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Im feinen Zwirn auf heißen Öfen durch Frankfurt

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Im feinen Zwirn auf heißen Öfen durch Frankfurt

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Auf Tour: Die Biker starten am Rathenauplatz.

Die Gentlemen bitten zur Kasse: Schaufahren mit Motorrädern für die Krebsforschung.

Was für ein Schaulaufen am Pfingstsonntagmorgen auf dem Rathenauplatz. Eigentlich ja ein Schaufahren, weil es hier um den „Distinguished Gentleman’s Ride“ geht. Also vorrangig um, nun ja, kultivierte Männer, die gerne im schicken Outfit auf die Piste gehen. Im feinen Zwirn, Tweed steht hoch in Kurs, knappe Westen und Fliege. Dazu Schirmmütze, Batschkapp oder Schieber, wie immer man diese besondere Kopfbedeckung von Herren nennt, gewienerte Schuhe, durchaus auch knackige Stiefel.

Das passt zum Gefährt, mit dem sie anrauschen. Sie lieben nämlich klassische Motorräder und klassischen Chic auch in der Mode. Die meisten jedenfalls. Stylisch von Kopf bis Fuß, vom chromblitzenden Rückspiegel bis zur hintersten Auspuffkante, aus der es so herrlich knattert.

Und die Frauen erst. „Ja, bei uns fahren auch Frauen mit“, berichtet ein Gentleman. Als Pilotin oder auf dem zweiten Sitz. Deswegen nennen sie sich auch gerne „Gentle Folks“. Nadine Pandion etwa kommt im langen petrolfarbenen Kleid mit Schlitz und High Heels – nicht zu Fuß anstolziert zwischen all diesen gut gekleideten Herren, sie sitzt auf dem Sozius der Maschine von Cedric Grab, einer BMW R9 T Scrambler 1100. Im Damensitz! Sozusagen seitwärts ausgerichtet. Mit einer Hand hält sie sich an ihrem Cedric fest, mit der anderen das Kleid hoch, das haben sie auf den letzten Kilometern zum Treffpunkt geübt. Dafür gibt es ganz klar die beste B-Note, das Paar aus dem Taunus ist der besondere Hingucker beim besonderen Bikertreffen.

Wo es langgeht bei der Aufstellung der heißen Maschinen in langen Reihen auf dem Platz in der City, gibt Swen Busse vor. Auch der Parkplatzanweiser ist im feinen Zwirn und Weste und natürlich mit eigener Maschine gekommen, auf der er später mit Kippe im Mundwinkel die ersten Meter hinter der Polizeieskorte hertuckert. „Es geht um Spaß, um positiven Lifestyle, irgendwie auch um Kunst und Inspiration“, fasst er zusammen und spricht dabei für die „Les Apaches de Francfort“, die sich als Motorrad- und Lifestyle-Community verstehen und das Treffen in Frankfurt seit 2017 organisieren.

Die Idee stammt aus Australien, dort wurde der spaßige Ride mit ernstem Hintergrund 2012 in Sydney ins Leben gerufen. Es geht vordergründig um Aufklärung über Prostata- und Hodenkrebs, die häufigsten Krebserkrankungen bei Männern, die zweithäufigste mit Todesfolge ist der Prostatakrebs. Es geht um die mentale Gesundheit von Männern und um die hohe Zahl der Suizide als Folge von psychischen Erkrankungen wie Depressionen. Dafür wird beim Charity-Event „Distinguished Gentleman’s Ride“ Geld gesammelt, das die Fahrer:innen und Gäste spenden. Bei weltweit inzwischen rund 1000 Rides kamen so über die Jahre ungefähr 50 Millionen US-Dollar zusammen. Finanziert werden damit weltweit Einrichtungen, die sich spezieller medizinischer Forschung und der Entwicklung neuer Tests und Behandlungsmethoden widmen.

Um kurz nach 11 Uhr, nach dem ersten Smalltalk in der temporären Flanierzone zwischen einer alten Triumph Bonneville T120, feinen Harley Davidson, Moto Guzzi und reichlich historischen BMW-Motorrädern, garniert von alten Vespas mit traditionell italienischer Besatzung, macht sich der Tross unter aufkochendem Geknatter auf den Weg durch die Stadt. Nur die Helmpflicht ist dann ernster zu nehmen als die Aufforderung zum Style in möglichst hoher Potenz. Das gehört dazu, dass der Schieber mit dem Kopfschutz getauscht wird, auch Nadine Pandion trägt einen. „Lasst uns einen schönen Ride haben“, ruft der verantwortliche „Ride Host“ Peter Müller nach den letzten Instruktionen an die Community ins Mikro, bevor er selbst auf eine 40 Jahre alte BMW steigt. Kurz zuvor wurde bekanntgegeben, dass wohl wieder über 20 000 Euro für den guten Zweck gespendet wurden.

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