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Krise auf deutschem E-Auto-Markt hausgemacht? Konzerne können aktuell zu sehr auf Zeit spielen

Co2-Ziele leicht erreichbar

Krise auf deutschem E-Auto-Markt hausgemacht? Konzerne können aktuell zu sehr auf Zeit spielen

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Parkplatz voller Neuwagen

In Deutschland verliert der E-Auto-Markt an Schwung. Das liegt offenbar an den Herstellern, aber auch an den politischen Vorgaben – aus Berlin und Brüssel.

Düsseldorf – Vollbremsung wäre wohl zu viel gesagt. Aber deutlich gedrosselt wurde der Markt für Elektromobilität in Deutschland schon. Obwohl er eigentlich erst so richtig durchstarten sollte.

„Deutschland ist der kranke Mann Europas, wenn es um E-Autos geht“, betont Susanne Goetz, Referentin für E-Mobilität bei T&E Deutschland. Hinter dem Kürzel verbirgt sich die Interessenorganisation Transport & Environment, die sich selbst als „Europas führende Befürworter von sauberem Verkehr und sauberer Energie“ bezeichnet.

E-Autos überzeugen: Studie zeigt hohe Zufriedenheit unter Fahrern

E-Autos in Deutschland: Deutlicher Rückgang im ersten Halbjahr 2024 – gegen den EU-Trend

Den vorwurfsvollen Satz belegen Zahlen einer T&E-Analyse. Demnach stieg die Zahl der verkauften batteriebetriebenen Elektroautos (BEVs) im ersten Halbjahr 2024 in der EU zwar um 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, doch Deutschland bremst die Entwicklung eben aus. Wird die Bundesrepublik rausgerechnet, beträgt der Wert sogar 9,4 Prozent.

Für Deutschland allein sei ein Rückgang der BEV-Verkäufe von 16,4 Prozent zu verzeichnen. Als Grund für diese Entwicklung wird auch das abrupte Aus für den Umweltbonus genannt, den die Ampel-Regierung kurzfristig strich.

Deutsche Autobauer setzen auf Verbrenner: Mit Benziner wird mehr Gewinn gemacht als mit E-Auto

Die E-Auto-Absatzkrise ist laut einem Bericht der Wirtschaftswoche aber auch hausgemacht. Denn die Konzerne würden aktuell nach dem Motto „pro Kasse, contra Klimaschutz“ verfahren. Mit ihrem derzeit verkauften Mix aus Verbrennern und E-Autos würden die Autobauer die Co2-Vorgaben der EU erreichen und könnten sich damit nun auf das aus wirtschaftlicher Sicht einzig erstrebenswerte Ziel fokussieren: Es sollen Gewinne gemacht werden.

Dafür würden niedrige Preise für Benziner und Diesel angesetzt, um den Absatz zu steigern. Denn mit diesen Fahrzeugen lasse sich mehr Geld verdienen als mit Stromern. Dabei spielt VW, Mercedes-Benz & Co. in die Karten, dass die aus Brüssel vorgegebenen Co2-Zielwerte erst in den kommenden Jahren weiter absinken. 2025 ist die nächste der anstehenden Fünf-Jahres-Stufen erreicht. Somit werden die Hersteller erst in Zukunft gezwungen sein, deutlich mehr E-Autos abzusetzen.

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Leerer E-Auto-Parkplatz

E-Auto-Markt startet besser als erwartet: Co2-Ziel wird von Herstellern wohl recht einfach erreicht

Insider aus der Autoindustrie würden dieses Vorgehen im Hintergrund offen eingestehen. Ein hoher VW-Manager erklärt demnach, die kommenden Monate und Jahre würden traditionellen Autokonzernen mit ihrem Verbrenner-Portfolio eine letzte Chance bieten, speziell mit Benzinern die Renditen aufzubessern. Heißt: Die Mobilitätswende wird aktiv verschleppt. Und das nicht nur in Wolfsburg, wo einem Bericht zufolge aktuell wegen eines Milliardenlochs auch über weitere Sparmaßnahmen diskutiert werden soll.

Dabei spielt demnach auch hinein, dass der E-Auto-Markt mehr anzog als offenbar erwartet. Die Hersteller hätten in den vergangenen Jahren mehr rein elektrische Autos abgesetzt, als die EU ursprünglich angenommen hatte. Den Vorgaben aus Brüssel zufolge können E-Autos mit einem Co2-Ausstoß von Null angesetzt werden, weshalb der durchschnittliche Klimagasausstoß der Autobauer enorm gedrückt werde.

Autobauer auf dem Ziel zur Co2-Vorgabe der EU: Viele Ausweichmöglichkeiten wie das Pooling – mit Musk

Auch in Zukunft würden sich aber genug Ausweichmöglichkeiten bieten, um die Obergrenzen der EU einzuhalten. Denn laut einer T&E-Schätzung hat Volvo die Ziele für 2025 bereits im Jahr 2023 geschafft, weit entfernt davon sind lediglich Mercedes-Benz, Volkswagen und Ford. Sie müssten demnach im kommenden Jahr 24 Prozent ihrer Absätze über BEVs erzielen.

Möglich sei dies über die Einführung neuer BEV-Modelle, den Verkauf von mehr Hybrid-Fahrzeugen oder die Verkleinerung der umweltschädlichsten Modelle. Dann könnte der Absatzanteil von BEVs auf 18 Prozent gesenkt werden.

Eine andere Option sei das sogenannte Pooling, bei dem mehrere Hersteller ihre Verkäufe bündeln lassen. Als Beispiele gelten Marktführer Toyota, Honda oder Tesla. Besonders attraktiv sind dann natürlich jene potenziellen Partner, deren Fahrzeuge möglichst wenig Co2-Ausstoß zu verzeichnen haben. Wie eben der Konzern von Elon Musk.

Autobauer setzen aktuell auf Verbrenner: Konzerne setzen Gewinnmaximierung über Klimaschutz

T&E gibt an, würden sich Konzerne wie die Sorgenkinder Mercedes-Benz, Volkswagen und Ford mit den Spitzenreitern wie Volvo oder Tesla zusammenschließen, hätten sie 36 Prozent weniger BEVs zu verkaufen, um einen hochgereckten Daumen der EU zu bekommen. Wird all dies berücksichtigt, sei das für 2025 ausgegebene Ziel leicht zu erreichen.

Umso mehr Zeit bleibt für das eigentliche Ziel Gewinnmaximierung. Hierzu hält die Wirtschaftswoche fest, es falle auf: „Je weiter die Hersteller von ihren Renditezielen entfernt sind, umso mehr fördern sie den Absatz von Verbrennern.“ Deren in der EU beschlossenes Ende für das Jahr 2035 wackelt ohnehin längst beträchtlich. (mg)

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