Kia

Kia Ceed Sportswagon: Das Facelift als Plug-in-Hybrid im Test

Klasse Kompakt-Kombi, müder Hybrid

kia ceed sportswagon: das facelift als plug-in-hybrid im test

Was ist das?

Unser letztes Têt à Têt mit dem Kia Ceed Sportswagon 1.6 GDI Plug-in-Hybrid ist nun schon mehr als zwei Jahre her. Im März 2021 ging unser dreimonatiger Dauertest mit dem kompakten Kabel-Kombi zu Ende. Mit seinen Qualitäten als Familienauto waren wir sehr zufrieden. Der Antrieb rief etwas weniger Begeisterung hervor. Seitdem gab es ein Facelift. Und den Wegfall der üppigen Förderung von 6.750 Euro. Macht der PHEV dann überhaupt noch irgendeinen Sinn?

Nun, zuerst einmal müssen wir festhalten: War der Hybrid-Ceed damals noch ein echtes Einhorn, hat sich die Lage inzwischen verändert. Nein, den Volkswagen Golf Variant gibt es noch immer nicht mit Ladeklappe, allerdings hat Stellantis seitdem mit dem Opel Astra Sports Tourer und dem Peugeot 308 SW interessante und deutlich kräftigere Alternativen auf den Markt gebracht. Beide sind mit 180 oder 225 PS zu haben.

Vor allem das “deutlich kräftigere” ist in diesem Zusammenhang nicht unbedeutend, denn die Schwäche des Südkoreaners bleibt seine – naja – Schwäche. Das Facelift brachte hauptsächlich optische Retuschen sowie einen spürbaren Geschmeidigkeitsboost (samt Mildhybridisierung) beim Diesel. Beim PHEV änderte sich nichts.

Weiterhin gibt es einen 1,6-Liter-Saugbenziner mit zähen 105 PS. Inklusive des 60 PS starken E-Motors ergibt sich eine Systemleistung von überschaubar attraktiven 141 PS. Das Systemdrehmoment beträgt immerhin 265 Nm. Selbiges liegt aber nur gaaanz unten zwischen 1.000 und 2.400 Touren an. Dafür hat Kia den Stromverbrauch im Griff. Eine vergleichsweise winzige 8,9-kWh-Batterie reicht für 58 Kilometer elektrischer WLTP-Reichweite. Das hilft auch dem Gewicht – der Hybrid-Kombi bleibt unter der 1.600-Kilo-Marke.

Die Modellpflege selbst ist auch schon wieder mehr als eineinhalb Jahre her. Sie brachte durchaus gelungene optische Retuschen an Grill, Schürzen und Co. Dazu dezente Anpassungen im Interieur. Nichts Weltbewegendes, aber wenn’s passt, dann passt es halt. Da beißt die Maus beim Ceed keinen Faden ab.

Etwas schwierig wird’s leider beim Blick auf die Preisliste. Da muss inzwischen ein Grundpreis von 37.980 Euro verdaut werden (staatliche Förderung ist ja seit Anfang 2023 nicht mehr). Trotz sehr guter Ausstattung ein ordentlich Brett. Vor allem wenn man bedenkt: Den deutlich fixeren 160-PS-Turbobenziner mit Doppelkupplungsgetriebe gibt es schon ab 29.490 Euro. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Die genannten Konkurrenten aus Rüsselsheim und Paris plündern noch mehr vom mühsam Ersparten. Der Astra Sports Tourer Plug-in-Hybrid mit 180 PS startet bei 42.800 Euro, der Peugeot 308 SW Plug-in-Hybrid 180 gar bei 45.500 Euro.

Also eher auf den Plug-in-Hybrid verzichten?

Mann kann natürlich immer den Verbrauch ins Feld führen. Bei normalem Alltags-Gegondel zwischen Büro, Supermarkt und Tennisplatz schaffte ich im Mischbetrieb gute vier Liter bis fünf Liter. Und selbst auf einer knapp 400 Kilometer langen Autobahn-Etappe, wo der Ceed im Prinzip durchgehend auf Anschlag lief (es war ein sehr langer Tag, ich wollte einfach nur heim), waren es nicht mehr als 8,3 Liter.

Jetzt muss man nicht unbedingt vollkommen unchristlich ins rechte Pedal kloppen, um zu erkennen, was der große (und so ziemlich einzige) Schwachpunkt an diesem Auto ist. Es geht einfach nicht besonders viel vorwärts. Ziemlich unabhängig von Drehzahlbereich oder momentaner Geschwindigkeit. Der Hybrid im Ceed ist eine ziemlich lahme Wurst. 10,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und maximal 200 km/h Spitze (ist die Batterie leer, sind es noch 170 km/h) klingen auf dem Papier völlig okay, aber es fühlt sich nicht so an.

Dazu kommt ein Doppelkupplungsgetriebe, dass ernüchternd viel CVT im Stammbaum haben muss. Angestrengte Geräuschkulisse inklusive.

Da lohnt sich durchaus der Blick auf die übrigen Antriebsalternativen. Wer oft in seinem Ceed sitzt, sollte sich ruhig mal den 136 PS starken Diesel zu Gemüte führen, der nach dem Facelift deutlich geschliffener zu Werke geht und mit 5 bis 6 Liter zu fahren ist. Oder eben erwähnten 1,5-Liter-Turbo-Benziner mit 7-Gang-Doppelkupplung, der oben raus etwas kernig wird, insgesamt aber mit Laufruhe und annehmbarem Verbrauch bei guten Fahrleistungen überzeugt.

