ­konstruktionsbedingtes Loch, weshalb das Kondenswasser im Stillstand dort heraustropft. Eine ungewöhnliche Konstruktion, die jedoch den großen ­Vorteil bringt, dass sich kein Wasser im Auspufftopf sammeln kann – letzteres würde nämlich über kurz oder lang zu Rostbildung führen.

Sie schreiben, dass Sie noch kein Auto hatten, das derart viel Wasser verliert. Vielleicht fahren Sie in letzter Zeit vermehrt Kurzstrecken? Bzw. schaltet der Kona als Hybridfahrzeug immer mal wieder den Verbrenner aus, weshalb dieser wohl auch länger kaltläuft als in einem reinen Verbrennerfahrzeug ohne HybridFunktion.

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