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Hightech-Tool erkennt Lärmsünder auf österreichischen Straßen

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Ein Motorradfahrer wird bei der

Zehntausende Motorradfahrer versammelten sich in der Vorwoche am Kärntner Faaker See. Bei den „European Bike Days“ zeigen sie einmal im Jahr ihre Harleys und tauschen sich mit anderen Bikern aus. Viele Anrainer leiden unterdessen am Lärm, der als dauerhaftes „Grollen“ beschrieben wird. Einige Zweiräder sind sogar lauter als erlaubt, weil sie getunt wurden.

In Kärnten kennt man solche lauter gemachten Fahrzeuge seit geraumer Zeit: Das GTI-Treffen lockte ab 1982 jedes Jahr Zehntausende Tuning-Begeisterte an den Wörthersee. In anderen österreichischen Städten sorgen illegale Straßenrennen mit knallenden Auspuffen für Ärger.

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Schall-Detektor erkennt Lärmverursacher

Die Polizei tut sich schwer, solche Lärmsünder auf frischer Tat zu ertappen. „Im Zuge dieser Kärntner Events rund um sehr laute Fahrzeuge ist die Idee für unser Forschungsprojekt entstanden“, erklärt Ferdinand Fuhrmann von Joanneum Research. Er ist Projektleiter von „NoiseSens“, einem von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützten Projekt, bei dem seit 2023 ein Messgerät für die Polizei entwickelt wird, das getunte Fahrzeuge erkennen soll.

„Es geht darum, Lärmsünder zu identifizieren. Ähnlich wie Temposünder, die die gesetzlich erlaubte Höchstgeschwindigkeit überschreiten, ist ein Lärmsünder ein sehr lautes motorisiertes Fahrzeug“, erläutert Fuhrmann. Derzeit gebe es jedoch kein geeignetes Messgerät. „Um einen Schallpegel aufzunehmen, der vor Gericht hält und nicht angefochten werden kann, braucht man ein geeichtes Messgerät. Derzeitige Geräte verwenden Mikrofone mit einer omnidirektionalen Empfindlichkeit – sie nehmen den Schall aus allen Richtungen gleich auf“, erklärt er. Identifiziert die Polizei derzeit ein zu lautes Fahrzeug, kann sich der Lenker deshalb leicht auf eine andere Lärmquelle in der Umgebung herausreden. „Deswegen entwickeln wir ein Messgerät, mit dem man Schallpegeln Richtungen zuweisen kann“, erklärt Fuhrmann.

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Mittels Thermobildern erkennt das Gerät auffällige Wärmeentwicklung beim Fahrzeug, etwa im Bereich der Reifen.

Wärme verrät Tuning

Neben Mikrofonen enthält das Messgerät Kameras. Diese machen Bilder vom Fahrzeug und der Nummerntafel. Zusätzlich werden auch Wärmebildkameras eingesetzt. „Diese sind dazu da, um auch eventuelle thermische Auffälligkeiten, die ja oft mit dem Pegel Hand in Hand gehen, zu dokumentieren. Durchdrehende Reifen sind etwa laut und sehr heiß. Die Kameras können noch einen zweiten Beweis liefern“, sagt Fuhrmann.

Christian Raffelsberger von Lakeside Labs in Klagenfurt kümmert sich bei dem Projekt, an dem mehrere österreichische Firmen und die Kärntner Landesregierung beteiligt sind, um die korrekte und sichere Übertragung der Sensordaten: „Die Idee ist, dass das Gerät am Straßenrand aufgestellt wird, die Lärmsünder aufnimmt und das dann von einem Einsatztrupp angeschaut wird. Dazu werden die Daten automatisch auf ein Tablet übertragen“, sagt Raffelsberger.

Denn es gelte, zu laute Fahrzeuge schnell aus dem Verkehr zu ziehen: „Anders als beim Radar, das etwas aufnimmt, aber der entsprechende Brief dann oft erst Monate später ankommt, sollen Lärmsünder mit unserem Gerät sofort rausgezogen werden können“, erklärt er. Die Übertragung der Daten aufs Tablet funktioniert in Echtzeit mit 5G und WLAN.

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Dieses Schema zeigt, wie das System im Kern funktioniert: Ein Mikrofon erkennt Lärm über 95 dB, daraufhin wird das Fahrzeug identifiziert, wo der Schall herkommt. Kameras halten das Fahrzeug zusätzlich fest. Dann werden die Daten in Echtzeit ans Tablet geschickt und dort aufbereitet. Grundsätzlich funktioniert das System auch komplett autonom.

“Ob er mit einem Motorroller fährt, einen Formel-1-Wagen oder einen Campingbus ist egal – zu laut ist zu laut.”

Gesetze gegen Lärm in Österreich

Noch ist das Messgerät nicht fertig, aber es gibt bereits einen Prototypen. Wenn das Projekt im Februar endet, soll daraus ein richtiges Produkt entstehen, das man zunächst im Ausland verkaufen will, weil dort strengere Gesetze für Lärmemissionen gelten.  „Bei uns gibt es keine gesetzlichen Richtlinien für Verkehrslärm“, erklärt Fuhrmann. Bei der Zulassung werde der maximale „Lärmemissionspegel“ abgenommen, exakt lasse sich dieser derzeit allerdings kaum bestimmen. Im Verdachtsfall darf die Polizei das Fahrzeug aus dem Verkehr ziehen, dann muss es zur Prüfstelle gebracht werden.

„Wir sind davon überzeugt, dass sich die Gesetzeslage in Österreich ändern wird“, sagt Fuhrmann. Er glaubt, dass Pregelgrenzen für Wohngebiete kommen werden. „Dann ist das Lärmen eine Straftat und der Lenker wird bestraft. Ob er mit einem Motorroller fährt, einen Formel-1-Wagen oder einen Campingbus ist egal – zu laut ist zu laut.“

* Diese Serie erscheint in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).

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Bei Auto-Treffen sind meist viele getunte Modelle zu sehen.

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