Apropos Fahrleistungen …

Wie gesagt, mit dem Ablästern über den PHEV-Antriebsstrang hat sich die Kritik am Ceed Sportswagen im Prinzip erledigt. Er fährt ziemlich genau so, wie man sich das für einen C-Segment-Kombi ohne sportliche Ambitionen nur wünschen kann.

Fahrwerk und Lenkung finden einen wunderbaren Kompromiss aus leichtgängig, angenehm und akkurat. Das ist nie ausgeprägt sportlich (wer will das bei diesem Auto?), aber absolut präzise und auf “reinsetzen, losfahren, wohlfühlen” ausgelegt. Auch die Qualität der Dämpfung kann sich sehen lassen. Alles satt, keine störenden Geräusche oder Vibrationen – passt. Da könnte sich ein gewisser schwäbischer Premiumhersteller ruhig mal ein Scheibchen oder zwei abschneiden, wie Sie hier lesen können.

Und innen?

Da gibt es in der Klasse der kompakten Kombis deutlich weniger Kompromisse als noch vor einigen Jahren. Der 4,60 Meter lange Ceed bildet da keine Ausnahme. Die Kopffreiheit geht dank der spät abfallenden Dachlinie voll in Ordnung und selbst recht große Menschen können hinter recht großen Menschen (jeweils so 1,85 Meter) gut sitzen. Das Kofferraumvolumen geht mit 437 bis 1.506 Liter für einen PHEV irgendwie in Ordnung. Unter dem Kofferraumboden gehen dann nochmal 60 Liter.

Die Ladekante ist im aktuellen Modell schön niedrig. In den höheren Ausstattungslinien kommen serienmäßig praktische Beladungsgagdets dazu. So etwa ein Trennnetz, das hinter der ersten oder zweiten Sitzreihe gespannt werden kann oder ein verschiebbares Schienensystem im Boden.

Das Ceed-Cockpit ist alles andere als ein Prunk-Palast, aber die Qualität geht in Ordnung und die Bedienung ist ziemlich vorbildlich. Die meisten Schalter sind recht groß, es gibt richtige Knöpfe und Drehrädchen für die Klimasteuerung und trotz Touch-Bedienung findet man sich auf dem 10,25-Zoll-Infotainmentscreen schnell gut zurecht.

Den hohen Preis des Plug-in-Hybrids hatte ich bereits angesprochen. Dafür kommt der teilelektrische Kombi aber mindestens in der gehobenen Spirit-Ausstattung mit Klimaautomatik, Sitz- und Lenkradheizung, großem Infotainment-Display, Rückfahrkamera, elektrischem Glasschiebedach und zahlreichen Assistenzsystemen.

Darunter ein aktiver Spurhalteassistent und eine Kollisionswarnung mit Fußgängererkennung. Der Ausparkassistent überwacht den kreuzenden Verkehr und warnt beim Rückwärtsausparken vor Autos, Fahrradfahrern oder Fußgängern. Seit dem Facelift auch mit Bremseingriff. Neu sind dazu ein Ausstiegswarner und die nun auch beim Vorwärtsfahren aktivierbare Rückfahrkamera.

Wer absolut volle Hütte mit 17-Zöllern, elektrischer Heckklappe, digitalen Instrumenten, induktivem Handy-Laden, elektrischen und belüfteten Ledersitzen, Sitzheizung auf allen Plätzen und intelligentem Parksystem will, muss 42.080 Euro für den Platinum hinlegen.

Immer dabei ist die nach wie vor herausragende Sieben-Jahres-Garantie.

Fazit: 6,5/10

Der Ceed Sportswagon ist ein sehr guter Kompakt-Kombi, der einem das Leben mit viel Platz, logischer Bedienung, umfangreicher Ausstattung, guter Qualität, herausragender Garantie und einem sehr entspannten aber exakten Fahrverhalten so leicht wie möglich macht.

Allein der zähe, dröhnige und im Vergleich kostspielige, weil nur in den hohen Trimm-Leveln verfügbare Plug-in-Hybrid macht dem hier getesteten Auto einen Strich durch die Rechnung. Wenn Sie ihn nicht gerade als Firmenwagen nutzen und/oder daheim sehr günstig laden können, dann greifen Sie zum Diesel oder einem der Turbobenziner. Dann ist der Ceed Sportswagon auch ein 7,5- bis 8-Punkte-Auto.

Technische Daten und Preis Kia Ceed Sportswagon 1.6 GDI Plug-in-Hybrid

  • Motor: Vierzylinder-Saugbenziner mit 1.580 ccm Hubraum plus Elektromotor
  • Getriebeart: 6-Gang-Doppelkupplung
  • Antrieb: Vorderradantrieb
  • Leistung: 77 kW/105 PS (Verbrenner), 44,5 kW/60,5 PS (Elektro), 104 kW/141 PS (Systemleistung)
  • Max. Drehmoment: 265 Nm bei 1.000 bis 2.400 U/min (Systemleistung)
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 10,8 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
  • Leergewicht: 1.576 Kg
  • Zuladung: 454 kg
  • Kofferraumvolumen: 437 – 1.506 Liter
  • Anhängelast: 1.300 Kg
  • Elektrische Reichweite: 58 km
  • Batterie: Lithium-Ion-Polymer, 8,9 kWh Kapazität
  • Ladeanschluss: Typ 2 mit 3,3 kW
  • Aufladezeit: 2:45 Stunden bzw. 165 Minuten (von 0 auf 100 Prozent)
  • Verbrauch: WLTP: 1,1 l Super u. 9,3 kWh/100 km; Testverbrauch: 4,5 Liter; bei Volllast: 8,3 Liter
  • Emission: WLTP: 28,3 g/km CO2
  • Basispreis: 37.890 Euro
  • Preis des Testwagens: 42.080 Euro

TOP STORIES

Top List in the World