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Hyundai Ioniq

Hyundai Ioniq 5 N: Power-Stromer für die Rennstrecke

Der Buchstabe “N” steht bei Hyundai für besonders sportliche Modelle. Auch der vollelektrische Ioniq 5 darf ihn künftig tragen. Der Crossover steigert damit seine Leistung deutlich. Aus aktuell bis zu 305 PS könnten knapp 600 PS werden. Das soll dann im Alltag, aber auch auf der Rennstrecke überzeugen. Gleichzeit ist man um Nachhaltigkeit bemüht.

hyundai ioniq 5 n: power-stromer für die rennstrecke

Prototyp auf dem Nürburgring: Vollelektrischer Ioniq 5 N von Hyundais sportlicher Submarke. Hersteller

Sportliche Leistungsfähigkeit, Elektromobilität und Nachhaltigkeit sollen bei Hyundai nicht im Widerspruch zueinander stehen. In den Startlöchern steht nun das vollelektrische Topmodell Ioniq 5 “N”. Der Fünfer-Ioniq soll, wie andere N-Varianten des Autobauers, einerseits renntauglich, andererseits aber auch ein Sportwagen für den Alltag sein. In diesen Tagen demonstrierte ein Prototyp als rollendes schon mal seine Qualitäten auf Erprobungsrunden am legendären Nürburgring. Dort hat Hyundai und speziell die Submarke “N” auch ihr europäisches Testzentrum.

Mit Drag- und Trackmodus

Schon optisch fallen am Ioniq 5 N Karosseriemodifikationen ins Auge, die dem Crossover im Vergleich zur “zivileren” Modellvariante einen sportlicheren Touch geben. Zu den technischen Besonderheiten des Performance-Modells zählen unter anderem ein besonders leistungsfähiges Wärmemanagement für die Batterie und eine spezielle Vorkonditionierung der Akkus je nach Fahrmodus. So wird im “Drag-Modus” die optimale Temperatur für die sofort abrufbare maximale Leistung eingestellt, der “Track-Modus” steht für die möglichst niedrige Batterietemperatur zur Verlängerung der Reichweite – oder für die eine oder andere zusätzliche Runde auf der Rennstrecke.

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Überhaupt ist die Kühlung bei solchen E-Fahrzeugen eine viel größere Herausforderung als bei Verbrennern. Beim Ioniq 5 N wurden deshalb unter anderem der Kühlbereich vergrößert und neue Lösungen für das Wärmemanagement und die Funktion “N-Race” gefunden. Letztere verbessert die Ausdauer, oder erlaubt mit anderen Worten die ständige Kontrolle des Energieverbrauchs des elektrischen “Hochleistungs-CUV” auf der Rennstrecke – per Knopfdruck ohne das Team von Mechanikern an den Boxen. Der Fahrer entscheidet, ob er strategisch eher den Schwerpunkt auf “N-Durance” oder “Sprint” legt. In “N-Durance” wird die Reichweite erweitert, aber gleichzeitig sinkt die Spitzenleistung um zehn Prozent, in “Sprint” steigt dagegen die Leistung.

Synthetischer Motorsound

Einige der Modifikationen konnten die Hyundai-Techniker per Software erledigen. Eher ein akustischer Gag ist der Soundgenerator mit drei Optionen, der besonders für einschlägige Fans ein Motorgeräusch simuliert. Zusammen mit dem Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, das die Schaltvorgänge wie bei einem Verbrennermotor herbeizaubert, soll der Fahrer des Elektromobils zu einem außergewöhnlich emotionalen Fahrgenuss kommen.

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Der Ioniq 5 N kommt Ende des Jahres nach Deutschland. Offizielle Leistungs- und Verbrauchswerte, auch Preise für den schnellen Vollzeit-Stromer liegen derzeit noch nicht vor. Zu vermuten steht aber, dass sich das Performance-Modell 600 PS annähert und in weniger als 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h sprintet. Dem Vernehmen nach soll es auch mehr Batteriekapazität geben, ohne dass der 77,4-kWh-Akku des Standardmodells dazu vergrößert werden müsse. Und selbstredend bleibt es bei der l800-Volt-Ladetechnik für schnelle Ladezeiten. Das aktuelle allradgetriebene Ioniq-5-Topmodell mit 77,4-kWh-Akku und 239 kW (325 PS) startet bei 61.200 Euro, der eng verwandte Kia EV6 GT mit 430 kW/585 PS bei 72.990 Euro.

Recyclingmaterialien, aber nicht vegan

Schon beim Standardmodell Hyundai Ioniq 5 ist Nachhaltigkeit angesagt. Die Verantwortung für die Umwelt ende nicht mit der Elektrifizierung, heißt es bei dem südkoreanischen Autobauer. Beispiele, wie solche Bestrebungen umgesetzt werden, gibt es allerorten im Fahrzeug, nicht nur bei umweltfreundlichen und nachhaltig gewonnenen Materialien und Lacken. So bestehen die Armlehnen der Türen und das Garn der Sitzbezüge aus recycelten Plastikflaschen; jeder Ioniq 5 nutzt 32 davon und verringert nach Herstellerangaben den Kohlendioxidausstoß um bis zu 70 Prozent. Beim Dachhimmel, den Sitzen und im Bodenbelag wird ein anderes Garn mit organischen Bestandteilen wie Zuckerrohr und Mais verwendet.

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Höhere Ausstattungslinien profitieren von bis zu 30 Prozent echter Wolle für die Sitzbezüge. Auch das soll die CO2-Emissionen deutlich verringern. Ähnliches gilt für die Türverkleidungen, die mit umweltfreundlich bearbeitetem Leder bezogen sind; es ist mit Extrakten von Leinsamenöl statt mit tierischen Ölen gefärbt, Veganer werden trotzdem aussteigen. Zudem nutzt man Biomaterial aus Mais-, Palm- und Bohnen-Öl. Aus den in den Meeren treibenden großen Mengen an Fischernetzen werden Fußmatten. Geborgen werden die Netze von der Hyundai-Partnerorganisation “Healthy Seas”. CMF-Designerin Emelie Grimm vom europäischen Designcenter in Rüsselsheim geht bei den Fischernetzen von 20 Prozent Materialanteil aus, was bei der Produktion aber schon eine CO2-Ersparnis von 22 Prozent bringe. Die Designerin ergänzt, dass “der PET-Stoff der Sitze einen Anteil von 46 Prozent erreicht, das ergibt eine CO2-Ersparnis von 32,2 Prozent”.

Lack aus Altreifen

In der elegant gezeichneten und besonders aerodynamischen Limousine Ioniq 6 (einen ausführlichen Fahrbericht lesen Sie hier) wiederum, die seit Anfang 2023 verkauft wird, finden sich sogar schon Lacke aus Bambus-Holzkohle-Pigmenten und weggeworfenen Reifen.

Wer aber meint, mit dem recycelten Material könnte Geld gespart werden, der irrt. Unter dem Strich ist es eher teurer als chemische Produkte. Insider sprechen von mindestens 15 Prozent Aufschlag.

Hyundai ist freilich nicht der einzige Hersteller, der mit Recyclingmaterialien arbeitet. Kritisch hinterfragt werden muss indes ein anderer Punkt: Wie umweltfreundlich und sinnvoll Elektroantriebe in schweren und leistungsstarken Fahrzeugen denn überhaupt sind.

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